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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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wedelte mit dem Schwanz.
Bummer kläffte, als er seinen Namen hörte.
    »Sehr aufmerksam von dir, mein
Kind. Meine Mannen werden sich freuen.«
    »Einen schönen Tag noch«, sagte
sie und ging weiter. Tommy starrte auf ihre Waden.
    Zwei Männer kamen vorbei, vertieft
in einen Streit über Preise und Gewinne. Sie hielten in ihrer Unterhaltung inne
und nickten dem Kaiser zu.
    »Geht mit Gott«, sagte der Kaiser.
Er wandte sich wieder an Tommy. »Bist du noch immer auf der Suche nach einer
Bleibe, oder nur noch auf der Suche nach einer Frau?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Du trägst deine Einsamkeit wie
ein Banner vor dir her.«
    Tommy hatte das Gefühl, sein Ego
hätte gerade einen rechten Haken gegen den Unterkiefer eingefangen. »Um ehrlich
zu sein, habe ich eine Frau kennengelernt, und ich werde heute nachmittag eine
Wohnung mieten.«
    »Tut mir leid«, erwiderte der
Kaiser. »Da habe ich mich wohl getäuscht.«
    »Nein, haben Sie nicht. Ich bin am
Arsch.«
    »Wie bitte?«
    »Ein Wahrsager hat mir gesagt, daß
es keine Frau in meiner Zukunft gäbe.«
    »Madame Natasha?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Du darfst nicht zuviel auf Madame
Natashas Prophezeiungen geben. Er stirbt, und das verdunkelt seine seherischen
Fähigkeiten. Die Seuche.«
    »Das tut mir leid«, sagte Tommy. Um
ehrlich zu sein, war er erleichtert, aber dann überkamen ihn Schuldgefühle
wegen der Ursache, die dahinterstand. Er hatte kein Recht, sich in
Selbstmitleid zu ergehen. Der Kaiser hatte nichts außer seinen Hunden, und
dennoch galt seine ganze Anteilnahme seinen Mitmenschen. Ich bin der letzte
Dreck,' dachte Tommy bei sich. Er sagte: »Euer Hoheit, ich habe jetzt etwas
Geld, wenn Sie was brauchen ...«
    Der Kaiser hielt den Schein hoch,
den die Frau ihm gegeben hatte. »Wir sind gut versorgt, mein Sohn.« Er stand
auf und zog an den Stricken, mit denen Bummer und Lazarus angeleint waren. »Und
ich sollte mich besser auf den Weg machen, bevor meine Mannen vor Hunger
rebellieren.«
    »Ich wohl auch, denke ich.« Tommy
erhob sich ebenfalls und wollte schon die Hand zum Schütteln ausstrecken, dann
verbeugte er sich statt dessen. »Vielen Dank für Ihre Gesellschaft.«
    Der Kaiser zwinkerte, drehte sich
auf dem Absatz um und machte sich daran, seine Truppen fortzuführen. Plötzlich
blieb er jedoch stehen und wandte sich noch einmal zurück. »Und faß nichts mit
einer scharfen Kante an, solange du in dem Gebäude bist, hast du gehört, Sohn?
Keine Schere, keinen Brieföffner, nichts.«
    »Warum?« fragte Tommy.
    »Es ist die Form des Gebäudes,
eine Pyramide. Sie wollen nicht, daß die Leute davon erfahren, aber sie haben
einen Vollzeitangestellten, dessen einzige Aufgabe es ist, herumzugehen und
Brieföffner abzustumpfen.«
    »Sie nehmen mich auf den Arm.«
    »Sicherheit geht vor«, erklärte
der Kaiser.
    »Vielen Dank.«
    Tommy holte tief Luft und wappnete
sich für seinen Angriff auf die Pyramide. Als er aus der Sonne unter die
massigen Betonstützpfeiler trat, schauderte er trotz seines Flanellhemds, so
als hätte der Beton die klamme Kälte des nächtlichen Nebels gespeichert und
strahlte sie nun wieder ab wieeine Kühlschrankspule. Als Tommy
schließlich den Empfang erreichte, fröstelte er. Ein Wachmann beäugte ihn
argwöhnisch.
    »Kann ich Ihnen helfen?“
    »Ich suche die Personalabteilung
von Transamerica.« Der Wachmann rümpfte die Nase, als hätte man Tommy in eine
Kloake getunkt. »Haben Sie einen Termin?«
    »Ja.« Tommy wedelte mit Jodys
Papieren unter der Nase des Wachmanns.
    Der Wachmann griff zum Telefon und
tippte gerade eine Nummer, als ein zweiter Wachmann hinter ihm herankam und ihm
den Hörer aus der Hand nahm. »Er ist in Ordnung-, sagte der zweite Wachmann.
»Schick ihn hoch.«
    »Aber ...«
    »Er ist ein Freund des Kaisers.«
    Der erste Wachmann legte auf und
sagte: »Einundzwanzigste Etage, Sir.« Er zeigte auf die Fahrstühle.
    Tommy fuhr mit dem Aufzug nach
oben, dann folgte er den Schildern, bis er die richtige Abteilung fand. Eine
geschäftig aussehende ältere Frau wies ihn an, im Vorzimmer Platz zu nehmen,
sie würde sich gleich um ihn kümmern. Dann gab sie sich alle Mühe, so zu tun, als
wäre er urplötzlich vom Planeten gesogen worden.
    Tommy setzte sich auf ein
schwarzes Ledersofa, das unter seinem Gewicht ächzte, nahm sich eine
Illustrierte von dem schwarzen, steinernen Couchtisch und wartete. Während der
nächsten Stunde las er eine Haushaltstip-Kolumne (»Gemahlener Kaffee im
Katzenklo sorgt dafür,

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