Lange Zähne
die
Schublade für chauvinistische Barbarei steckte.
»Ich nehme sie«, erklärte Tommy.
»Sie müssen erst eine Bewerbung
...«
»Ich gebe Ihnen viertausend
Dollar, bar auf die Hand.« Er zog das Geldbündel aus seiner Jeans.
»Wie viele Schlüssel werden Sie
brauchen?«
14. KAPITEL
Wenn
Verlorene sich finden
Das Bewußtsein flammte auf wie ein
Blitzlicht des Schmerzes: ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf, scharfe Dolche in
ihren Knien und ihrem Kinn. Jody lag zusammengesackt in der Dusche. Das Wasser
lief noch - war den ganzen Tag auf sie herabgeprasselt. Sie kroch auf allen
vieren aus der Dusche und zerrte Handtücher vom Ständer.
Sie hockte auf dem Badezimmerboden
und trocknete sich ab, tupfte das Wasser mit kratzigem Frottee ab. Ihre Haut
fühlte sich weich, beinahe wund an. Die Handtücher waren klamm von vierzehn
Stunden im Dampf. Die Decke tropfte, und an den Wänden lief Kondenswasser
herunter. Jody stützte sich gegen das Waschbecken und erhob sich mühsam auf die
Füße, dann öffnete sie die Tür und taumelte durch das Zimmer zum Bett.
Sei vorsichtig damit, was du dir
wünscht, dachte sie bei sich. Ihr Ärger darüber, ein bißchen zu wach
aufzuwachen, einfach aus dem Schlaf zu schießen, fiel ihr wieder ein. Sie hatte
nicht daran gedacht, daß sie auf dieselbe Weise einschlafen würde. Sie mußte
bei Sonnenaufgang unter der Dusche gewesen, auf den Boden der Dusche gesackt
und dort den ganzen Tag über liegengeblieben sein.
Sie setzte sich auf dem Bett auf
und tastete vorsichtig ihr Kinn ab. Schmerz schoß durch ihren Kiefer. Sie mußte
mit dem Kinn auf den Seifenhalter geschlagen sein, als sie das Bewußtsein verloren
hatte. Ihre Knie hatten ebenfalls blaue Flecke.
Blaue Flecke? Irgend etwas stimmte
nicht. Jody sprang auf und eilte zur Kommode. Sie knipste das Licht an und
beugte sich zum Spiegel vor, dann schrie sie auf. Ihr Kinn war blau angelaufen,
mit einem gelben Rand. Ihr Haar war unentwirrbar zerzaust, und sie hatte eine
kahle Stelle, wo das Wasser auf ihre Kopfhaut geprasselt war.
Jody wich zurück und ließ sich
benommen auf das Bett plumpsen. Irgend etwas stimmte nicht, ganz und gar nicht,
und das waren nicht nur die Verletzungen. Es war das Licht. Warum hatte sie das
Licht angeknipst? Gestern nacht hätte schon der Lichtschein, der unter der
Badezimmertür hindurchdrang ausgereicht, damit sie sich hätte sehen können.
Aber es ging noch weiter. Da war eine Spannung in ihrem Mund, ein Druck, wie
damals, als sie als Kind eine Zahnspange bekommen hatte.
Sie fuhr sich mit der Zunge über
die Zähne und fühlte Spitzen, die sich direkt hinter ihren Eckzähnen durch die
Gaumenplatte bohrten.
Ich brauche dringend ... Sie konnte
es nicht einmal über sich bringen, es zu denken. Es wird noch schlimmer werden.
Viel schlimmer.
Jetzt konnte sie auch den Hunger
spüren, nicht in ihrem Magen, sondern in ihrem ganzen Körper, so als würden
ihre Adern in sich zusammenfallen. Und ihre Muskeln waren angespannt, so als
würden in ihrem Körper Klaviersaiten strammgezogen, die ihre Bewegungen
entschlossener machten und ihr das Gefühl gaben, als ob sie jeden Moment durch
ein Fenster springen könnte.
Ich muß mich beruhigen. Beruhigen.
Beruhigen.
Sie wiederholte das Mantra immer
wieder, während sie aufstand und zum Telefon ging. Es schien unendlich Kraft zu
kosten, die Null zu drücken und zu warten, bis der Portier sich meldete.
»Hallo, hier ist Zimmer 210.
Wartet da ein Herr in der Lobby? Ja, das ist er. Würden Sie ihm bitte sagen,
ich käme in ein paar Minuten hinunter?«
Sie legte auf und ging ins
Badezimmer, wo sie die Dusche abstellte und den Spiegel abwischte. Als sie
nochmals ihr Spiegelbild betrachtete, mußte sie mit den Tränen kämpfen.
Das wird harte Arbeit, dachte sie.
Sie wandte den Kopf so, daß sie die kahle Stelle sehen konnte. Sie war klein
genug, daß Jody sie mit einem neugezogenen Scheitel und ein paar Haarnadeln
verdecken konnte. Ihr lädiertes Kinn bedurfte allerdings vermutlich einer
Erklärung.
Sie fuhr sich mit den Fingern
durchs Haar, um die ersten Kletten zu entwirren. Dabei mußte sie gegen die
Verspannung in ihren Armen ankämpfen, die mit jeder Minute stärker zu werden
schien. Eine große Motte kam summend ins Badezimmer geflogen und stürzte sich
auf die Lampe über dem Spiegel. Bevor Jody wußte, wie ihr geschah, hatte sie
die Motte schon aus der Luft gefangen und verschluckt.
Jody starrte ihr Spiegelbild an.
Sie war entsetzt über die rothaarige
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