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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Räder
bedenkenlos auf den Kantstein rollen, dann sprang sie aus dem Wagen, wobei sie
eine Handtasche hinter sich herzog, die ungefähr so groß wie Tommys Koffer war.
Sie trug Sandalen, ein kurzärmliges Oberteil und eine bunte guatemalesische
Baumwollhose. Aus ihrem Haar ragten an allen möglichen und unmöglichen Stellen
Eßstäbchen, so als wäre sie dafür gewappnet, es jederzeit ohne Vorwarnung mit
einem Chop-Suey-Notfall aufzunehmen.
    Sie warf einen Blick auf Tommys
Koffer. »Sie sehen aus, als könnten Sie gleich heute noch einziehen. Hier
entlang.«
    Sie hastete an Tommy vorbei zu
einer Feuertür neben der Gießerei. Tommy konnte die Patchouli-Wolke riechen,
die sie hinter sich herzog.
    »Dieses Viertel ist das, was Soho
vor zwanzig Jahren war«, erklärte sie. »Sie haben Glück, daß Sie sich jetzt für
ein Loft interessieren, bevor sie in Eigentumswohnungen umgewandelt und für
eine Million und mehr verkauft werden.«
    Sie schloß die Tür auf und erklomm
die Treppe. »Dieses Haus besitzt unglaubliche Energie«, sagte sie, ohne nach
hinten zu sehen. »Ich würde hier liebend gern selbst einziehen, aber der
Immobilienmarkt ist im Moment ganz unten, und ich würde dafür meine Wohnung in
den Heights verkaufen müssen.«
    Tommy schleppte seinen Koffer die
Treppe hinauf, immer hinter ihr her.
    »Sind Sie Maler, Mr. Flood?«
    »Ich bin Schriftsteller.«
    »Oh, ein Schriftsteller! Ich
schreibe selbst gelegentlich. Irgendwann werde ich mir einmal ein Wochenende
freinehmen und ein Buch schreiben, wenn ich die Zeit dazu finde. Irgend etwas
über weibliche Beschneidung, denke ich. Vielleicht etwas über die Ehe. Aber was
ist da schon für ein Unterschied, stimmt's?« Sie blieb auf dem Absatz am Kopf
der Treppe stehen und schloß eine weitere Feuertür auf.
    »Da wären wir.« Sie stieß die Tür
auf und winkte Tommy hinein. »Ein großzügiger Arbeitsbereich und ein
Schlafzimmer nach hinten raus. Unten arbeiten zwei Bildhauer, und nebenan lebt ein
Maler. Ein Schriftsteller würde das Haus wirklich abrunden. Wie stehen Sie zu
weiblicher Beschneidung, Mr. Flood?«
    Tommy hinkte noch immer
schätzungsweise drei Themen hinterher, also blieb er auf dem Treppenabsatz
stehen, während sein Gehirn aufholte. Leute wie Alicia waren der Grund dafür,
daß Gott entkoffeinierten Kaffee erschaffen hatte. »Ich finde, jeder sollte ein
Hobby haben«, sagte er ins Blaue hinein.
    Alicia bockte wie ein überhitztes
Maschinengewehr. Sie schien ihn zum ersten Mal richtig anzusehen, und was sie
sah, schien ihr nicht zu gefallen. »Es ist Ihnen doch bewußt, daß wir eine sehr
hohe Kaution verlangen, wennwir Sie als Mieter akzeptieren?«
    »In Ordnung«, sagte Tommy. Er ließ
Alicia auf dem Treppenabsatz stehen und betrat das Loft.
    Das Loft hatte ungefähr die Größe
eines Handballfeldes. In der Mitte war eine Kücheninsel, und eine gesamte Wand
wurde von deckenhohen Fenstern eingenommen. Auf der freien Fläche neben der
Küche tummelten sich ein alter Teppich, ein Futon und ein niedriger Plastik-Couchtisch.
Die rückwärtige Wand wurde von leeren Bücherregalen gesäumt, die nur von der
Tür zum Schlafzimmer unterbrochen waren.
    Die Bücherregale gaben den
Ausschlag. Hier wollte Tommy leben. Er konnte vor seinem geistigen Auge schon
sehen, wie die Regale mit Kerouac und Kesey und Hammett und Ginsberg und Twain
und London und Bierce und jedem anderen Schriftsteller, der in der Großstadt
gelebt und geschrieben hatte, gefüllt waren. Ein Regal wäre für die Bücher
reserviert, die er schreiben würde: Hardcover in dreißig Sprachen. Auf dem
Regal würde auch eine Büste von Beethoven stehen. Tommy mochte Beethoven nicht
sonderlich, aber er fand, er sollte eine Büste von ihm haben.
    Er widerstand dem Drang »Ich nehme
sie!« zu brüllen. Es war schließlich Jodys Geld. Er mußte erst nachsehen, ob
das Schlafzimmer Fenster hatte. Er öffnete die Tür und ging hinein. Der Raum
war so dunkel wie eine Höhle. Er fand den Lichtschalter, und eine Lichtleiste
entlang der Wand ging an. Auf dem Boden lagen eine alte Matratze und ein
rostiges Bettgestell. Die Wände waren aus nackten Mauersteinen. Keine Fenster.
    Durch eine weitere Tür kam man in
ein Badezimmer mit einem freistehenden Waschbecken und einer riesigen Wanne mit
Löwenfüßen und Rostflecken. Keine Fenster. Er war so aufgeregt, daß er sich
fast in die Hose gemacht hätte.
    Er lief zurück in den Wohnbereich,
wo Alicia stand, eine Hand in die Hüfte gestemmt, und ihn im Geiste in

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