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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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daß sich Ihr Heim jedesmal mit dem köstlichen Aroma von
frisch aufgebrühtem Espresso füllt, wenn Mieze dem Ruf der Natur folgt«); einen
Artikel über Computer-Junkies (»Bruce ist jetzt seit sechs Monaten von der Maus
runter, und er sagt, er will jetzt eine neue Datei in seinem Leben öffnen«);
eine Kritik des Musicals Jonestown! (Andrew Lloyd Webbers Version des
Kool-Aid-Jingles ist sowohl beruhigend als auch ergreifend. Donny Osmond glänzt
als James Jones.«). Er borgte sich Tipp-Ex von der geschäftig aussehenden Frau
und besserte die abgeschabten Stellen an seinen Turnschuhen aus, dann trocknete
er sie unter der Halogen-Leselampe, die wie ein Roboterarm aussah, der die
Sonne festhielt. Als Tommy anfing, Parfümproben aus der GO zu reißen und
sie sich auf seine Socken zu reiben, sagte die Frau ihm, er könne jetzt
hineingehen.
    Er griff sich seine Schuhe und
ging auf Socken in das Büro. Eine zweite geschäftig aussehende Frau, die der
ersten geschäftig aussehenden Frau verblüffend ähnlich sah - einschließlich der
kleinen Kette an ihrer Lesebrille -, wies ihn an, ihr gegenüber Platz zu
nehmen, während sie Jodys Unterlagen durchsah. Sie ignorierte ihn.
    Sie zog einen Computermonitor zu
Rate, tippte irgend etwas ein, dann wartete sie, während der Computer irgend
etwas tat. Tommy zog seine Schuhe an und wartete.
    Sie sah nicht auf.
    Er räusperte sich. Sie tippte
weiter.
    Er griff nach unten, öffnete
seinen Koffer und holte seine Reiseschreibmaschine heraus. Die Frau blickte
nicht auf. Sie tippte und sah auf den Monitor.
    Tommy nahm die Abdeckung von der
Schreibmaschine, spannte einen Bogen Papier ein und tippte einige Worte. »Was
machen Sie da?« fragte sie.
    Tommy tippte. Er blickte nicht
auf.
    Die Frau hob die Stimme. »Ich
sagte, was machen Sie da?«
    Tommy tippte weiter, dann blickte
er schließlich auf. »Entschuldigen Sie bitte, ich habe Sie nicht beachtet. Was
haben Sie gesagt?«
    »Was machen Sie da?« wiederholte
sie.
    »Es ist ein Brief. Ich werde ihn Ihnen
vorlesen. »Hat denn niemand sonst gesehen, daß sie alle Satans Sklaven waren?
Ich mußte die Welt von ihrer Verderbtheit reinwaschen. Ich bin die Hand Gottes.
Wieso sonst hätte mich der Wachdienst mit einem Sturmgewehr in meinem Koffer
ins Gebäude gelassen? Ich bin ein göttliches Werkzeug.« Tommy hielt inne und
sah hoch. »Mehr habe ich bis jetzt nicht, aber ich denke, ich werde mit einer
Entschuldigung an meine Mom aufhören. Wie finden Sie es?«
    Sie lächelte, als hätte sie mit
Blähungen zu kämpfen, und reichte ihm einen Umschlag. »Das ist Jodys letzter
Gehaltsscheck. Wünschen Sie ihr alles Gute von uns. Und Ihnen noch einen
schönen Tag, junger Mann.«
    »Ihnen auch«, erwiderte Tommy. Er
nahm seine Sachen und verließ pfeifend das Büro.
    Das schicke SOMA besaß für Tommy
doch große Ähnlichkeit mit einem Industrieviertel: zwei- und dreistöckige
Gebäude mit stählernen Rolladentoren und vergitterten Fenstern. Die unteren
Geschosse beherbergten fremdländische Restaurants, unterirdische Diskotheken,
Autowerkstätten und hier und dort eine Gießerei. Tommy blieb vor einer stehen,
um zwei langhaarigen Männern zuzuschauen, die Bronze in eine Form gossen.
    Künstler, dachte Tommy. Er hatte
noch nie einen richtigen Künstler gesehen, und obgleich diese beiden eher wie
Rocker aussahen, wollte er doch unbedingt mit ihnen sprechen. Er wagte einen
zaghaften Schritt durch die Tür.
    »Hallo!« sagte er.
    Die Männer kämpften mit einer
riesigen Kelle, deren langen Metallgriff sie beide mit Asbesthandschuhen
festhielten. Einer sah hoch. »Raus!« sagte er.
    »In Ordnung, ich sehe, daß Sie
beide beschäftigt sind. Tschüß«, erwiderte Tommy. Er stellte sich auf den
Bürgersteig und sah noch einmal auf seinen Stadtplan. Er war irgendwo hier mit
dem Makler verabredet. Tommy sah rechts und links die Straße hinauf. Bis auf
einen Typ, der besoffen an der Ecke schlief, war die Straße verlassen. Tommy
überlegte gerade, ob er den Typen aufwecken und fragen sollte, ob dies
tatsächlich der schicke Teil von SOMA wäre, als ein grüner Jeep vorfuhr und mit
quietschenden Reifen neben ihm hielt. Die Fahrerin, eine Frau in den Vierzigern
mit zerzaustem grauen Haar, kurbelte das Fenster herunter. »Mr. Flood?« sagte
sie.
    Tommy nickte.
    »Ich bin Alicia DeVries. Lassen
Sie mich eben parken, dann zeige ich Ihnen das Loft.«
    Sie setzte rückwärts in eine
Lücke, die gut fünfzehn Zentimeter zu kurz für den Jeep schien, ließ die

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