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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Simon mit dem Bestellbuch an der Schulter.
    Simon sah hoch, dann ließ er
seinen Papierschneider fallen und nahm zögernd den Ordner aus Tommys Hand. Er
klappte ihn auf und starrte auf die Seite, dann auf das Regal, dann wieder auf
das Bestellbuch.
    »Bestell nicht soviel von den
Säften, wir haben noch eine ganze Menge hinten im Lager«, sagte Tommy.
    Simon nickte und blickte auf den
Ordner, dann auf das Gemüseregal vor ihm.
    »Du bist auf der falschen Seite,
Simon«, bemerkte Tommy.
    »Ich weiß«, fauchte Simon. »Ich
suche noch.« Er blätterte die Seiten durch, dann hielt er auf der Seite mit den
Backmischungen inne und betrachtete nachdenklich das Gemüseregal. Er konnte
Tommys Blick auf sich spüren und wünschte, das miese-kleine-schwule-bücherlesende-Arschloch
würde endlich verschwinden und ihn in Ruhe lassen.
    »Simon.«
    Simon sah mit flehendem Blick auf.
    »Gib mir das Buch«, sagte Tommy.
»Ich denke, ich werde heute nacht für alle die Bestellung machen. Dann habt ihr
Jungs mehr Zeit zum Auspacken, und ich muß den Laden sowieso noch besser
kennenlernen.«
    »Ich kann das schon«, gab Simon
zurück.
    »Ich weiß«, erwiderte Tommy und
nahm das Bestellbuch. »Aber warum willst du dein Können für diesen Mist
verschwenden?«
    Als Tommy wegging, atmete Simon
zum ersten Mal in dieser Nacht tief durch. »Flood«, rief er, »ich geb nach der
Schicht das Bier aus.«
    Tommy blickte nicht zurück. »Ich
weiß«, rief er zurück.
    Jody stand am Fenster des dunklen
Lofts und beobachtete leise fluchend den schlafenden Penner auf der
gegenüberliegenden Straßenseite. Verschwinde, du Dreckskerl, wütete sie im
stillen. Doch gleichzeitig empfand sie auch ein gewisses Maß an Sicherheit,
weil sie genau wußte, wo ihr Feind war. Solange er dort auf dem Bürgersteig
lag, konnte Tommy im Supermarkt nichts passieren.
    Sie hatte noch nie das Bedürfnis
verspürt, jemanden zu beschützen. Es war immer sie gewesen, die nach Schutz
gesucht hatte, nach einer starken Schulter zum Anlehnen. Nun war sie diese
starke Schulter, zumindest nach Sonnenuntergang. Sie hatte Tommy zur Haustür
gebracht und mit ihm gewartet, bis das Taxi kam, um ihn zur Arbeit zu bringen.
Während sie dem Taxi hinterherschaute, dachte sie: So muß sich meine Mutter
gefühlt haben, als sie mich zum ersten Mal in den Schulbus gesetzt hat - nur
daß Tommy keine Barbie-Pausenbrotdose hat. Sie behielt den Vampir im Auge, der
auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig lag.
    Stunden vergingen, während sie am
Fenster stand und sich immer wieder dieselbe Frage stellte, ohne eine Lösung
für ihr Problem oder eine Erklärung für das Verhalten des Vampirs zu finden.
Was wollte er? Warum hatte er die alte Frau getötet und sie in den
Müllcontainer gelegt? Wollte er Jody angst machen, ihr drohen, oder war es
irgendeine Art Botschaft?
    »Du bist nicht unsterblich. Du
kannst immer noch getötet werden.«
    Wenn er sie umbringen wollte,
warum tat er es dann nicht einfach? Warum tat er so, als wäre er ein
schlafender Penner, während er sie beobachtete und abwartete?
    Er mußte sich einen Unterschlupf
suchen, bevor die Sonne aufgeht. Wenn ich nur länger aushalten könnte als er,
vielleicht ... vielleicht was? Ich kann ihn nicht verfolgen, sonst erwischt die
Sonne mich auch.
    Sie ging ins Schlafzimmer und
holte den Kalender, den Tommy ihr geschenkt hatte, aus ihrem Rucksack. Die
Sonne würde um 6 Uhr 12 aufgehen. Jody sah auf ihre Uhr. Ihr blieb noch eine
Stunde.
    Sie wartete bis sechs am Fenster,
dann eilte sie aus dem Loft, um den Vampir zu stellen. Als sie aus der Tür
ging, griff sie instinktiv nach dem Lichtschalter, nur um festzustellen, daß
das Licht gar nicht brannte. Falls ich das hier überleben sollte, werde ich in
Zukunft eine Menge an Strom sparen, dachte sie bei sich.
    Sie ließ die Tür am Kopf der
Treppe unverschlossen, dann sprang sie die Stufen hinunter und stellte die
große Feuertür mit einer Limo-Dose auf, die sie auf der Treppe gefunden hatte.
Vielleicht wäre es nötig, daß Jody schnell wieder ins Haus zurück mußte, und
dann wollte sie nicht von Schlüsseln und Schlössern aufgehalten werden.
    Ihre Muskeln spannten sich an, und
der Kampf-oderFlucht-Instinkt lief brennend durch ihre Adern, während sie sich
dem Vampir näherte. Als sie bis auf ein paar Schritte an ihn herangekommen war,
stieg ihr ein fauliger Gestank in die Nase, ein Verwesungsgestank ; er ging von dem Vampir aus. Sie blieb stehen und schluckte schwer.
    »Was wollen Sie von

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