Lange Zähne
Elektrogeräteverkäufer bei Sears hatte
einstecken müssen.
Der Verkäufer, ein kugelrundes
Sensibelchen namens Lloyd, der den letzten existenten Trainingsanzug des
Planeten trug (rauchblau mit marineblauen Streifen), hatte seinen Angriff mit
einer fünfminütigen Wehklage über das Verschwinden der Feinrippunterwäsche
begonnen (so als könnte eine konzertierte Aktion eines Greenpeace-Teams in
weißen Vinylschuhen und Goldketten die Feinrippunterwäsche von der Schwelle der
Ausrottung retten), dann stürzte er sich in einen halbstündigen Vortrag über
die Tragödien, die all jene armen Seelen trafen, die es versäumten, erweiterte
Garantien für ihre Kenmore-Freezemaster abzuschließen. »Und so«, schloß Lloyd,
»hat er am Ende nicht nur seine Arbeit, sein Heim und seine Familie verloren,
sondern es ist auch die ganze Tiefkühlkost verdorben, die die Kinder im
Waisenhaus hätte retten können, und alles nur, weil er siebenundachtzig Dollar
sparen wollte.«
»Ich nehme sie«, sagte Tommy. »Ich
nehme die längste Garantie, die Sie anbieten.«
Lloyd legte eine väterliche Hand
auf Tommys Schulter. »Sie werden es nicht bereuen, Sohn. Ich persönlich halte
ja nichts davon, Druck auszuüben, aber die Typen, die diese Garantien nach
Lieferung verkaufen, sind wie die Mafia -sie rufen Sie zu jeder Tages- und
Nachtzeit an, sie verfolgen Sie, sie spüren Sie überall auf, und sie ruinieren
Ihr Leben, wenn Sie nicht nachgeben. Ich habe einmal einem Mann eine Mikrowelle
verkauft, der dann neben einem Pferdekopf in seinem Bett aufgewacht ist.«
»Bitte«, flehte Tommy, »ich unterschreibe
alles, aber Sie müssen das Teil auf der Stelle liefern. In Ordnung?«
Lloyd schüttelte Tommys Hand, um
den Geldstrom in Gang zu setzen. »Willkommen zu einem besseren Leben durch
Tiefkühlkost.«
Tommy setzte sich auf dem Futon
auf und betrachtete die gigantische Gefriertruhe, die im Zwielicht der Küche
summte. Warum? fragte er sich. Warum habe ich die gekauft? Wofür braucht sie
die? Ich habe sie noch nicht einmal nach einer Erklärung gefragt, ich habe nur
blind ihre Anweisungen befolgt. Ich bin ein Sklave, wie Renfield in Dracula. Wie lange noch, bis ich anfange, Käfer zu essen und den Mond anzuheulen?
Er stand auf und ging in
Unterwäsche und einer Socke ins Schlafzimmer ; der Verwesungsgestank
war stark genug, daß Tommy würgen mußte. Es war der Gestank gewesen, der ihn
dazu getrieben hatte, lieber auf dem Futon im Wohnzimmer zu schlafen als sich
zu Jody ins Bett zu legen. Er war mit Bram Stokers Dracula eingeschlafen,
den er las, um mehr Verständnis für die Liebe seines Lebens zu erlangen.
Sie ist der Teufel, dachte er bei
sich, während er auf den Dampf starrte, der unter der Badezimmertür
hervorquoll.
»Jody, bist du das?« fragte er den
Dampf. Der Dampf quoll ungerührt weiter hervor.
»Ich bin unter der Dusche«, rief
Jody aus der Dusche. »Komm rein.«
Tommy öffnete die Badezimmertür.
»Jody, wir müssen uns unterhalten.« Dicke Dampfschwaden füllten das Badezimmer
- Tommy konnte kaum die Türen der Duschwand erkennen.
»Mach die Tür zu. Da draußen
stinkt es.«
Tommy trat näher an die Dusche.
»Ich mache mir Sorgen, wie es gerade mit uns läuft«, erklärte er.
»Hast du die Gefriertruhe
gekauft?«
»Ja, und genau die gehört auch zu
den Dingen, über die ich mit dir reden möchte.«
»Du hast die größte gekauft, die
sie hatten, ja?«
»Ja, und einen zusätzlichen
Zehn-Jahres-Garantie- und Servicevertrag.«
»Und es ist eine niedrige Truhe,
kein Schrank?«
»Ja, verdammt noch mal, Jody. Aber
du hast mir nicht einmal gesagt, warum ich sie kaufen sollte, und ich habe es
einfach getan. Seit ich dich kennengelernt habe, ist es so, als hätte ich
überhaupt keinen eigenen Willen mehr. Ich habe den ganzen Tag geschlafen. Ich
schreibe nicht mehr. Ich bekomme kaum noch das Tageslicht zu sehen.«
»Tommy, du arbeitest von
Mitternacht bis acht Uhr morgens. Wann solltest du denn schlafen, deiner Meinung
nach?«
»Dreh mir nicht die Worte im Mund
herum. Ich werde keine Käfer für dich essen.« Sie ist der Teufel, dachte er bei
sich.
»Seifst du mir den Rücken ein?«
Sie schob die Duschwand auf, und Tommy starrte fasziniert auf das Wasser, das in
Sturzbächen zwischen ihren Brüsten herunterlief. »Nun?« sagte sie und reckte
aufreizend eine Hüfte vor.
Tommy streifte seine Unterhose
herunter, zog seine Socke aus und stieg in die Dusche. »In Ordnung, aber ich
esse keine Käfer.«
Nach einem nackten
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