Lange Zähne
mir?« fragte
sie.
Der Vampir rührte sich nicht. Sein
Gesicht wurde von dem hohen Kragen seines Mantels verdeckt.
Jody trat einen weiteren Schritt
vor. »Was erwarten Sie von mir?«
Der Gestank war jetzt stärker.
Jody konzentrierte sich auf die Hände des Vampirs, versuchte, irgendeine
Bewegung zu erahnen, die sie vor einem Angriff warnen würde. Es gab keine.
»Antworten Sie mir!« donnerte sie.
Sie baute sich vor ihm auf und riß ihm den Kragen vom Gesicht weg. Sie sah die
glasigen Augen und einen Knochen, der aus dem Hals ragte. Im selben Moment
preßte sich eine Hand über ihren Mund, und Jody wurde von den Füßen gerissen.
Sie versuchte, hinter sich zu
greifen und ihrem Angreifer das Gesicht zu zerkratzen, aber er riß sie zur
Seite. Als sie den Mund zum Schreien öffnete, schoben sich zwei Finger zwischen
ihre Lippen. Jody biß zu. Ein Schrei ertönte, und sie war frei.
Sie wirbelte kampfbereit zu ihrem
Angreifer herum, seine abgetrennten Finger noch immer in ihrem Mund.
Der Vampir stand vor ihr und hielt
sich seine blutende Hand.
»Miststück«, sagte er. Dann
grinste er.
Jody schluckte seinen Finger
hinunter und fauchte ihn an. »Leck mich, du Arschloch. Komm doch her!« Sie ging
in Kauerstellung und winkte ihn heran.
Der Vampir grinste noch immer.
»Das Vampirblut hat dich mutig gemacht, Küken. Aber übertreib es nicht.«
Seine Hand hatte aufgehört zu
bluten und verschorfte vor Jodys Augen. »Was wollen Sie?« fragte ihn Jody.
Der Vampir blickte zum Himmel auf,
der sich rosa verfärbte und mit der Dämmerung drohte.
»Im Moment möchte ich einen Platz
zum Schlafen finden«, sagte er, ein wenig zu gelassen. Er riß den Schorf von
seinen Fingern und spritzte eine Blutfontäne in Jodys Gesicht. »Bis wir uns
wiedersehen, meine Liebste.« Er wirbelte herum und lief über die Straße in eine
Gasse.
Jody stand da und schaute ihm
hinterher, sie zitterte vom unterdrückten Drang zu kämpfen. Sie drehte sich um
und sah auf den Penner: ein simples Ablenkungsmanöver. Sie konnte ihn nicht
hier liegen lassen, bis die Polizei ihn fand - nicht so nah beim Loft.
Sie blickte zum heller werdenden Himmel
auf, dann warf sie sich den toten Penner über die Schulter und eilte zurück zum
Loft.
Tommy lief die Treppe hinauf und
stürmte in das Loft, begierig darauf, Jody von seiner Entdeckung zu berichten,
daß Simon nicht lesen konnte, aber als er durch die Tür kam, warf ihn ein
durchdringender Verwesungsgeruch zurück, wie von einem aufgeblähten,
überfahrenen Tier.
Was hat sie denn jetzt wieder
angestellt? schoß es ihm durch den Sinn.
Er riß die Fenster auf, um zu
lüften, dann ging er zum Schlafzimmer, sorgsam darauf bedacht, die Tür nur
gerade so weit zu öffnen, daß er hindurchschlüpfen konnte, ohne Sonnenlicht
hereinzulassen. Der Gestank war hier noch stärker. Tommy würgte, als er das
Licht einschaltete.
Jody lag auf dem Bett, die
Heizdecke bis unters Kinn gezogen. Getrocknetes Blut hatte sich auf ihrem
Gesicht verkrustet. Tommy lief es kalt den Rücken herunter, so stark wie
damals, als sein Vater ihn in das Geheimnis der Sportstadien-Hot-Dogs
eingeweiht hatte. (»Schnauzen und Arschlöcher«, hatte Dad während eines
Baseballspiels gesagt. »Mir läuft es kalt den Rücken herunter«, hatte Tommy
erwidert.)
Auf dem Kissen neben Jodys Bett
lag ein Zettel. Tommy schlich sich heran und schnappte sich ihn, dann wich er
rücklings zur Tür zurück, um ihn zu lesen.
Tommy,
entschuldige bitte, wie ich
aussehe. Die Sonne geht gleich auf, und ich will nicht wieder in der Dusche
überrascht werden. Ich erkläre dir alles heute abend. Ruf Sears an und laß dir
die größte Gefriertruhe liefern, die sie haben. Geld ist in meinem Rucksack.
Du hast mir letzte Nacht gefehlt.
In Liebe,
Jody
Tommy verließ rückwärts das
Zimmer.
18. KAPITEL
Willst du
mein Sklave sein?
Als Tommy auf dem Futon aufwachte,
fühlte er sich so zerschlagen wie nach einer zweitägigen Schlacht. Das Loft war
dunkel bis auf das Licht der Straßenlaternen, das durch das Fenster
hereindrang. Er konnte Jody im anderen Zimmer duschen hören. In der Küche
summte die neue Gefriertruhe. Tommy rollte stöhnend vom Futon herunter. Seine
Muskeln knarrten wie rostige Scharniere, und sein Kopf fühlte sich an, als wäre
er mit Watte ausgestopft - wie ein leichter Kater -, nicht von den paar
Bierchen, die er sich nach der Arbeit mit den Tieren genehmigt hatte, sondern
von den verbalen Prügeln, die er von dem
Weitere Kostenlose Bücher