Lange Zähne
Handfläche. Ein langer,
gelber Papierkegel rutschte heraus. Drew hielt ihn Tommy hin. Das Ding roch wie
eine Mischung aus Stinktier und einem Eukalyptus-Hustenbonbon. Tommy sah Drew
fragend an. »Was ist das?«
»Mach dir darüber keine Sorgen.
Ist vom jamaikanischen Ärzteverband empfohlen. Hat jemand Feuer?«
Simon warf Drew sein Zippo zu, der
es an Tommy weiterreichte. Tommy zögerte, bevor er den Joint anzündete. Er sah
zu Drew. »Das ist nur Pot, stimmt's? Das ist nicht irgendeine verrückte
Bring-die-Familie-mit-einer-Ketten-Designerdroge, oder?«
»Nicht, wenn es vorschriftsmäßig
eingenommen wird«, erwiderte Drew.
»Oh, in Ordnung.« Tommy ließ das
Zippo aufflammen, zündete den Joint an und inhalierte tief. Seine Augen
tränten, sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze, seine Gliedmaßen
verkrampften sich, während er den Rauch in der Lunge hielt und ansetzte, den
Joint an Lash, den schwarzen BWLer, weiterzureichen.
Etwas schlug gegen die
Eingangstür, gefolgt von einem drängenden Klopfen, das die Scheiben erbeben ließ.
Tommy ließ den Joint fallen und prustete eine Wolke aus Rauch und Spucke in
Lashs Gesicht. Die Tiere brüllten und drehten sich um, nicht so sehr
erschrocken über den Lärm, als vielmehr gemartert von dem Angriff auf ihren
kollektiven Kater.
Draußen vor der Tür hämmerte der
Kaiser mit seinem Holzschwert auf den Rahmen ein. Die Hunde sprangen bellend um
seine Füße, als hätten sie einen Waschbären auf dem Dach des Supermarkts in die
Enge getrieben.
Noch immer außer Atem grub Tommy
in seiner Tasche nach dem Ladenschlüssel und ging zur Tür.»Ist alles in
Ordnung. Ich kenne ihn.«
»Den kennt jeder«, sagte Simon.
»Verrückter alter Spinner.« Tommy schloß auf und schob die Türflügel
auseinander. Der Kaiser fiel in den Laden. Bummer und Lazarus sprangen über ihr
Herrchen und verschwanden den Gang hinunter. Der Kaiser strampelte auf dem
Boden, und Tommy mußte ein paar Schritte zurücktreten, damit ihn das
Holzschwert nicht an den Schienbeinen erwischte.
»Beruhigen Sie sich«, sagte Tommy.
»Es passiert Ihnen nichts.«
Der Kaiser erhob sich mühsam auf
die Füße und packte Tommy bei den Schultern. »Wir müssen unsere Streitkräfte
verbünden! Das Ungeheuer ist nah. Laßt uns keine Zeit verlieren!«
Tommy sah zu den Tieren hinüber
und grinste. »Er ist wirklich in Ordnung.« Dann sagte er zum Kaiser: »Jetzt mal
ganz mit der Ruhe, in Ordnung? Kann ich Ihnen etwas zu essen besorgen?«
»Dafür ist keine Zeit. Wir müssen
gegen ihn in die Schlacht ziehen.«
»Vielleicht hat Drew etwas, um ihn
wieder runterzuholen«, rief Simon. Drew hatte den Joint aufgehoben und war
gerade dabei, ihn wieder anzuzünden.
Tommy schob die Tür wieder zu und
schloß ab, dann nahm er den Kaiser beim Arm und führte ihn in Richtung Büro.
»Sehen Sie, euer Majestät, jetzt sind Sie hier drin. Sie sind in Sicherheit.
Und jetzt werden wir uns hinsetzen und mal sehen, ob wir Licht in die Sache
bringen können.«
»Verschlossene Türen können ihn
nicht aufhalten. Er kann sich in Nebel verwandeln und durch die kleinste Ritze
dringen.« Der Kaiser sprach zu den Tieren. »Bewaffnet euch, solange noch Zeit
ist.«
»Wer?« fragte Lash. »Von wem redet
er?«
Tommy räusperte sich. »Der Kaiser
glaubt, daß ein Vampir in der Stadt sein Unwesen treibt.«
»Du nimmst mich auf den Arm«,
sagte Barry.
»Ich habe ihn gerade gesehen«,
erklärte der Kaiser, »im Jachthafen. Er hat sich vor meinen Augen aus einer
Dampfwolke in menschliche Gestalt verwandelt. Er ist dicht hinter mir.«
Tommy tätschelte beruhigend den
Arm des alten Mannes. »Aber, aber, Euer Hoheit. Selbst wenn es Vampire gäbe, so
könnten sie sich nicht in Nebel verwandeln.«
»Aber ich habe es selbst gesehen!«
»Hören Sie zu!« sagte Tommy. »Sie
haben etwas anderes gesehen. Ich weiß mit Sicherheit, daß Vampire sich nicht in
Nebel verwandeln können.«
»Das weißt du mit Sicherheit?«
knurrte Simon.
Tommy warf Simon einen Blick zu
und erwartete, das übliche Grinsen zu sehen, doch Simon wartete auf eine
Antwort.
Tommy schüttelte den Kopf. »Ich
versuche, die Sache etwas unter Kontrolle zu bringen, Simon. Würdest du mich
bitte machen lassen?«
»Woher weißt du das?« beharrte
Simon.
»Es stand in dem Buch, das ich
gelesen habe. Erinnerst du dich, Simon? Du hast es doch auch gelesen.« Simon
sah aus, als wäre er gerade bedroht worden, was auch der Fall war. »Ja,
stimmt«, sagte er. Er schob sich seinen
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