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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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werden. Zuerst habe ich in Chinatown gewohnt, das liegt direkt
neben North Beach.«
    »Vielleicht könnten Sie mir
erklären, wie ich zu einigen der interessanten Orte komme.«
    »Ich könnte es Ihnen zeigen«,
sagte Tommy. Sobald er es gesagt hatte, wollte er das Angebot zurücknehmen.
Jody würde ihn umbringen.
    »Das wäre wunderbar, wenn es Ihnen
auch wirklich nichts ausmacht. Außer den anderen Kassiererinnen kenne ich
niemanden in der Stadt, und die haben alle eine Familie zu Hause.«
    Tommy war verwirrt. Der
Filialleiter hatte gesagt, daß sie kürzlich ein Kind verloren hätte. Tommy
hatte angenommen, sie sei verheiratet. Er wollte nicht so erscheinen, als würde
er sie anbaggern. Er wollte sie nicht wirklich anbaggern. Aber wenn er noch
solo wäre, ohne feste Bindung ...
    Nein, Jody würde es nicht
verstehen. Da er nie zuvor eine Freundin gehabt hatte, war er auch noch nie in
Versuchung gekommen, einen Seitensprung zu wagen. Er hatte keine Ahnung, wie er
damit umgehen sollte. »Ich könnte Sie und Ihren Mann ein bißchen herumführen,
und Sie beide könnten sich dann einen schönen Abend in der Stadt machen«, sagte
er.
    »Ich bin geschieden«, erwiderte
Mara. »Ich war nicht sehr lange verheiratet.«
    »Tut mir leid«, sagte Tommy.
    Mara schüttelte den Kopf. »Es ist
eine kurze Geschichte. Ich wurde schwanger, und wir haben geheiratet. Das Baby
ist gestorben, und er hat mich verlassen.« Sie sagte es ohne Gefühl, so als
hätte sie sich emotional von dem Erlebnis distanziert - so als wäre es jemand
anderem passiert. »Ich versuche einen Neuanfang.« Sie sah auf ihre Uhr. »Ich
gehe besser wieder nach vorn. Wir sehen uns.«
    Sie stand auf und ging zur Tür.
    »Mara«, rief Tommy, und sie drehte
sich um. »Ich würde dir gern die Stadt zeigen, wenn du möchtest.«
    »Das würde mir gefallen. Vielen
Dank. Ich arbeite den Rest der Woche tagsüber.«
    »Kein Problem«, sagte Tommy. »Wie
wär's mit morgen abend? Ich habe keinen Wagen, aber wir können uns in North
Beach bei Enrico's treffen, wenn dir das paßt.«
    »Schreib mir die Adresse auf.« Sie
holte einen Zettel und einen Kugelschreiber aus ihrer Handtasche und reichte
sie ihm. Er schrieb die Adresse auf und gab ihr Zettel und Stift zurück.
    »Um welche Uhrzeit?« fragte sie.
    »Sieben, denke ich.«
    »Also um sieben«, sagte sie und
verließ den Aufenthaltsraum.
    Ich bin tot, dachte Tommy.
    Jody drehte sich vor dem Spiegel
und bewunderte, wie gut daß KS paßte. Es war am Rücken tief ausgeschnitten und
hatte ein Dekolleté, das bis zum Brustbein reichte und von einem transparenten
schwarzen Netz zusammengehalten wurde. Die Verkäuferin stand stirnrunzelnd
neben ihr, in der Hand das gleiche Kleid in größeren Größen.
    »Sind Sie sicher, daß Sie es nicht
doch einmal in 40 anprobieren wollen, meine Liebe?«
    »Nein, das hier paßt genau«,
erklärte Jody. »Ich brauche noch schwarze Strümpfe dazu.«
    Die Verkäuferin kämpfte gegen eine
Grimasse an und rang sich ein professionelles Lächeln ab. »Haben Sie auch passende
Schuhe?«
    »Vorschläge?« fragte Jody, ohne
den Blick von ihrem Spiegelbild abzuwenden. Vor ein paar Monaten hätte ich mich
nicht tot in so einem Fummel sehen lassen, dachte sie. Ach, zum Teufel, jetzt
lasse ich mich in allem tot sehen.
    Bei dem Gedanken mußte Jody
unwillkürlich lachen. Die Verkäuferin nahm es persönlich und ließ ihr höfliches
Lächeln fallen. »Ich vermute, wir könnten die Aufmachung mit einem Paar
italienischer Bums-mich-Pumps und einem blutroten Lippenstift
vervollständigen«, bemerkte sie mit einem angewiderten Unterton.
    Jody drehte sich zu der adretten
Frau um und bedachte sie mit einem vielsagenden Lächeln. »Sie verfügen da wohl
über einschlägige Erfahrung, stimmt's?«
    Nach einem Besuch in der
Schuhabteilung fand Jody sich am Parfümerietresen wieder, wo ein aufdringlicher
Schwuler sie zu einer »Computer-Farbberatung« überredete. Er starrte ungläubig
auf den Monitor.
    »O, du meine Güte. Wie aufregend!«
    »Was denn?« fragte Jody
ungeduldig. Sie wollte einfach nur einen Lippenstift kaufen und endlich hier
raus. Sie hatte ihre Einkaufslust befriedigt, indem sie die Verkäuferin in der
Abendmoden-Abteilung dazu gebracht hatte, in Tränen auszubrechen.
    »Sie sind mein erster Winter«,
erklärte Maurice. (Sein Name war Maurice, so stand es auf seinem kleinen
Schild.)
    »Wissen Sie, ich hatte schon
tausend Herbste, und vor Frühlingen kann ich mich gar nicht retten, aber ein
Winter. Wir

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