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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Barhocker gekippt wäre. Der Vampir faßte sie am Arm und half ihr, ihr
Gleichgewicht wiederzufinden.
    »He, Kumpel«, sagte das
Haartransplantat, »Hände weg.«
    Der Vampir ließ Jodys Arm los,
legte seine Hand auf Haartransplantats Schulter und drückte ihn auf seinen
Hocker. Der Betrunkene machte große Augen. Der Vampir lächelte.
    »Sie wird dir die Kehle aufreißen
und dein Blut trinken, während du stirbst. Bist du darauf aus?«
    Haartransplantat schüttelte heftig
den Kopf. »Nein, ich habe schon eine Exfrau.«
    Der Vampir ließ ihn los.
»Verschwinde.«
    Haartransplantat rutschte von
seinem Hocker und rannte in die Menge auf der Tanzfläche. Jody sprang auf die
Füße und schickte sich an, ihm zu folgen, aber der Vampir hielt sie am Arm fest
und drehte sie zu sich herum.
    »Bleib hier«, sagte er.
    Jody packte sein Handgelenk und
drückte zu. Ein menschlicher Arm wäre zu Brei zerquetscht worden. Der Vampir
grinste nur. Jody sah ihm starr in die Augen. »Laß mich los.«
    »Setz dich«, sagte er.
    »Mörder.«
    Der Vampir warf den Kopf in den
Nacken und lachte. Der Barkeeper, ein vierschrötiger Kerl Marke
Footballspieler, sah hoch, blickte aber gleich wieder weg. Wieder so ein grölender
Besoffener.
    »Ich kann dich fertigmachen«,
erklärte Jody, ohne wirklich daran zu glauben. Sie wollte sich losreißen und
weglaufen.
    »Das würde eine interessante
Schlagzeile abgeben, nicht wahr?« erwiderte der Vampir. » ‚Bleiches Pärchen
zerstört Club bei häuslichem Streit.’ Sollen wir?«
    Jody ließ sein Handgelenk los, sah
ihm aber weiter starr in die Augen. Sie waren schwarz, ohne Iris. »Was willst
du?«
    Der Vampir unterbrach den
Blickkontakt und schüttelte den Kopf. »Kleines Küken, ich will natürlich deine
Gesellschaft. Und jetzt setz dich.«
    Jody kletterte wieder auf den
Barhocker und starrte in das Glas vor sich.
    »So ist es besser. Weißt du, es
ist ohnehin bald vorbei. Ich dachte nicht, daß du so lange durchhalten würdest,
aber leider muß alles einmal ein Ende haben. Das Spiel ist ein wenig zu
öffentlich geworden. Du mußt jetzt aus der Herde ausbrechen. Sie verstehen dich
nicht. Du gehörst nicht mehr zu ihnen. Du bist ihr Feind. Du weißt es, nicht
wahr? Du hast es gewußt, seit du zum ersten Mal getötet hast. Selbst dein
kleines Schoßhündchen weiß es.«
    Jody begann zu zittern. »Wie bist
du in das Loft gekommen, um Tommys Buch zu stehlen?«
    Der Vampir grinste abermals. »Mit
der Zeit entwickelt man gewisse Fähigkeiten. Du bist noch jung, du kannst das
nicht verstehen.«
    Ein Teil von Jody wollte ihm die
Faust ins Gesicht rammen und weglaufen, doch ein anderer Teil in ihr verlangte
nach Antworten auf all die Fragen, die ihr seit jener Nacht, als sie sich
verwandelt hatte, durch den Kopf gegangen waren.
    »Warum ich? Warum hast du gerade
mir das angetan?«
    Der Vampir stand auf und
tätschelte ihr die Schulter. »Es ist bald vorbei. Das Traurige daran, ein
Schoßtierchen zu haben, ist, daß sie einem immer wegsterben. Am Ende der Nacht
bist du allein. Du wirst dieses Gefühl bald kennenlernen. Trink aus.« Er drehte
sich um und ging weg.
    Jody sah ihm hinterher,
erleichtert, daß er weg war, aber gleichzeitig auch enttäuscht. Es gab so viele
offene Fragen. Sie nahm das Glas, roch an der Flüssigkeit und hätte sich fast
übergeben.
    Der Barkeeper kicherte. »Ich hatte
noch nie zuvor eine Bestellung für einen doppelten Grenadine. Kann ich Ihnen
etwas anderes bringen?«
    »Nein, ich muß ihn einholen.« Sie
griff ihre Zeitung, stand auf, lief die Treppe hinunter aus dem Club raus. Sie
stellte fest, wenn sie sich auf den Fußballen hielt, konnte sie tatsächlich in
ihren hochhackigen Pumps laufen. Vampirkräfte sind schon was Feines, dachte sie
bei sich.
    Sie packte den Türsteher bei der
Schulter und wirbelte ihn zu sich herum. »Haben Sie gerade einen dünnen,
blassen Mann in Schwarz herauskommen sehen?«
    »Er ist da runter.« Der Türsteher
zeigte nach Osten, die Geary hoch. »Er ist zu Fuß gegangen.«
    »Danke«, rief Jody über ihre
Schulter, während sie bereits den Bürgersteig entlang eilte. Sie wartete, bis
sie außer Sichtweite war, bevor sie anfing zu laufen. Sie rannte einen Block,
dann zog sie die Pumps aus und trug sie in der Hand. Die Straße war verlassen,
nur das Summen der Stromleitungen und das leise Tappen ihrer Füße auf dem
Bürgersteig unterbrachen die Stille.
    Sie war zehn Blocks gelaufen, als
sie ihn erspähte, einen Block von ihr entfernt. Er lehnte

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