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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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an einer
Straßenlaterne.
    Er drehte sich um und sah sie an,
als sie stehenblieb.
    »Nun, Küken, was wirst du mit mir
tun, wenn du mich fängst?« fragte er mit leiser Stimme, in dem Wissen, daß sie
ihn hören würde. »Mich töten? Einen Schildermast abbrechen und ihn mir durchs
Herz treiben? Mir den Kopf von den Schultern reißen und damit Fußball spielen,
während mein Körper auf dem Bürgersteig zuckt?« Der Vampir zuckte übertrieben,
verdrehte die Augen und grinste.
    Jody schwieg. Sie wußte nicht, was
sie tun würde. Sie hatte nicht darüber nachgedacht. »Nein«, sagte sie. »Wie
kann ich dich davon abhalten, Tommy zu töten?«
    »Am Ende hintergehen sie dich doch
immer. Es ist ihre Natur.«
    »Was, wenn ich ihn verlasse? Wenn
ich ihm nicht sage, wo ich hingehe?«
    »Er weiß, daß wir existieren. Wir
müssen uns verstecken, Küken. Immer. Gänzlich.«
    Jody war seltsam ruhig. Vielleicht
kam es davon, das »wir« zu hören. Vielleicht lag es auch daran, sich mit
normaler Stimme mit jemandem zu unterhalten, der einen Block entfernt stand.
Was immer es war, sie hatte keine Angst, nicht um sich selbst jedenfalls. »Wenn
wir uns verstecken müssen, warum dann all diese Morde?« fragte sie.
    Wieder lachte der Vampir. »Hat dir
je eine Katze einen Vogel gebracht, den sie getötet hat?«
    »Warum?«
    »Geschenke, Küken. Und nun - wenn
du mich töten willst, tu es. Wenn nicht, geh und spiel mit deinem
Schoßhündchen, solange du noch kannst.«
    Er drehte sich um und ging weg.
    »Warte!« rief Jody. »Hast du mich
durch das Kellerfenster gezogen?«
    »Nein«, sagte der Vampir, ohne
zurückzublicken. »Ich habe kein Interesse daran, dich zu retten. Und wenn du
mir folgst, wirst du herausfinden, wie genau ein Vampir getötet werden kann.«
    Erwischt, du Arschloch, dachte
Jody bei sich. Er hatte sie gerettet.

27. KAPITEL
    Wenn ein
Vampir keine Freunde hat, macht er sich welche
     
    Eine halbe Stunde nach
Mitternacht. Er stand auf dem südwestlichen Turm der Oakland Bay Bridge, gute
fünfzig Stockwerke über der bleigrauen Bucht, und dachte: Kopf oder Füße voran?
Er trug einen schwarzen Seidenanzug, und er hielt einen Moment inne, weil ihm
leid tat, daß der Anzug ruiniert werden würde. Er mochte das streichelnde
Gefühl von Seide auf seiner Haut. Was soll's.
    Zwei Meilen entfernt ging Jody die
Market Street entlang und wünschte, sie könnte sich einfach ins Koma trinken.
Was wäre wohl, wenn ich einen Stinkbesoffenen fände und sein Blut trinken
würde? überlegte sie. Nein, mein verdammter Körper würde Alkohol vermutlich als
Gift identifizieren und gegen die Wirkung kämpfen. So viele Fragen. Wenn ich
doch nur daran gedacht hätte, sie zu stellen.
    Sie hielt an einer Telefonzelle
und rief Tommy im Supermarkt an.
    »Marina
Safeway.«
    »Tommy,
ich bin's.«
    »Bist du noch immer sauer?«
    »Nicht sauer genug, vermute ich.
Ich wollte dich nur bitten, daß du bis nach Sonnenaufgang im Laden bleibst. Geh
nicht nach draußen, egal, aus welchem Grund. Und halt dich in der Nähe der
anderen Typen, wenn möglich.«
    »Warum? Was ist los?«
    »Tu einfach, was ich sage, Tommy.«
    »Ich habe das Loft aufgeräumt.
Größtenteils zumindest.«
    »Wir reden morgen abend darüber.
Bleib zu Hause, bis ich aufwache, in Ordnung?«
    »Wirst du dann immer noch sauer
sein?«
    »Wahrscheinlich. Ich sehe dich
dann. Ciao.« Sie legte auf. Wie kam es, daß er manchmal so schlau und manchmal
wieder so dumm war? Vielleicht hatte der Vampir recht, ein Mensch würde sie nie
verstehen können. Sie fühlte sich mit einem Schlag sehr einsam.
    Sie trat in einen 24-Stunden-Imbiß
und bestellte sich eine Tasse Kaffee, damit sie sich an einen Tisch setzen
durfte. Sie genoß noch immer den Duft von Kaffee, auch wenn sie ihn nicht mehr
trinken konnte.
    Sie schlug die Zeitung auf, die
sie dem Bettler mit ihrer Kosmetiktasche abgekauft hatte, und machte sich
daran, die Kontaktanzeigen zu lesen. »Männer suchen Frauen«, »Frauen suchen
Männer«, »Männer suchen Männer«, »Frauen suchen Frauen«, »Männer suchen kleine,
pelzige Tiere« - es gab eine große Bandbreite an Kategorien. Sie überflog die
gewöhnlicheren Anzeigen, bis ihr Blick auf eine in der Rubrik
»Selbsthilfegruppen« fiel: »Sind Sie ein Vampir? Sie müssen sich Ihrem Problem
nicht allein stellen. Die Anonymen Bluttrinker können helfen. Mo-Fr
Mitternacht, Zi. 212 Asiatisches Kulturzentrum, Nichtraucher«.
    Es war Freitag. Es war
Mitternacht. Sie war nur zehn Minuten vom

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