Langenscheidt Fußball-Deutsch, Deutsch-Fußball
beschäftigt – mit einer Art Sisyphusarbeit, dem permanenten Wegarbeiten einer Masse, die einfach nicht zu bewältigen ist und die die ganze Aufmerksamkeit des Kauenden zu beanspruchen scheint.
Und weil das wahrscheinlich auch meistens so ist, kommt es nicht selten zur maximalen Nichtbeachtung: Während Ober- und Unterkiefer in einem rhythmischen Hin und Her und Auf und Ab schwer beschäftigt sind, wandert der Blick sozusagen als Ausgleich für die permanente Aktivität in der unteren Gesichtshälfte starr auf einen Fixpunkt irgendwo weit entfernt am Horizont in einer imaginären Welt der Ruhe und Entlastung – und damit eben auch weg von den wissbegierigen Augen des Fragenstellers. Wer denkt, das müsse unweigerlich in einer zwischenmenschlichen Katastrophe enden, der irrt. Denn natürlich kennt der geschulte Interviewer dieses Prozedere und macht nicht den Fehler, es persönlich zu nehmen. Denn er weiß ganz genau: Trotz allem bzw. dem Kaugummi zum Trotz wird es eine Antwort, mindestens eine Reaktion geben.
Und die Sätze, die man dann vernimmt, haben eine wohlüberlegte Anmutung allein dadurch, dass sie nicht rasend schnell herausgeschossen werden (was die Gefahr bergen würde, dass mit den Worten auch der Kaugummi Reißaus nehmen könnte), sondern mit Bedacht in Sequenzen zwischen einzelnen Kauvorgängen eingearbeitet werden. Das gibt dem Ganzen den Anstrich einer fundierten Meinungsäußerung! Ja, man ist versucht, auch bislang kaugummiresistenten Sportfreunden das Kauen von Kaugummi zu empfehlen, besonders notorischen Schnellquasslern und solchen, die dazu tendieren, unüberlegt Geäußertes zeitnah wieder zurückzunehmen.
Als Fazit kann man dem Journalisten eigentlich nur raten, sich kurz vor dem Interview ebenfalls ausreichend mit Kaugummi zu bewaffnen. Dann würde alles gut werden. Zumal es jetzt ganz neue Erkenntnisse in Sachen Kaugummi geben soll. Es war nur eine winzig kleine Randnotiz in einer überregionalen Tageszeitung, die eigentlich eine dicke Überschrift verdient gehabt hätte (aber wahrscheinlich fehlte einfach nur der Platz an dem Tag). Darin stand, dass Wissenschaftler (ich meine, es waren Briten) herausgefunden haben, dass Kaugummi-Kauen die Intelligenz fördert. Denn das beständige Kauen regt den Kreislauf und damit auch den Denkapparat an – auch wenn es manchmal nicht so aussieht.
Im Vertrauen: Dem Fußballer und dem Sportjournalisten war das schon lange klar.
Kicker
Kicker
der
1 Umgangssprachlicher Ausdruck für den gemeinen Fußballspieler, mitunter auch Bestandteil von Vereinsnamen wie „Kickers Offenbach“, „Stuttgarter Kickers“ usw.
2 Beliebtes Geschenk für den alternden Fußballfan, dessen Beine keine aktive Betätigung auf dem Platz mehr zulassen. Dabei werden ca. 10 cm große, an drehbar gelagerten Stangen befestigte Holzpüppchen zu Therapiezwecken eingesetzt.
3 Zentralorgan der deutschen Fußballfans; von Letzteren ebenso verschlungen wie einst die „Peking-Rundschau“ von den Maoisten, der „Wachturm“ von den Zeugen Jehovas oder die „Emma“ von Fußballgegnerinnen.
SCHLAUE SPRÜCHE
„Konzeptfußball ist, wenn ein Team gewinnt und man sich keinen Spieler merken kann.“ Christian Eichler (FAZ 23.4.2005)
Kopfball
Kopfball
der
Das Spielen des Balles mit dem Kopf – neben Sprungkraft und Technik ist hierfür auch eine gewisse Körpergröße von Vorteil. Extrem ungesund ist der Versuch, einen Kopfball anzusetzen, wenn der Ball sich in einer Höhe von 0 bis 100 cm über der Grasnarbe befindet. In der Saison 2004/2005 wurden übrigens 22% der Treffer per Kopf erzielt.
Kopfballungeheuer
Kopfballungeheuer
das
Ehrenname des ehemaligen Bundesliga- und Nationalspielers und jetzigen DFB-Jugendtrainers Horst Hrubesch, der viele von seinen 136 Bundesligatoren mit dem Kopf erzielte. Unverzichtbar hierfür waren die präzisen Bananenflanken seines Mitspielers Manfred Kaltz.
Krieg
KRIEG
Es war ein herrlicher Frühlingstag. Der erste wirklich warme des Jahres. Mühelos schob der zwischendurch leicht auffrischende Südostwind ein paar vereinzelte Wolkenfetzen über die ovale Stadionrosette, ohne jedoch das beherrschende Blau hoch über dem Dach auch nur annähernd trüben zu können. Es war der optimale Tag für ein großes Spiel – mit besten „äußeren Bedingungen“, wie man so schön sagt.
Draußen vor den Toren der Arena konnte man die Hitze hören, und drinnen trieb sie einem den Schweiß über den Rücken – eiskalt begeisternd. Beide Mannschaften
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