Langenscheidt Nachbar-Deutsch u Deutsch-Nachbar
Ordnungsamt!“ Noch Fragen?
Hinweis: Die Lieblingsrechte dieser Seniorenspezies sind übrigens ihre Gewohnheitsrechte. Die stehen für alles Verbotene – oder nicht explizit Erlaubte –, was sie seit ihrem Einzug ungestraft ausprobiert und an dem sie Gefallen gefunden haben: vom unerlaubten Schnüffeln in Nachbars Keller bis zum Falschfahren in der Einbahnstraße vorm Haus!
Für sie ist alles erlaubt. Blöd nur, dass unser Rechtsstaat, in dem fast alles geregelt ist, solche „Gewohnheitsrechte“ weder kennt noch als „Senioren-Sonderrechte“ akzeptiert. Also, wehren Sie sich gegen solchen Bullshit! Bitte berufen Sie sich aber nicht auf Ihr eigenes Faustrecht, denn auch das gibt es bei uns nicht. Und denken Sie immer daran, dass sich Senioren im Ernstfall auf ihre Gebrechlichkeit berufen …
Wenn nicht, wird es Zeit, den Rest zu klären. Wer wann kommt und geht beziehungsweise was wie zu tun ist, ist ab jetzt keine Frage der Selbstbestimmung mehr, sondern klar geregelt und wird überwacht: Ab 20 Uhr muss die Haustür definitiv zugeschlossen sein. Spätere Besuche werden nicht besonders gerne gesehen („Wir brauchen unsere geregelte Nachtruhe!“) . Ab vier Uhr wird schließlich gefrühstückt und die erste Marschmusik gehört. Fremde dulden die Kontrollsenioren als Besucher sowieso nicht: „Man fühlt sich direkt so unsicher bei all den unbekannten Gesichtern in der Gegend!“
Für den Winterdienst sind natürlich immer die Nachbarn zuständig – inklusive selbst zu zahlendem Streusalz. Dafür gibt es ein paar kostenlose Hinweise wie „Früher war hier schon morgens um sieben Uhr alles perfekt geräumt“ und „Sie haben hoffentlich eine gute Haftpflichtversicherung, denn wenn ich stürze und mir das Hüftgelenk noch mal breche, sind Sie dafür verantwortlich!“ . Ein schönes Lernbeispiel vor allem für die letzten Toleranztrottel und Seniorenversteher der Nachbarschaft.
All die netten alten Menschen werden hier nun nicht beschrieben, weil jeder von uns welche kennt und sie sehr schätzt. Meist als gütige und großzügige eigene Omas und Opas oder besonders hilfsbereite Nachbarn. Liebenswerte alte Leute, von denen man selbst gebackenen Kuchen oder hilfreiche Tipps zu Themen bekommt, die vielfach in Vergessenheit geraten sind. Und die es nicht immer leicht haben in einer Welt, in der persönliche Kontakte virtualisiert wurden ...
Nachbar zum Senioren
Deutsch
„Und das Haus haben Sie über all die Jahrzehnte so gut in Schuss halten können?“
Na ja, die Einschüsse in den Hauswänden sieht man immer noch und aus dem Bombentrichter ist ja jetzt ein Sandkasten geworden.
„Sie sind ja wirklich noch sehr rüstig und sportlich für Ihr Alter! Waren Sie nicht letztens erst joggen?!“
Zum Laubfegen und Schneeschippen zu faul, aber auf Knieschonern durch den Garten robben und Nachbarn bespitzeln.
„Kommt Ihre Familie auch manchmal, um Sie und Ihren Mann zu besuchen?“
Dann packen wir einfach eure Sachen zusammen und die brauchen euch nur noch mitzunehmen!
„Haben Sie noch Kontakt zu unseren Vormietern?“
Wann fand denn der letzte Selbstmord in unserer Wohnung statt?
„Wir legen natürlich sehr viel Wert auf eine harmonische und freundschaftliche Nachbarschaft.“
Und deshalb haben wir euch auch gerade im Altersheim angemeldet.
Neureiche Doppelverdiener
Im Leben hat alles seinen Preis. Und Fleiß sichert den Wohlstand. Hoffentlich auch den dazu passenden Nachbarn.
Nachbar-Schnellcheck: Neureiche
Handwerklicher Gebrauchsnutzen
Intellektueller Gebrauchsnutzen
Spaßfaktor
Stress- und Störfaktor
Ökofaktor
Nachbarschaftlicher Gesamtnutzen
Neu zugezogene Schickimickis im Wohnrevier sind richtig Klasse. Genauso wie ihre Autos – ganz zu schweigen vom Haus und von der Einrichtung! Alles so geschmackvoll und sicherlich nicht ganz billig!!!! Alles klar? Nein? Dann sollte man den neureichen fleischgewordenen Preis-für-alles-Kennern einfach mal einen spontan Nachbarschaftsbesuch abstatten ... Es waren ja schließlich nicht alle Nachbarn zur Housewarming-Party eingeladen. Im Grunde nur die Immobilienmaklerin, zwei Autohändler sowie der Börsenfuzzi aus der Nachbarschaft ...
Kurz klingeln und rein in die „Protzothek“ von zwei gleich gesinnten Geldvernichtungsmaschinen im Statuswahn. Wie im Fernsehen. Dafür aber live und in echt – bis auf vielleicht den optisch sehr teuer wirkenden Edeltrödel. Echt sind vor allem „Ken“ und „Barbie“, die bei neureichen Doppelverdienern meistens
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