Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

und Hoffnung, denen ich mit vielen anderen zusammen bei »Children for a Better World« helfe (vgl. »Das Glück der anderen« und »Worauf Glück steht«).
    Als ich noch Verleger bei Langenscheidt war, ließ ich eine Goldschmiedin ein Wörterbuch aus purem Gold machen. Ich versteckte es in einem Wald. In einer speziellen goldenen Ausgabe des Langenscheidt-Wörterbuches Englisch brachten wir ein Rätsel unter, dessen Lösung zu dem Schatz führte. Hunderttausende zerbrachen sich den Kopf. Eine schwangere Frau kämpfte besonders engagiert und versprach ihren Geschwistern jeweils ein Zehntel des Preises als Erfolgsprämie, wenn sie ihr bei der Lösung des schwierigen Rätsels helfen würden. Sie fand den Schatz und war für kurze Zeit sehr glücklich. Doch der plötzliche Reichtum wandte sich gegen sie. Das Buch aus Gold war nicht teilbar. Und Geld zum Auszahlen der Geschwister hatte sie nicht. Die Familie zerbrach fast daran. Geld ist Fluch und Segen zugleich.
    FILMEMACHERIN DORIS DÖRRIE
    … über das Glück
    Das Leben hat den Sinn, dass wir unauflöslich miteinander verbunden sind. Doch egoistisch, wie wir sind, grenzen wir uns ab, wollen allen Reichtum auf uns selbst ziehen und denken: Alles für mich, die Türen zu, Computer an. Alles allein, allein, allein! Und dann wundern wir uns, wenn wir auf unserem Berg von Zeug sitzen und irgendetwas fehlt. In meinem Film Glück schmieren sich Irina und Kalle zusammen ein Honigbrot. Das ist ein Moment des Glücks. Sie sitzen einfach nur zusammen an einem Tisch und essen ein Honigbrot. Sie haben es geschafft, sich aus sehr dramatischen Umständen bis zu diesem kleinen, normalen, banalen Glück vorzubaggern. Im Grunde wissen wir alle, dass es genau darum geht; dass es nicht die Seychellen sind und das türkisblaue Wasser. So ein Strand kann einen total glücklich machen, aber im nächsten Moment ahnt man, dass der Strand nur der Strand und das Wasser nur das Wasser ist. Das wirkliche Glück ist so ein geteiltes Honigbrot.
    Ich war gerade zwei Monate in Mexiko, einem sehr unsicheren Land mit einem riesigen Gefälle zwischen Arm und Reich. Von den Menschen dort kann man lernen, keine Angst zu haben. Europa ist ja angeblich in der Krise, und dann stehe ich im Drogeriemarkt vor hundertvierundzwanzig unterschiedlichen Haarprodukten – ich habe sie gezählt, jede Spülung, jedes Shampoo. Krise? Dass wir hundertvierundzwanzig Haarprodukte haben, das ist die Krise. Sie nehmen uns die Sicht auf die Dinge, auf die es wirklich ankommt.

XVI

Größtes Unglück, größtes Glück: die Liebe
    EINE GROSSE DEUTSCHE, DIE ICH UM IHRE GEDANKEN zum Glück bat, schrieb, für sie sei es gleichbedeutend mit Liebe. Und darüber zu schreiben, sei ihr zu privat.
    Versuchen wir es trotzdem!
    Liebe ist das Meer in uns. Es rollt heran und zieht sich zurück. Es steigt und fällt. Es ist voller Schönheit und Ungeheuer. Es zieht uns lebenslang in seinen Bann. Es ist das Leben.
    Wer ist glücklicher: der Liebende oder der Geliebte?
    Kann man ein zweites Kind wie das erste lieben? Man kann, und man wird.
    Liebe ist ein Wunder. Sie ist unendlich.
    Liebe ist noch ein Paar Augen und Ohren. Noch eine Nase und noch ein Mund.
    Die Liebe wohnt in uns. Wir sind es, die lieben oder nicht. Menschen und Dinge, die zu lieben es wert sind, gibt es zuhauf.
    Liebe ist sich häuten. Eine neue jungfräuliche Haut bekommen und zwischendurch ganz ohne dastehen.
    Liebe ist der Motor des Lebens. Sie bewegt. Sie treibt voran. Alles.
    Liebe, das sind Flügel für die Seele.
    Weder Verliebte noch Glückliche fragen nach dem Sinn des Lebens.
    Was für eine Kraft hat etwas, wenn es uns ohne Schlaf und Essen auskommen lässt!
    Wessen Liebe lebt, blüht auf durch jede Berührung. Wessen Liebe tot ist, ärgert sich darüber, dass die Klorolle falsch herum hängt.
    Sich verlieben ist einfach. Lieben dagegen ist Reife und Weisheit.
    Liebe verhält sich zu Verliebtheit wie Erwachsensein zu Kindheit.
    Was ist schöner: atemlose Verliebtheit oder der lange Atem andauernder Liebe? Am besten beides.
    Die Herausforderung des Lebens: die Freude am Lächeln des anderen lebendig halten. Sie nicht durch Alltagsallerlei wie durch Unkraut überwuchern lassen.
    Das Ideal ist wohl, vom Schmetterling zum Adler zu werden und aus der Vergänglichkeit des Rauschzustandes heißer Verliebtheit etwas anderes, noch viel Stärkeres entstehen zu lassen: die innige Vertrautheit großen gegenseitigen Verständnisses und gemeinsam gestalteten Lebens. Dann erst