Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
aber nicht.
Vielmehr sechs Männer etwa gleichen Alters, mit unterschiedlichen Berufen und aus verschiedenen Städten. Nach gemeinsamen Jahren in New York, wo uns Stress und Spaß gleichermaßen verbanden, verschlug es uns eines Abends an einen Kamin in einer Burg über Brixen. Eine ganze Nacht lang redeten wir in aller Offenheit über unsere Lebenslagen, über Ambitionen und Enttäuschungen, Erfolge und Rückschläge. Daraus entwickelte sich eine wunderbare, jahrzehntelange Tradition, die uns alle zusammenschweißte. Mindestens einmal pro Jahr treffen wir uns an irgendeinem Kamin und reden eine Nacht lang Tacheles. Keine Komplimente, keine Schönfärberei, sondern konstruktiv-freundschaftliche Ehrlichkeit. Wo sonst hat man das im Leben?
Wir sprechen über berufliche Grundsatzentscheidungen, über neue und alte Lieben, Moral und Geld, Visionen und Träume, Firmengründungen und Kinderkriegen. Wir nehmen uns gegenseitig ernst und lernen viel voneinander. Nur einmal musste ein Ultimatum gestellt werden, weil einer einfach nicht einsehen wollte, dass die damalige Frau an seiner Seite ihm wirklich schadete. Wir legten aus Kastanien ein Datum auf einen alten Holztisch und sagten unmissverständlich, dass er sich bis dahin zwischen uns und der Dame entscheiden müsse. Er rief am Tag vor Ablauf der Frist an und vermeldete die Trennung. Manchmal muss ein Freund den anderen eben zu seinem Glück zwingen.
Zum Glück reicht meistens die Kraft der Argumente und der Einfühlung.
Jeder bekommt immer so viel Raum und Zeit zur Erörterung der anstehenden Fragen, wie er gerade braucht. Mal sind das zwei Stunden, mal reichen zehn Minuten. Aber in jedem Fall ist das Feedback ehrlich und offen, und das Gespräch bleibt total vertraulich. So gelingt es meistens, in die Tiefe zu stoßen und nicht im Alltagsgeplänkel stecken zu bleiben.
Was uns fasziniert über die Jahrzehnte, ist die ausgleichende Kraft des Schicksals. Keiner von uns war immer auf der Sonnenseite des Lebens. Mal ging bei einem alles schief und beim anderen lief es wie geschmiert, mal genau umgekehrt. Jeder suchte seinen Weg – und die anderen halfen dabei. Keiner fühlte sich je allein gelassen in Krisen und bei wichtigen Entscheidungen.
Die Themen änderten sich natürlich über die Jahre. Gingen unmerklich von Karriere, Reisen, Festen, Sport und Spaß in Richtung Verantwortung, Familie, Nachhaltigkeit und Sinnfindung. Eines Nachts erschraken wir, als wir plötzlich von Vorsorgeuntersuchungen sprachen. Na ja, Freundschaft schützt vor vielem, aber nicht vorm Älterwerden.
Wenn Sie mal wieder am Leben verzweifeln, denken Sie an
… SOPHIE VAN DER STAP
Mit Anfang zwanzig, wenn andere gerade unbekümmert durch die Welt trampen oder studieren, bekam sie einen höchst aggressiven Krebs. Chemotherapie an sich ist ja schon schlimm genug, aber die Qual, der sich van der Stap durch verschiedene andere Therapiemethoden ausgesetzt sah, sprengt hier den Rahmen. Sie schaffte es trotzdem – durch unerschütterlichen Humor, die Unterstützung ihrer Familie und durch ein raffiniertes Rollenspiel. Statt sich angesichts ihres Haarverlustes wie andere eine Perücke am Krankenhauseingang zu kaufen, kratzte sie all ihr Geld zusammen und legte sich neun perfekte Perücken für neun unterschiedliche Persönlichkeiten zu. Sie ließ sich ihre Würde nicht nehmen, ging aus, wenn es ging, flirtete, blieb Frau. Und besiegte den Krebs. Das Buch, das sie über die Zeit in der Therapie schrieb, trägt den schönen Titel Heute bin ich blond .
Sophie lebt glücklich als Autorin in Paris und den Niederlanden.
XV
Glück wohnt nicht im Tresor
GLÜCK HAT MIT INNEREM LEUCHTEN ZU TUN. Mit lächelndem Erinnern. Mit Kinderlachen, Strand und Spaghettikochen. Mit Geheimnissen, Liebe, Abenteuer. Es will die Welt umarmen.
Geld hat mit Zahlen zu tun. Mit Sparen und Geiz. Mit Kontoauszügen, Staatsbankrotten und der kalten Pracht von Banken. Es ist ein Mittel zum Zweck.
Unterschiedlicher können Welten kaum sein. Und doch berühren sie sich auf elementare Weise.
Für die arme Mutter zählt jeder Dollar oder Euro, um Reis oder Nudeln für ihre Kinder besorgen zu können. Der Hartz-IV-Empfänger sorgt sich existenziell um seine Altersvorsorge und darum, wie er seine Kinder einkleiden soll. Wer Pfandflaschen aus Mülltonnen sammeln muss, würde fast alles tun für tausend Euro.
Geld ist die Tür zu Essen, Trinken, Wärme, Behausung. Ohne all das ist Glück kaum möglich (vgl. »Worauf Glück
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