Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
jeder gleich mehr Geld will, wenn er merkt, wie reich man ist? Dass Menschen nur etwas von einem wollen, weil man viel Geld hat?
Diese Sorgen mögen den meisten wie von einem anderen Stern erscheinen, sie sind aber real für den, der sie hat. Und überschatten für manchen das eigentlich mögliche Glück.
Der Goldtaler hat zwei Seiten. Er schafft die Basis für glückliches Leben, kann dieses aber auch zerfressen. In den großen Villen der Vorstädte lebt viel Alkohol, Sucht, Depression, Einsamkeit und Sehnsucht nach prallem, einfachem Leben.
Glück kann in der kleinen Mietwohnung und im Palast wohnen, im Polo und im Mercedes.
Die kleine Hütte im Wald macht manchen glücklicher als der Protzpalast im Park.
Sind die notwendigsten Bedürfnisse befriedigt, entscheiden wir selbst, wie wir mit unserem Kontostand leben. Ob wir grün vor Neid werden, leiden und ständig mit dem Schicksal hadern. Oder aus dem Vorhandenen das Beste machen, mit Humor, Ideen, Lebenslust und Spontaneität.
Der goldene Ehering kann genauso glücklich machen wie der aus Kaugummipapier. Das Glas Champagner genauso wie ein Bier an der Theke.
Glück braucht Geld, aber Geld macht nicht glücklich.
Der Glanz des Seins hängt weniger am Glänzen der Münzen als an dem der Augen.
Die Luxushotels sind voll von frustrierten Paaren, die sich nicht einmal mehr streiten.
Und die Slums voll von Kindern, die glücklich Fußball auf der Straße spielen.
Das ist kein Automatismus – genauso wenig wie umgekehrt. Wir selbst sitzen am Lenkrad unseres Lebens, nicht unser Banker. Wir bestimmen, was wir aus der uns vergönnten Lebenszeit machen. Und Zeit verrinnt schneller als Geld.
Aus Resten im Kühlschrank ein kleines Essen zaubern macht oft mehr Spaß als das Vier-Gänge-Menü im gepflegten Drei-Sterne-Restaurant. Und die zerschlissene Jeans ist oft sexier als das teure Kostüm. Zaubern wir, machen wir das Beste aus unseren Möglichkeiten! Das macht glücklicher als die Klage über zu wenig Geld.
Ein Lottogewinn macht erwiesenermaßen nur kurzfristig glücklicher. Man muss sich mit Problemen beschäftigen, die man vorher nicht hatte, und fällt nach der Freude über die neuen Möglichkeiten schnell auf das Level seiner Zufriedenheit vor der schönen Nachricht zurück.
Niemand ist glücklich, weil er reich ist. Glück wohnt nicht im Tresor.
Und das Wesentliche im Leben lässt sich nicht kaufen.
Aus
Langenscheidts Leben
In meiner ersten Ehe lebte ich finanziell total unbesorgt. Dann geschah, was ich ausführlich im Kapitel »Auf dem Sterbebett ist es zu spät: Mut zum Glück« schildere. Ich verliebte mich und schmiss mein ganzes Leben um.
Mein Verhältnis zu Geld hat sich seitdem gewandelt. Mir wird bewusst, wie wenig ich in manchen Lebensbereichen wirklich brauche. Und ich genieße das, denn – wie wir gesehen haben – ist beim Glück weniger oft mehr.
Ich konzentriere mich auf das Wesentliche – und das ist nur selten das Teure. Der emotionale Wert ist für mich wichtiger geworden als der finanzielle. Dinge, die ich geschenkt bekomme oder für die ich kämpfen muss, machen mich glücklicher als welche, die ich kaufen kann.
Ich fühle mich reich – aber nicht an Geld. Sondern an Möglichkeiten, Ideen, Gefühlen, Verantwortung. Und sehe Geld mehr und mehr als ein Lebensmittel – um das Notwendige zu besorgen.
Ich liebe eine gewisse Bescheidenheit. Und denke oft an den Schwimmer im blaugrauen Meer. Wenn er seinen Blickwinkel nur ein wenig ändert und seinen Kopf ins Wasser steckt, sieht er plötzlich die berückende Vielfalt der farbigen Fische und Korallen unter Wasser.
Glück ist, das Auto in der Garage zu lassen und das Fahrrad zu nehmen.
Ich habe gelernt: Jenseits eines gewissen Vermögens verschwinden manche Sorgen. Andere aber beginnen erst dort.
Der Autor Wolf Wondratschek schreibt über Geld: »Es ist nichts und kann einen doch den Verstand kosten. Es ist Papier und brennt sich in die Schöpfung wie ein Schandfleck. Millionen, Milliarden, Billionen, es ist wie ein Geschwätz. Ist, wenn es nicht da ist, auch die Seele pleite?« (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 9. Oktober 2011)
Ich finde es schön, Sehnsüchte zu haben. Zu kämpfen für Dinge und Projekte, die mir wichtig sind.
Und wichtiger als das Geld, das ich habe, ist mir jenes, das ich anderen in Not zukommen lassen kann. Dem Freund, dessen Musikerkarriere stockt. Dem Bettler, dem die Hand fehlt zum Arbeiten. Und vor allem Hunderttausenden von Kindern ohne Heimat
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