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Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Titel: Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Langenscheidt
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Horrorvisionen. Leid gehört zum Leben wie der Tod. Der Auftritt auf der Bühne des Lebens ist mit Schmerzen behaftet und der Abgang oft auch. Aus negativen Erfahrungen lernen wir mehr als aus positiven. Und Deutschlands wichtigster Philosoph der Gegenwart, Peter Sloterdijk, zeigt in seiner Rede »Glück und Unglück im Zeitalter der permanenten Renaissance« auf das Beeindruckendste, wie Reichtümer und Infektionen gemeinsam in unsere Welt kamen. Wie das Heilbringende zugleich den Tod bringt, bringen die neuen Genüsse auch die Pest.
    Aber die Untrennbarkeit von Elend und Euphorie sollte uns nicht daran hindern, das Schöne am Leben so intensiv wie möglich wahrzunehmen, zu würdigen, zu feiern und dafür zu danken! Allein schon deshalb, um daraus die Energie zu ziehen, die wir brauchen, um gemeinsam das Leid dieser Welt zu bekämpfen!
    So, sind Sie aufgewärmt? Kann es losgehen? In 24 Spaziergängen werden wir die Welt des Glücks erforschen. Aber nicht wie bei einem Adventskalender, denn da findet man jeden Tag immer nur Schokolade oder ein Bildchen. Nein, so vielfältig das Leben ist, so unterschiedlich wir alle sind, so komplex stellt sich Glück dar.

Vom Sinn des Lebens
    WOZU DIE GANZE MÜHE VON FRÜH BIS SPÄT? Warum Politik, Moral, Recht, Medizin? Worin liegt der Sinn aller Existenz – wenn nicht im Glück? Ob kurz- oder langfristig gesehen, ob aus der Sicht des Individuums oder im Sinne der Allgemeinheit, welche Leitschnur des Handelns, Denkens und Wertens bleibt uns, wenn nicht die des »summum optimum«, »the greatest happiness of all«?
    Hier muss das Zentrum allen Strebens liegen, der Maßstab zur Bewertung, ob wir das Richtige tun in der uns vergönnten Zeit. Macht dieser Krieg die Menschen langfristig wirklich glücklicher, vermehrt jene gentechnologische Möglichkeit mit ihren Chancen und Risiken das Glückspotenzial von uns allen, oder gefährdet sie es eher? Wie sonst, wenn nicht mit diesen Fragen, sollen wir die schwierigen ethischen Dilemmata des Lebens lösen? Was sonst kann Ziel unserer Urteile und Handlungen sein?
    Trotzdem nimmt die Frage nach dem Glück eigenartig wenig Raum ein in unserer Welt. Woran mag das liegen?
    Wir sind gestresst, abgelenkt von Details, rennen im Hamsterrad des Alltags herum und hören nicht mehr auf unsere innere Stimme.
    Die Werbung um uns herum entwertet den Glücksbegriff. Sie bombardiert uns mit derart vielen Abziehbildern kleinen und großen Glücks, dass wir Ernsthaften uns mit Schauder abwenden und lieber nichts mehr von alldem wissen wollen. Was kann das für ein Glück sein, wenn es durch saubere Wäsche, ein neues Auto oder eine gute Margarine auf dem Frühstückstisch in Sekunden auf unsere Gesichter zu zaubern ist?
    So setzt allein die Beschäftigung mit dem Thema Glück heftig dem Vorwurf der Oberflächlichkeit und Blauäugigkeit aus. Welcher tiefe Geist kann denn angesichts der Not dieser Welt auch nur von »Glück« sprechen? Ist es nicht offensichtlich, dass wir Menschen gar nicht für das Glück gemacht sind? Und wenn es sich doch einmal einstellt, dann eher unbeabsichtigt und nur kurzfristig …
    Das ist die Position der Intellektuellen. Und sie scheint uns alle mitzureißen, auch wenn hier eigentlich eine gehörige Portion Skepsis angebracht wäre. Denn liegt es nicht auf der
Hand, warum Intellektuelle die Stirn runzeln, wenn sie das Wort »Glück« auch nur hören? Psychologen wären ihrer Arbeit beraubt, würde die Vision vom allgemeinen Glück wahr – denn welcher Glückliche würde ihre Praxis aufsuchen? Journalisten müssen Glück langweilig finden, denn »only bad news are good news«. Autoren schreiben weitaus lieber von einer zerbrochenen oder unmöglichen Liebe als von einer gelungenen. Kulturelle Höchstleistungen allgemein – so hat uns schon Freud klarzumachen versucht – können nur auf Triebverzicht, Sublimierung und Unterdrückung des Lustprinzips beruhen.
    Glück – nur Unsensible können angesichts des Zustandes unserer Welt so etwas empfinden. So denken Intellektuelle verschiedenster Provenienz.
    Und die Philosophen? Immerhin suchen sie professionell nach dem Sinn des Lebens und erkunden die Bedeutung unseres Seins. Cicero gab vor: »Die Untersuchung des glücklichen Lebens ist der einzige Gegenstand, den sich die Philosophie zum Zweck und Ziel setzen muss.«
    In der Tat: Die Zahl der Versuche und Traktate ist beeindruckend. Epikur, Plato und Aristoteles, Locke und Diderot, Lao-Tse und Konfuzius, Kant, Feuerbach,

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