Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
Glück ernst nehmen, es an den Hörnern packen. Sich sein ureigenes Leben zusammenzimmern und sich dann voller Wohlbefinden darin einrichten.
Querschläger, die sich nicht beeinflussen lassen, kommen schnell genug geflogen. Knüppel, die man nicht voraussieht, werden einem ausreichend vom Leben zwischen die Beine geworfen. Also sollte man wenigstens, was man selbst in der Hand hat, so gestalten, dass es stimmt. Dass man es genau so und nicht anders mag.
Tanzen mit dem Schicksal.
Es gibt so unendlich viele Menschen, die lebenslang signalisieren: »Eigentlich würde ich ein ganz anderes Leben haben wollen und hätte es auch verdient.« Eckart von Hirschhausen nennt sie die AHIGs: »Ach hätt ich’s doch getan!« Nach dem Motto »Mit dreißig gestorben, mit siebzig begraben«. Klar, was jetzt als Argument kommt: Die Umstände sind halt so. Stimmt. Aber nicht immer. Und wenn man genau in die Leben der Klagenden sieht, stellt man mit Freude und Erschrecken zugleich fest, wie vieles sich ändern ließe. Wenn man nur wollen würde. Und wenn man den Mut hätte.
Eine der schönsten und bekanntesten Weisheiten dazu: »Gib mir die Kraft, Dinge zu verändern, die ich ändern kann. Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Und gib mir die Weisheit, zwischen beidem zu unterscheiden.«
Das bedeutet Anstrengung und Mut. Aber der Lohn ist nichts Geringeres als mehr Glück.
Es passiert so schnell, dass aus der leuchtenden Euphorie des Kindes die schale Anpassung des Erwachsenen wird. Wir richten uns so schnell ein im vermeintlich Notwendigen. Wir behaupten so unüberlegt, dass etwas nicht zu ändern sei.
Ödön von Horvath formulierte: »Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu.«
Seien Sie ganz anders! Springen Sie! Nach einer großen Studie erweisen sich zweiundneunzig Prozent aller Sorgen rückwirkend als unbegründet.
Das betrifft alle Lebensbereiche: das Liebesgeständnis, den Berufswechsel, das ehrliche Wort zum Kollegen, die Aussprache mit den Eltern, den Widerspruch gegen das als ungerecht Empfundene, die Parteinahme für einen Schwachen.
Loriot hat es mit dem Semmelsyndrom so schön in den Frühstücksalltag geholt. Am Anfang der Beziehung fragt der Mann die Frau, ob sie lieber die obere oder die untere Brötchenhälfte wolle. Sie sagt aus Höflichkeit und Liebe »die untere«, weil sie glaubt, er bevorzuge die obere. Dem ist gar nicht so. Aber sie setzen die Aufteilung über die Jahre fort, bis keiner sich mehr traut, die Wahrheit zu sagen, nachdem man es jetzt so lange so gemacht hat.
Das Leben vieler ist leider eine Ansammlung von Semmelsyndromen. Es fehlt einfach der Mut, den Knoten zu durchschlagen und zu sagen, was man wirklich will. So schleifen sich die Mechanismen ein, und keiner ist wirklich glücklich dabei. Lebenslang die falsche Semmelhälfte. Irgendwann sieht man es an den Linien um den Mund und sogar an der Körperhaltung.
Bronnie Ware war viele Jahre lang Krankenschwester in der Palliativmedizin und -pflege. Das ist jener traurige Teil der Medizin, in dem man den baldigen Tod der Patienten leider als
gegeben annehmen muss und sich nur noch darum bemüht, ihr Sterben möglichst schmerzfrei und würdig zu gestalten.
In einem Buch fasst sie die fünf Wünsche an die Vergangenheit zusammen, die sie am häufigsten von den Sterbenden gehört hat:
1.Ich wünschte, ich hätte mehr Mut aufgebracht, ein Leben getreu meiner selbst zu führen, anstatt eines, das andere von mir erwarteten.
2.Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet.
3.Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mehr von meinen Gefühlen zu zeigen.
4.Ich wünschte, ich wäre mehr mit meinen Freunden in Kontakt geblieben.
5.Ich wünschte, ich hätte mich glücklicher sein lassen.
Auf dem Sterbebett ist es zu spät. Wünsche, die eigentlich erfüllbar waren, sind zu unerfüllbaren geworden.
Wer sich nicht traut, das Erträumte auszuprobieren, wird es nicht kennenlernen. Und das Leben, das er trotz anderer Wünsche und Vorstellungen lebt, wird im Schatten liegen. Da er immer wieder heimlich dorthin schielt, wo seine Sonne scheint.
Also hingehen, ausprobieren, merken, dass es auch dort nicht nur eitel Sonnenschein gibt! Aber es gelebt haben. Und dann irgendwann mit innerem Frieden sterben können.
Und dabei geht es nicht einmal um jenen Mut, der Leben kosten kann. Wie im Krieg oder wenn jemand voller Zivilcourage sein Leben im Kampf für etwas Wichtiges aufs Spiel setzt. Beim Mut,
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