Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
glücklich und selbstbestimmt zu leben, geht es auch um Leben: das, dessen Glanz ich aufs Spiel setze, wenn ich nicht mutig bin.
Woher die Angst vor dem Glück? Ernst Fritz-Schubert, der Schuldirektor, der als Erster Glück auf den Lehrplan setzte, hat dazu ein sehr eindrückliches Buch geschrieben. Glück kann man lernen. Was Kinder stark fürs Leben macht. Er weist gleich zu Anfang darauf hin, was die meisten Eltern auf die Frage antworten, was sie sich für ihr Kind wünschen. »Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als dass unser Kind glücklich wird.« In der konkreten Erziehung tun sie und auch die Lehrer und Lehrerinnen aber nicht wirklich viel für die Erfüllung dieses Wunsches. Denn wollen wir Kinder dazu erziehen, den Mut zum Glück zu haben, müssen wir ihnen den Glauben an sich selbst mitgeben. Wir müssen sie Hindernisse überwinden lassen, müssen ihre Bedürfnisse und Sorgen ernst nehmen, müssen sie mit sich selbst in Einklang kommen lassen. Und vor allem ihre Stärken stärken.
Wer einmal selbstbewusst auf der Suche nach seinem ureigenen Glück durchs Leben gehen soll, darf nicht ständig Fehler und den Rotstift fürchten und ihn irgendwann selber an
sich selbst anwenden. Sondern sollte lernen, was er besonders gut kann. Wo er aufleuchtet und ganz bei sich selbst ist. Wo er fliegt.
Findet er das, lebt und entwickelt es, erfordert es kaum mehr Mut, glücklich zu sein.
Aus
Langenscheidts Leben
Ich versuche zwar anders zu sein und arbeite hart daran. Aber in meinem tiefsten Inneren bin ich wie die meisten anderen: Ich mache mir Sorgen. Überlege, was alles schiefgehen kann.
Am stärksten habe ich das bei einer der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens gespürt. Ich war über zwanzig Jahre verheiratet. Glücklich, in einem Traumhaus, mit herrlichen Urlauben und Reisen, vielbeschäftigt, viel unterwegs. Mit vielen gemeinsamen Freunden und schönen Festen. Von meiner Frau mit zwei Söhnen beschenkt, die ich über alles liebe und für die ich jederzeit alles tun würde.
Dann verliebte ich mich. Und wie! In die Frau, über die ich in »Liebe ist noch ein paar Augen« schreibe. Was tun? Auf der einen Seite des Lebens die Kontinuität, das Vertrauen, das Zuhause, die Jungs, die Gewohnheit, die Nähe, die Dankbarkeit. Auf der anderen das Abenteuer, das Prickeln, die Versuchung, die Spontaneität, die Ergänzung aus dem Himmel, die Seelenverwandtschaft, die nächtelangen Gespräche.
Ich konnte monatelang nicht einmal mit jemandem darüber reden. Es war unendlich schön – und schwierig zugleich.
Was konnte nicht alles schiefgehen, was würde nicht alles Schreckliches passieren?
Ich würde meine Frau verletzen. Freundschaften würden zerbrechen. Wie würde meine eigene Familie damit umgehen? Wie meine Söhne?
Ich hatte keine Wahl. Ich tat es und sprang. Redete und redete und redete. Erklärte, warum.
So viele hatten meine Ehe immer als großartig und besonders angesehen, und jetzt ginge ich ein solches Risiko ein? Sei mein Geist nicht in meine Hose gerutscht? Wie lange würde meine Verliebtheit andauern? Was würde ich alles zerbrechen? Würde ich nach der Rosa-Brillen-Phase nicht erwachen und merken, was mir alles fehlen würde?
Ich erzählte, was mein Herz mir sagte. Ich sagte, ich hätte meine andere Hälfte gefunden. Es gäbe keinen Grund, schlecht zu reden über mein Leben bisher, aber ich könne nicht ungeschehen machen, was in mir passiert sei. Gefühle ließen sich nicht wegdrücken.
Die meisten verstanden es und hatten selbst schon Ähnliches erlebt. Manche waren neidisch.
Egal, ich musste und wollte den Weg gehen.
Dann wurden wir schwanger. Nicht nur einmal, sondern gleich doppelt. Eine kleine Bonustochter, die ich sofort für immer in mein Herz geschlossen hatte und die mich schnell als Papa erkor, hatte meine große Liebe ohnehin schon mitgebracht.
Und wieder ging, bei aller Freude, die Waschmaschine der Sorgen an. Wäre ich zu alt als Vater? Wie sähen meine Söhne ihre neuen kleinen Schwestern? Nur eine Stunde im Internet über Risiken von Zwillingsschwangerschaften gelesen – und man geht auf dem Zahnfleisch. Alles kann schiefgehen. Man denke nur an Nabelschnüre, die sich um Hälse winden, oder dass
eine der beiden Schwestern zu schwach sein könnte zum Leben. Und hinzu trat nach einigen Wochen ein kleiner Herzfehler bei einem der beiden ungeborenen Mädels, der alles Mögliche bedeuten konnte …
Die Schwangerschaft war weiß Gott nicht einfach. Es gab wohl kaum eine
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