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Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Titel: Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Langenscheidt
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ich weiß nicht wem an jemanden, den es vorher nicht gab und ohne dieses Geschenk auch nicht geben würde. Es blüht auf, stärker oder schwächer, kürzer oder länger, und wird wieder genommen. Über das, was danach kommt, wissen wir nur eines unverbrüchlich: dass die von uns Gegangenen in unseren Herzen und unserer Liebe weiterleben.
    Ich verstehe nicht, warum es in Situationen dauerhafter Hoffnungslosigkeit nicht legitim sein soll, freiwillig und ohne Druck von außen einige Pillen zu schlucken und diese Situation damit zu beenden. Diese Freiheit ist meines Erachtens Ausdruck individueller Würde, die uns niemand nehmen darf. Warum soll es einem souverän entscheidenden Menschen nicht erlaubt sein, in freier und wohlüberlegter Entscheidung auf menschliche Weise die Tür des Lebens für sich leise zu schließen? »Menschlich« heißt hier: ohne große weitere Qualen und Risiken für den Betroffenen, zugänglich für jeden unabhängig von physischer Stärke oder Schwäche und so wenig belastend wie möglich für die Angehörigen und für jene Menschen, die einen nach dem Schritt auffinden mögen.
    Ich persönlich bekenne hier, dass ich diese Möglichkeit gern hätte, wann immer ich diesen Schritt gehen möchte. Ich würde viel dafür geben. Es ist die andere, die dunkle Seite des Glücks.

    Unser ganzes Leben lang legen wir Wert auf Selbstbestimmung und Freiheit – natürlich eingebettet in Verantwortung für andere und Pflichten, die wir erfüllen wollen oder müssen. Das Verantwortungsgefühl wird auch in einem solch traurigen Moment deutlich zu uns sprechen, aber deswegen müssen wir doch nicht alle Freiheit aufgeben. Wer sonst kann beurteilen, ob mein Leben noch lebenswert ist, wenn nicht ich selbst?
    In Ländern wie der Schweiz oder den Niederlanden denkt man eher in diese Richtung als in Deutschland, wo vor nicht zu langer Zeit verblendete Rassisten meinten entscheiden zu können, welches Leben lebenswert sei. Doch hier und heute geht es nur um die persönliche Freiheit einer autonomen Entscheidung über mein Leben! Der Staat hat mir das Leben nicht geschenkt, er hat also auch nicht zu entscheiden, wie lange ich lebe.
    Das große allgemeine Problem nur ist dabei, dass diese Autonomie eingeschränkt werden könnte. Durch Krankenversicherungen, die möglicherweise Prämien zahlen für einen Freitod, der sie von gewaltigen Kosten über Jahre entlasten könnte. Durch Angehörige, die es leid sind, jemanden jahrelang zu pflegen. Durch Unternehmen, die von langjährigen Rentenverpflichtungen loskämen.
    Solcher Druck ist natürlich genauso wenig mit meiner Vorstellung von Glück vereinbar wie der Gedanke, dass jemand gegen seinen erklärten Willen am Leben bleiben muss. Wir brauchen in Gesetzgebung und Strafverfolgung jede Anstrengung, um Bollwerke gegen jeden solchen Beeinflussungsversuch zu errichten, der jemanden zu etwas motivieren soll, das er nicht wirklich will. Das Strafgesetzbuch müsste zu diesem Zweck verschärft und jeder geringste Versuch staatsanwaltlich schon wie eine Vorstufe zum Mord verfolgt werden. Da gibt es kein Vertun und keine Toleranz.
    Genauso klar ist, dass medizinisch wie menschlich alles Erdenkliche zu unternehmen ist, um Situationen der Hoffnungslosigkeit zu vermeiden oder zu lindern. Nur geht das leider nicht immer.
    Denken wir an all die Menschen, die ein glückliches und erfülltes Leben hatten und am Ende desselben bloß noch darben und vor sich dahinvegetieren. Geben wir ihnen die Chance, sich in Freiheit und Würde zu verabschieden. Es ist unmenschlich, wenn ein Leben, das einst voll und schön war, traurig, schmerzvoll und einsam endet. Es wird vielleicht länger, aber sicher nicht schöner.
    P.S.: Wir sollten uns meines Erachtens aus all diesen Gründen auch vom Begriff »Selbstmord« trennen und ihn durch »Freitod« ersetzen.

Aus
    Langenscheidts Leben
    Der Mann, den ich über Jahrzehnte kannte und schätzte, war ein Bild von einem Mann. Wache, aufblitzende Augen, volles, schönes Haar, ein von Leistungssport gestählter Körper, prononcierte Nase, sinnliche Lippen, aufrechte und schlanke Statur, elegante und eigenwillige Kleidung. Er war mit einer wachen Intelligenz gesegnet, hatte Mathematik studiert, besaß Sprachwitz und Charme wie kein anderer. Er liebte das Leben, die Frauen, das Abenteuer, seine zahlreichen Freunde. Er war der kreativste und großzügigste Gastgeber der Welt, hatte unzählige Häuser und Residenzen. Ach ja, reich war er auch und konnte sogar umgehen

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