Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ihrer Ehe so oft falsch interpretiert. »Ja, ich weiß es, Liebes. Sag mir, was passiert ist.«
    »Jemand hat unser Haus niedergebrannt!« schrie Amy unter Tränen. »Das ist passiert!«
    »Ist es völlig verloren?«
    »Ja. Das hat der Chef der Feuerwehr gesagt.« Er konnte hören, wie sie schluckte, wie sie versuchte, sich zu beherrschen, und dann strömten die Tränen erneut. »Es ist vö-vö-völlig niedergebrannt.«
    »Sogar mein Arbeitszimmer?«
    »Dort hat es angefangen«, schniefte sie. »Jedenfalls ist der Feuerwehrchef dieser Meinung. Und es passt auch zu dem, was Patty gesehen hat.«
    »Patty Champion?«
    Die Champions bewohnten das Haus rechts neben den Raineys; die beiden Grundstücke waren durch einen Gürtel Eiben getrennt, die im Laufe der Jahre langsam verwildert waren.
    »Ja. Einen Augenblick, Mort.«
    Er hörte ein gewaltiges Tröten, als sie sich die Nase schnäuzte, und als sie den Hörer wieder nahm, schien sie gefasster zu sein. »Patty hat den Hund Gassi geführt, hat sie den Feuerwehrleuten gesagt. Das war kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Sie ging an unserem Haus vorbei und hat ein Auto unter dem Vordach parken gesehen. Dann hörte sie ein Krachen drinnen und hat das Feuer im großen Fenster deines Arbeitszimmers gesehen.«
    »Hat sie gesehen, was es für ein Auto war?« fragte Mort. Ihm war schlecht in der Magengrube. Während er die Neuigkeit verarbeitete, schrumpfte die Sache mit John Shooter an Größe und Bedeutung. Es war nicht nur die verdammte Juni-Ausgabe von EQKM von 1980; es waren alle seine Manuskripte, die veröffentlichten und die unvollendeten, es waren alle seine Erstausgaben, alle Übersetzungen, alle Mitarbeiterexemplare.
    Oh, aber das war erst der Anfang. Sie hatten ihre Bücher verloren, etwa viertausend Bände. Sämtliche Kleider von Amy waren verbrannt, wenn der Schaden so groß war, wie sie sagte, und die antiken Möbel, die sie gesammelt hatte – manchmal mit seiner Hilfe, aber größtenteils allein –, würden jetzt nur noch Asche sein. Ihre Juwelen und ihre persönlichen Papiere – Versicherungspolicen, und so weiter – waren wahrscheinlich unversehrt (der Tresor im hinteren Teil des oberen Schranks war angeblich feuerfest), aber die Orientteppiche mussten Asche sein, Hunderte von Videokassetten geschmolzene Klumpen Plastik, die Video- und Stereoanlage … seine Kleidung … ihre Fotos, Tausende …
    Gütiger Himmel, und er hatte als allererstes an das gottverdammte Magazin gedacht.
    »Nein«, sagte Amy und beantwortete damit die Frage, die er in seiner Erkenntnis, wie enorm der persönliche Verlust sein musste, schon fast vergessen hatte, »sie konnte nicht sagen, was es für ein Auto war. Sie sagte, ihrer Meinung nach müsste jemand einen Molotow-Cocktail oder so was benützt haben. Weil das Feuer gleich nach dem Geräusch von splitterndem Glas im Fenster aufgelodert ist. Sie sagte, sie wollte die Einfahrt entlanggehen, da wurde die Küchentür aufgerissen, und ein Mann kam herausgerannt. Bruno bellte ihn an, aber Patty bekam Angst und hat ihn zurückgehalten, obwohl sie sagte, er hätte ihr um ein Haar die Leine aus der Hand gerissen.
    Dann stieg der Mann in das Auto ein und ließ den Motor an. Er schaltete die Scheinwerfer ein, und Patty sagt, er hat sie fast geblendet. Sie hat den Arm hochgerissen, um die Augen zu schützen, und da ist das Auto unter dem Vordach hervorgeschossen … so hat sie sich ausgedrückt … und sie drückte sich gegen unseren Zaun und hat Bruno, so fest sie konnte, zurückgerissen, sonst hätte ihn der Mann überfahren. Dann bog er aus der Einfahrt auf die Straße und fuhr rasend schnell die Straße hinunter.«
    »Und sie hat nie erkennen können, um was für ein Auto es sich handelte?«
    »Nein. Zuerst war es dunkel, dann leuchtete das Feuer durch dein Arbeitszimmerfenster, und die Scheinwerfer haben sie geblendet. Sie ist ins Haus gelaufen und hat die Feuerwehr angerufen. Isabelle sagt, sie sind schnell gekommen, aber du weißt ja, wie alt unser Haus ist … war … und … und wie schnell trockenes Holz brennt … besonders wenn man Benzin benützt …«
    Ja, er wusste es. Alt, trocken, aus Holz; das Haus war der feuchte Traum eines Brandstifters gewesen. Aber wer? Wenn nicht Shooter, wer dann? Diese schreckliche Nachricht, die nach den Ereignissen des Tages kam wie ein grässliches Dessert am Ende einer abscheulichen Mahlzeit, hatte sein Denkvermögen fast vollkommen ausgeschaltet.
    »Er sagte, es war wahrscheinlich Benzin …

Weitere Kostenlose Bücher