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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein paar Romanen von William Faulkner. Sie fanden Gefallen daran, Scheunen anzustecken.«
    »Oh«, sagte Bradley ausdruckslos.
    Wickersham, der Feuerwehrchef, sagte: »Es gibt keinen Brandstiftertyp, Mr. Rainey. Die gibt es in allen Formen und Größen. Glauben Sie mir.«
    »Nun …«
    »Beschreiben Sie mir das Auto etwas genauer, wenn Sie können«, sagte Bradley. Sein Kugelschreiber kreiste über dem Notizblock. »Ich möchte gerne die State Police auf den Mann aufmerksam machen.«
    Plötzlich entschied Mort, dass er noch einmal lügen würde.
    Sogar ziemlich.
    »Nun, es war eine Ford-Limousine. Soviel kann ich Ihnen mit Sicherheit sagen.«
    »Hm-hmm. Ford-Limousine. Baujahr?«
    »Ich vermute, siebziger Jahre«, sagte er. Er war ziemlich sicher, dass Shooters Kombi etwa zu der Zeit gebaut worden war, als ein Typ namens Oswald Lyndon Johnson zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Nach einer Pause fügte er hinzu: »Das Nummernschild war hell. Es könnte Florida sein. Ich will es nicht beschwören, aber es wäre möglich.«
    »Hm-hmm. Und der Mann selbst?«
    »Mittelgroß. Blondes Haar. Brille. Eine runde Nickelbrille wie John Lennon sie getragen hat. Mehr weiß ich wirklich ni …«
    »Hast du nicht gesagt, dass er einen Hut getragen hat?« fragte Amy plötzlich.
    Mort spürte, wie seine Zähne aufeinander klickten. »Ja«, sagte er freundlich. »Stimmt, das habe ich vergessen. Dunkelgrau oder schwarz. Aber eigentlich war es mehr eine Mütze. Mit Schirm, wissen Sie.«
    »Okay.« Bradley klappte das Notizbuch zu, »Immerhin ein Anfang.«
    »Könnte es nicht einfach ein Fall von Vandalismus gewesen sein, Brandstiftung als Nervenkitzel?« fragte Mort. »In Romanen hat alles einen Zusammenhang, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass im wirklichen Leben manchmal eben einfach etwas passiert.«
    »Könnte sein«, stimmte Wickersham zu, »aber es kann nicht schaden, die offensichtlichsten Verbindungen zu überprüfen.« Er warf Mort einen kurzen, ernsten Blick zu und sagte: »Wissen Sie, manchmal ahmt das Leben die Kunst nach.«
    »Brauchen Sie noch etwas?« fragte Ted und legte Amy einen Arm um die Schultern.
    Wickersham und Bradley wechselten einen Blick, dann schüttelte Bradley den Kopf. »Das glaube ich nicht, zumindest momentan nicht.«
    »Ich frage nur, weil Amy und Mort sich mit dem Versicherungsagenten in Verbindung setzen müssen«, sagte Ted. »Und wahrscheinlich auch mit einem Detektiv der Versicherung.«
    Mort fand den Südstaatenakzent des Mannes zunehmend nervtötend. Er vermutete, Ted kam aus einem Teil des Südens, der mehrere Staaten nördlich von ›Faulkner-Land‹ lag, aber es war trotzdem ein Zufall, auf den er hätte verzichten können.
    Die Beamten schüttelten Amy und Mort die Hände, drückten ihr Mitgefühl aus, baten sie, sich zu melden, sollte ihnen etwas einfallen, und gingen dann selbst, worauf die drei noch eine Runde um das Haus drehten.
    »Das alles tut mir sehr leid, Amy«, sagte Mort plötzlich. Sie ging zwischen ihnen und sah zu ihm herüber, weil etwas in seiner Stimme sie offenbar aufmerksam gemacht hatte. Vielleicht schlichte Ehrlichkeit. »Alles. Aufrichtig leid.«
    »Mir auch«, sagte sie sanft und berührte seine Hand.
    »Nun, Teddy ebenfalls«, sagte Ted ernst und feierlich. Sie drehte sich wieder zu ihm, und in diesem Augenblick wäre es Mort ein Vergnügen gewesen, den Mann zu würgen, bis ihm die Augen an den Sehnerven aus dem Kopf baumelten.
    Sie gingen jetzt die Westseite der Straße entlang Richtung Straße. Hier war die Ecke gewesen, wo sein Arbeitszimmer ans Haus grenzte, und nicht weit entfernt Amys Blumengarten, jetzt waren sämtliche Blumen tot, und Mort, dessen momentanes Hochgefühl verflogen war, überlegte sich, dass dies wahrscheinlich gut so war. Das Feuer war so heiß gewesen, dass das einst grüne Gras in einem dreieinhalb Meter breiten Streifen rings um das Haus herum versengt war. Hätten die Blumen geblüht, wären sie auch gegrillt worden, und das wäre einfach zu traurig gewesen. Es wäre …
    Plötzlich blieb Mort stehen. Er musste an die Geschichten denken. Die Geschichte. Ob sie nun ›Zeit zu säen‹ oder ›Das heimliche Fenster, der heimliche Garten‹ hieß, es war ein und dieselbe, wenn man das Drumherum wegließ und sich auf das Wesentliche konzentrierte. Er sah unvermittelt auf. Außer blauem Himmel war nichts zu sehen, jedenfalls jetzt, aber vor dem Feuer der vergangenen Nacht wäre genau dort, wo er hinsah, ein Fenster

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