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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schlotternd an zu schluchzen, was Laurel in der Seele weh tat. Sie hielt das Mädchen im Arm, weil ihr nichts anderes einfiel, und wenig später weinte sie selbst. Sie weinten fast fünf Minuten zusammen, dann beruhigte sich Dinah langsam wieder. Laurel sah zu dem schlanken Jungen, dessen Name entweder Albert oder Alvin war, sie konnte sich nicht genau erinnern, und stellte fest, dass auch seine Augen feucht waren. Er sah ihren Blick und schaute hastig auf seine Hände.
    Dinah holte noch einmal schluchzend und tief Luft, dann lag sie mit dem Kopf auf Laurels Brust ruhig da. »Ich glaube, weinen hilft nicht, hm?«
    »Nein, sieht nicht so aus«, stimmte Laurel zu. »Warum versuchst du nicht zu schlafen, Dinah?«
    Dinah seufzte – ein wässriger, unglücklicher Laut. »Ich glaube, das kann ich nicht. Ich habe geschlafen.«
    Wem sagst du das, dachte Laurel. Und Flug Nr. 29 flog weiter in elfeinhalbtausend Meter Höhe Richtung Osten – mit mehr als fünfhundert Meilen pro Stunde über die dunkle Mitte von Amerika.

 
KAPITEL DREI
     
    Die deduktive Methode, Unfälle und Statistiken,
    Spekulative Möglichkeiten.
    Druck in den Gräben, Bethanys Problem.
    Der Landeanflug beginnt.
     
1
     
    »Dieses kleine Mädchen hat vor etwa einer Stunde etwas Interessantes gesagt«, sagte Robert Jenkins plötzlich.
    Das fragliche kleine Mädchen war in der Zwischenzeit wieder eingeschlafen, obwohl es Zweifel gehabt hatte, dass es das konnte. Auch Albert Kaussner war eingenickt, um möglicherweise wieder zu den mythischen Straßen von Tombstone zurückzukehren. Er hatte den Geigenkasten aus dem Fach oben herausgeholt und auf den Schoß gelegt.
    »Hm!« sagte er und richtete sich auf.
    »Tut mir leid«, sagte Jenkins. »Haben Sie gedöst?«
    »Nee«, sagte Albert. »Bin hellwach.« Er sah Jenkins aus zwei blutunterlaufenen Glubschaugen an, um das zu beweisen. Unter jedem lag ein dunkler Schatten. Jenkins fand, er hatte ein klein wenig Ähnlichkeit mit einem Waschbären, der beim Plündern eines Mülleimers ertappt worden ist.
    »Sie hat Miss Stevenson gesagt, sie glaube nicht, dass sie wieder einschlafen könnte, weil sie geschlafen hat. Vorher.«
    Albert betrachtete Dinah einen Moment. »Nun, jetzt pennt sie«, sagte er.
    »Das sehe ich, aber darum geht es nicht, mein Junge. Ganz und gar nicht.«
    Albert überlegte, ob er Mr. Jenkins sagen sollte, dass es Ace Kaussner, dem schnellsten Hebräer westlich des Mississippi und einzigen Texaner, der die Schlacht von Alamo überlebt hatte, ganz und gar nicht gefiel, mein Junge genannt zu werden, beschloss dann aber, es dabei bewenden zu lassen … jedenfalls vorerst. »Und worum geht es dann?«
    »Ich habe auch geschlafen. Ich habe geratzt, noch ehe der Kapitän – ich meine unseren ursprünglichen Kapitän – das NO-SMOKING-Licht ausgeschaltet hatte. So war das immer bei mir. Züge, Busse, Flugzeuge – sobald sie den Motor einschalten, entschlummere ich wie ein Baby. Wie ist das bei dir, mein Junge?«
    »Was ist mit mir?«
    »Hast du geschlafen? Du hast, richtig?«
    »Nun, ja.«
    »Wir haben alle geschlafen. Die Leute, die verschwunden sind, waren alle wach.«
    Albert dachte darüber nach. »Nun … vielleicht.«
    »Unsinn«, sagte Jenkins fast jovial. »Ich schreibe Kriminalromane, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Deduktion ist Brot und Butter für mich, könnte man sagen. Glaubst du nicht: Wenn jemand wach gewesen wäre und gesehen hätte, wie sämtliche Leute eliminiert wurden, hätte er Zeter und Mordio geschrieen und uns alle aufgeweckt?«
    »Ich glaube schon«, sagte Albert nachdenklich. »Abgesehen vielleicht von dem Typ ganz hinten. Ich glaube, den Typ hätte nicht einmal eine Luftschutzsirene aufwecken können.«
    »Gut; deine Ausnahme wird pflichtschuldigst zur Kenntnis genommen. Aber niemand hat geschrieen, oder? Und niemand hat dem Rest hier erzählt, was sich zugetragen hat. Daraus kann ich den deduktiven Schluss ziehen, dass nur wache Passagiere subtrahiert worden sind. Zusammen mit der Besatzung natürlich.«
    »Ja. Vielleicht.«
    »Du siehst besorgt aus, mein Junge. Dein Ausdruck sagt, dass dir diese Theorie trotz ihrer Faszination nicht ganz zusagt. Darf ich fragen, warum nicht? Habe ich etwas übersehen?« Jenkins’ Gesichtsausdruck sagte deutlich, dass er das für ausgeschlossen hielt, seine Mutter ihm aber beigebracht hatte, höflich zu sein.
    »Ich weiß nicht«, sagte Albert wahrheitsgemäß. »Wie viele sind wir? Elf?«
    »Ja. Wenn wir den Burschen ganz

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