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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Luft durch die Maske atmet.«
    »Aber …«, begann Albert.
    Jenkins lächelte und hob eine Hand. »Ich weiß, was du für einen Einwand hast und ich kann es dir erklären. Einverstanden?«
    Albert nickte.
    »Der Pilot landet das Flugzeug – sagen wir einmal auf einer geheimen Landebahn in Nevada. Die Passagiere, die wach waren, als das Gas freigesetzt wurde – und selbstverständlich die Stewardessen –, werden von finsteren Männern in weißen Andromeda-Anzügen weggebracht. Die Passagiere, die geschlafen haben – darunter du und ich, mein junger Freund, schlafen einfach weiter, nur ein wenig tiefer als vorher. Dann bringt der Pilot Flug Nr. 29 auf die richtige Höhe und Geschwindigkeit. Er schaltet den Autopilot ein. Als das Flugzeug in die Rockies kommt, lässt die Wirkung des Gases nach. Diazalin ist eine so genannte ›saubere‹ Droge, die keine feststellbaren Nachwirkungen hinterlässt. Mit anderen Worten, kein Kater. Über Bordsprechanlage kann der Pilot das kleine blinde Mädchen hören, das nach seiner Tante ruft. Er weiß, sie wird die anderen wecken. Das Experiment kann beginnen. Also steht er auf, verlässt das Cockpit und macht die Tür hinter sich zu.«
    Ein bewunderndes Lächeln breitete sich über Alberts Gesicht aus, dann gefror es. »In diesem Fall wäre der Pilot einer von uns«, sagte er.
    »Ja und nein. In meinem Szenario, Albert, ist der Pilot der Pilot. Der Pilot, der zufällig an Bord ist und als Gast nach Boston fliegt. Der Pilot, der in der ersten Klasse sitzt, keine dreißig Schritt von der Cockpittür entfernt, wenn die Exkremente am Dampfen sind.«
    »Kapitän Engle«, sagte Albert mit leiser, entsetzter Stimme.
    Jenkins antwortete im zufriedenen Tonfall eines Geometrieprofessors, der gerade q.e.d. unter den Beweis eines besonders schwierigen Theorems geschrieben hat. »Kapitän Engle«, stimmte er zu.
    Keiner bemerkte Rollkragen, der sie mit glitzernden, fiebrigen Augen ansah. Jetzt nahm Rollkragen das Bordmagazin aus der Sitztasche vor sich, riss den Umschlag ab und fing an, diesen in lange, dünne Streifen zu reißen. Er ließ sie auf den Boden fallen, wo sie sich zu den Fetzen der Cocktailserviette um seine braunen Schuhe herum gesellten.
    Seine Lippen bewegten sich wortlos.
     
2
     
    Wäre Albert Student des Neuen Testaments gewesen, hätte er begriffen, wie Saulus, dem eifrigsten Verfolger der frühen Christen, zumute gewesen sein musste, als es ihm auf der Straße nach Damaskus wie Schuppen von den Augen fiel. Er betrachtete Robert Jenkins voll strahlenden Enthusiasmus, und jeglicher Rest von Verschlafenheit war aus seinem Gehirn verbannt.
    Natürlich, wenn man darüber nachdachte, oder wenn jemand wie Mr. Jenkins, der eindeutig ein wahrer Geistesriese war – zerschlissener Mantel oder nicht –, für einen darüber nachdachte, war es plötzlich so groß und offensichtlich, dass man es gar nicht übersehen konnte. Fast die gesamten Passagiere nebst Besatzung von Flug Nr. 29 der American Pride waren zwischen der Mojave-Wüste und der großen Kontinentalscheide verschwunden … aber einer der wenigen Überlebenden war – Überraschung, Überraschung! – ein anderer Pilot von American Pride, der mit eigenen Worten qualifiziert war, ›diesen Typ und dieses Modell zu fliegen – und zu landen‹.
    Jenkins hatte Albert eingehend beobachtet, nun lächelte er. Aber das Lächeln war nicht sehr humorvoll. »Ein verlockendes Szenario«, sagte er. »Oder nicht?«
    »Wir müssen ihn schnappen, sobald wir gelandet sind«, sagte Albert, der sich mit einer Hand fieberhaft im Gesicht kratzte. »Sie, ich, Mr. Gaffney und dieser Brite. Der macht einen kräftigen Eindruck. Nur … was ist, wenn der Brite auch dazugehört? Er könnte Kapitän Engles, Sie wissen schon, Leibwächter sein. Falls jemand hinter alles kommt, so wie Sie.«
    Jenkins machte den Mund auf, um zu antworten, aber Albert sprach hastig weiter, bevor Jenkins ansetzen konnte.
    »Wir müssen sie eben beide in die Zange nehmen. Irgendwie.« Er bedachte Mr. Jenkins mit einem verkniffenen Lächeln – einem Ace-Kaussner-Lächeln. Kühl, gepresst, gefährlich. Das Lächeln eines Mannes, der schneller als ein blauer Blitz ist und dies auch weiß. »Ich bin vielleicht nicht einer der Schlauesten auf der Welt, Mr. Jenkins, aber ich bin niemandes Versuchskaninchen.«
    »Aber weißt du, es hält eingehenderem Nachdenken nicht stand«, sagte Jenkins nachsichtig.
    Albert blinzelte. »Was?«
    »Das Szenario, das ich dir gerade entworfen

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