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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sie!« rief Gaffney über den Gang.
    Rollkragen betrachtete ihn erschrocken und verstummte.
    »Wie Sie zweifellos wissen, haben wir es mit einer außergewöhnlich seltsamen Situation zu tun«, fuhr Brian fort. »Ich muss sie Ihnen nicht erklären. Sie müssen sich nur umsehen, um sie zu verstehen.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts«, murmelte Albert.
    »Ich weiß noch ein paar Umstände. Sie werden Ihnen nicht gerade den Tag verschönen, fürchte ich, aber da wir gemeinsam in dieser Klemme stecken, möchte ich so offen wie möglich sein. Ich habe keinerlei Cockpit-Boden-Kommunikation. Und vor etwa fünf Minuten hätten wir die Lichter von Denver deutlich vor den Fenstern sehen müssen. Wir konnten sie aber nicht sehen. Die einzige Erklärung, die ich derzeit akzeptieren möchte, ist die, dass da unten jemand vergessen hat, seine Stromrechnung zu bezahlen. Und bevor wir nicht etwas mehr wissen, sollte niemand eine andere Schlussfolgerung ziehen.«
    Er machte eine Pause. Laurel hielt eine von Dinahs Händen. Mit der anderen griff sie sich an den Hals. Dort kneteten die Finger unablässig. Albert gab ein leises, ehrfürchtiges Pfeifen von sich. Robert Jenkins, der Kriminalromanautor, hatte die Hände auf den Oberschenkeln liegen und sah verträumt ins Leere.
    »Das sind alles schlechte Neuigkeiten«, fuhr Brian fort. »Die guten Nachrichten sind folgende: Das Flugzeug ist unbeschädigt, wir haben jede Menge Treibstoff, und ich bin qualifiziert, diesen Typ und dieses Modell zu fliegen. Und zu landen. Ich glaube, wir sind uns alle darin einig, dass eine sichere Landung unser oberstes Gebot ist. Bevor wir das nicht getan haben, können wir überhaupt nichts tun, und ich möchte Ihnen versichern, dass es geschehen wird.
    Und als letztes möchte ich Sie darüber informieren, dass unser neues Ziel Bangor, Maine, heißt.«
    Rollkragen richtete sich ruckartig auf. »Waaaas?« bellte er.
    »Unsere bordeigene Navigationsausrüstung funktioniert einwandfrei, aber das kann ich leider nicht von den Navigationssignalen – VOR – sagen, die wir ebenfalls benützen. Unter diesen Umständen habe ich mich entschieden, nicht in den Luftraum von Logan einzufliegen. Ich konnte niemanden über Funk erreichen, weder am Boden noch in der Luft. Die Funkausrüstung des Flugzeugs scheint zu funktionieren, aber ich bin der Meinung, in der momentanen Situation kann ich mich nicht auf ein ›scheint‹ verlassen. Bangor International Airport hat folgende Vorteile: Der kurze Landeanflug verläuft über Land und nicht über Wasser; der Flugverkehr bei unserer Ankunft gegen acht Uhr dreißig heute morgen wird viel geringer sein – vorausgesetzt, es gibt überhaupt welchen, und der BIA, vormals Dow Air Force Base, hat die längste Landebahn an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Unsere britischen und französischen Freunde landen mit der Concorde da, wenn sie nicht in New York landen können.«
    Rollkragen bellte: »Ich habe heute Vormittag um neun Uhr eine wichtige geschäftliche Besprechung im Pru, und ich verbiete Ihnen, diesen kleinen Scheißhaufen von einem Flughafen in Maine anzufliegen!«
    Dinah zuckte zusammen und drückte die Wange gegen Laurel Stevensons Brust. Sie weinte nicht – noch nicht, jedenfalls –, aber Laurel spürte, wie sich ihre Brust zu heben begann.
    »Haben Sie mich verstanden?« bellte Rollkragen. »Ich werde in Boston erwartet, um ein außergewöhnlich großes Aktiengeschäft abzuwickeln; und ich habe durchaus die Absicht, pünktlich zu dieser Besprechung einzutreffen!« Er machte den Sicherheitsgurt auf und wollte sich erheben. Seine Wangen waren rot, die Stirn wächsern und weiß. Er hatte einen leeren Ausdruck in den Augen, den Laurel äußerst beängstigend fand. »Haben Sie verstan …«
    »Bitte«, sagte Laurel. »Bitte, Mister, Sie machen dem kleinen Mädchen angst.«
    Rollkragen drehte den Kopf, und der beunruhigend leere Blick fiel auf Laurel. Sie hätte darauf verzichten können. »Dem kleinen Mädchen angst? Wir landen außerplanmäßig auf einem beschissenen kleinen Hinterwaldflughafen am Arsch der Welt, und Sie machen sich nur Sorgen, weil …«
    »Setzen Sie sich, und seien Sie still, sonst schmiere ich Ihnen eine«, sagte Gaffney und stand auf. Er war mindestens zwanzig Jahre älter als Rollkragen, aber schwerer und viel breiter in der Brust. Er hatte die Ärmel des roten Flanellhemds bis zu den Ellbogen hochgekrempelt; wenn er die Hände zu Fäusten ballte, wölbten sich die Muskeln seiner Unterarme.

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