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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ankunft nicht bewegt, und ich glaube, sie werden sich auch nicht bewegen. Ich glaube, die Wetterströmungen, an die wir alle gewöhnt sind, haben entweder ganz aufgehört oder laufen ab wie eine alte Taschenuhr.«
    Bob verstummte einen Augenblick. Plötzlich sah er alt und hilflos und ängstlich aus.
    »Wie Mr. Hopewell sagen würde, reden wir nicht um den heißen Brei herum. Alles scheint falsch zu sein. Dinah, deren Sinne – einschließlich des seltsamen, vagen, den wir den sechsten Sinn nennen – besser entwickelt sind als unsere, hat es wahrscheinlich am stärksten gespürt, aber ich glaube, bis zu einem gewissen Grad haben wir es alle mitbekommen. Hier ist einfach alles falsch.
    Und jetzt kommen wir zum Knackpunkt der Sache.«
    Er wandte sich ihnen zu.
    »Ich habe vor noch nicht einmal fünfzehn Minuten gesagt, mir ist, als wäre Mittagszeit. Jetzt kommt es mir viel später vor. Drei Uhr nachmittags vielleicht, oder vier. Mein Magen knurrt momentan nicht nach Frühstück, sondern nach seinem Nachmittagstee. Ich habe das schreckliche Gefühl, es wird draußen dunkel werden, bevor unsere Uhren uns sagen, dass es Viertel vor zehn Uhr morgens ist.«
    »Zur Sache, mein Freund«, sagte Nick.
    »Ich glaube, es ist die Zeit«, sagte Bob leise. »Nicht Dimension, wie Albert vermutet, sondern Zeit. Angenommen, ab und zu tut sich ein Loch im Zeitstrom auf? Keine Zeitschleife, sondern ein Zeitriss? Ein Riss in der Struktur der Zeit.«
    »Das ist der verrückteste Mist, den ich je gehört habe!« rief Don Gaffney aus.
    »Amen!« bekräftigte Craig Toomy vom Boden.
    »Nein«, antwortete Bob schneidend. »Wenn Sie verrückten Mist wollen, dann denken Sie daran, wie sich Alberts Geige angehört hat, als Sie sechs Schritte davon entfernt waren. Oder sehen Sie sich um, Mr. Gaffney. Sehen Sie sich einfach um. Was mit uns passiert … worin wir stecken … das ist verrückter Mist.«
    Don runzelte die Stirn und steckte die Hände tief in die Taschen.
    »Weiter«, sagte Brian.
    »Gut. Ich will nicht sagen, dass das alles richtig ist; ich biete lediglich eine Hypothese, die zu der Situation passt, in der wir uns befinden. Sagen wir, dass solche Risse in der Zeit ab und zu auftreten, aber meistens über unbewohnten Gebieten – womit ich selbstverständlich das Meer meine. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber es scheint mir eine logische Schlussfolgerung zu sein, da dort die meisten Fälle von Verschwinden vorkommen.«
    »Die Wetterverhältnisse dort unterscheiden sich meistens deutlich von den Wetterverhältnissen über großen Festlandsmassen«, sagte Brian. »Das könnte es sein.«
    Bob nickte. »Richtig oder falsch, es ist eine gute Denkweise, denn es bringt alles in einen Zusammenhang, mit dem wir vertraut sind. Es könnte vergleichbar sein mit seltsamen Wetterphänomenen, die manchmal gemeldet werden: auf dem Kopf stehende Tornados, kreisförmige Regenbogen, Sternenlicht bei Tage. Diese Zeitrisse könnten willkürlich auftauchen und verschwinden, oder sie bewegen sich, wie Hoch- und Tiefdruckzonen wandern, aber sie treten nur sehr selten über dem Festland auf.
    Aber ein Statistiker wird Ihnen sagen, früher oder später passiert einmal alles, was passieren kann, also nehmen wir einmal an, gestern Abend ist einer über dem Festland aufgetreten … und wir hatten das Pech und sind hineingeflogen. Und wir wissen noch etwas. Eine unbekannte Regel oder Gesetzmäßigkeit dieses meteorologischen Freaks macht es Lebewesen unmöglich hindurchzugelangen, wenn sie nicht fest schlafen.«
    »Ach, das sind doch Ammenmärchen!« sagte Gaffney.
    »Dem stimme ich voll und ganz zu«, sagte Craig vom Boden.
    »Seien Sie still, Arschloch!« fauchte Gaffney ihn an. Craig blinzelte und verzog die Oberlippe zu einem schwachen höhnischen Grinsen.
    »Es scheint richtig«, sagte Bethany mit leiser Stimme. »Es scheint, als wären wir alle nicht mehr im Gleichschritt mit … mit allem.«
    »Was ist mit der Besatzung und den Passagieren passiert?« fragte Albert. Er hörte sich kläglich an. »Wenn das Flugzeug durchgekommen ist und wir sind durchgekommen, was ist mit dem Rest passiert?«
    Seine Fantasie lieferte ihm die Antwort in Form eines plötzlichen, glasklaren Bildes: Hunderte Menschen stürzten vom Himmel, Krawatten und Hosen flatterten, Röcke bauschten sich und wehten hoch, so dass Hüfthalter und Unterwäsche zu sehen waren, Schuhe fielen ab, Kugelschreiber (das hieß, diejenigen, die nicht im Flugzeug geblieben waren) schossen aus

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