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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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noch deine Papiere abgeben und aus der Armee deines Vaters austreten … das heißt, wenn du Manns genug bist, es zu tun.
    Wenn du Manns genug bist, es zu tun.
    »Manns genug?« krächzte er. »Manns genug? Wer immer du bist, du scheinst mich zu verscheißern.«
    Er versuchte wieder, die Augen aufzumachen. Das harte Blut, das sie zusammenhielt, gab ein wenig nach, aber nicht ganz. Es gelang ihm, eine Hand zum Gesicht zu heben. Sie strich über die Überbleibsel seiner Nase, und er stieß einen tiefen, müden Schmerzensschrei aus. In seinem Kopf schmetterten die Trompeten, und die Bienen schwärmten aus. Er wartete, bis die schlimmsten Schmerzen vorbei waren, dann spreizte er zwei Finger ab und zog damit die eigenen Lider hoch.
    Die Korona aus Licht war noch da. Sie bildete eine vage, flüchtige Gestalt im Halbdunkel.
    Langsam, Stück für Stück, hob Craig den Kopf.
    Und sah sie.
    Sie stand in der Korona aus Licht.
    Es war das kleine Mädchen, aber seine dunkle Brille war fort, und es sah ihn mit gütigen Augen an.
    Komm schon, Craig. Steh auf. Ich weiß, es ist schwer, aber du musst aufstehen – du musst. Denn sie sind alle hier, sie warten alle … aber sie warten nicht ewig. Dafür werden die Langoliers sorgen.
    Er sah, dass sie nicht auf dem Boden stand. Ihre Schuhe schienen einen Zentimeter oder zwei darüber zu schweben, und das helle Licht war rings um sie herum. Ihr Umriss hob sich vor geisterhafter Strahlung ab.
    Komm, Craig. Steh auf.
    Er bemühte sich, auf die Füße zu kommen. Es war äußerst schwer. Sein Gleichgewichtssinn war fast dahin, und es fiel ihm schwer, den Kopf hochzuhalten – was natürlich daran lag, dass er voll wütender Honigbienen war. Er fiel zweimal wieder zurück, mühte sich aber jedes Mal wieder hoch, weil ihn das leuchtende Mädchen mit ihrem Versprechen endgültiger Befreiung hypnotisierte und faszinierte.
    Sie warten alle, Craig. Auf dich. Sie warten auf dich.
     
7
     
    Dinah lag auf der Bahre und beobachtete mit ihren blinden Augen, wie Craig Toomy sich auf ein Knie aufrichtete, auf die Seite kippte und dann erneut aufzustehen versuchte. Ihr Herz war von einem schrecklichen, strengen Mitleid für diesen wunden und verletzten Mann erfüllt, diesen mordenden Fisch, der nur explodieren wollte. Sie sah eine grässliche Mischung von Empfindungen in seinem verwüsteten, blutigen Gesicht: Entsetzen, Hoffnung und eine Art unbarmherziger Entschlossenheit.
    Es tut mir leid, Mr. Toomy, dachte sie. Trotz allem, was Sie getan haben, tut es mir leid. Aber wir brauchen Sie.
    Dann rief sie ihn wieder, rief ihn mit ihrem eigenen sterbenden Bewusstsein:
    Aufstehen, Craig! Beeilung! Es ist fast zu spät!
    Und sie spürte, dass das stimmte.
     
8
     
    Als der längere der beiden Schläuche unter dem Bauch der 767 durchgezogen und in die Tankklappe eingeführt war, ging Brian ins Cockpit zurück, ließ die Hilfsaggregate hochdrehen und machte sich daran, die Treibstofftanks der 727-400 leerzusaugen. Während er beobachtete, wie die Füllanzeige des rechten Tanks langsam kletterte, wartete er nervös darauf, dass die Aggregate anfingen zu poltern, wenn sie versuchten, Treibstoff zu fressen, der nicht brannte.
    Der rechte Tank hatte gerade die Marke 8000 Pfund erreicht, als er hörte, wie sich der Klang der kleinen Jetmaschinen im hinteren Teil des Flugzeugs veränderte – sie wurden ungleichmäßig und angestrengt.
    »Was passiert, mein Freund?« fragte Nick. Er saß wieder auf dem Sitz des Navigators. Sein Haar war zerzaust, ein breiter Streifen Schmiere zog sich über sein ehemals tadelloses Hemd.
    »Die Hilfsaggregate bekommen eine Dosis Treibstoff der 727, und der schmeckt ihnen nicht«, sagte Brian. »Ich hoffe, Alberts Zauber funktioniert, Nick, aber ich weiß es nicht.«
    Kurz bevor die Anzeige auf 9ooo Pfund im rechten Tank stieg, fiel das erste Aggregat aus. Ein rotes Zeichen MASCHINENAUSFALL leuchtete auf Brians Armaturenbrett auf. Er schaltete das Aggregat ab.
    »Was können Sie tun?« fragte Nick, der aufstand und über Brians Schulter sah.
    »Die drei anderen Hilfsaggregate einsetzen, um die Pumpen am Laufen zu halten, und hoffen«, sagte Brian.
    Das zweite Aggregat fiel dreißig Sekunden später aus, und als Brian gerade die Hand hob, um es ebenfalls abzuschalten, das dritte. Mit ihm erlosch die Cockpitbeleuchtung; noch waren das unregelmäßige Tuckern der Hydraulikpumpen zu hören und die flackernden Lichter auf Brians Armaturenbrett zu sehen. Das letzte Hilfsaggregat dröhnte

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