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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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geringem Anlass ins Jammertal abgleiten lassen. »In keiner anderen Altersgruppe ist Resilienz so verbreitet wie im Club der Hundertjährigen«, resümiert Studienleiter Yi Zeng.
    Um besser zu verstehen, warum resiliente Menschen älter werden als andere, empfiehlt sich ein näherer Blick auf ihre wesentlichen Merkmale:
    Die Fähigkeit, Nutzen aus den eigenen Ängsten zu ziehen. Resiliente Menschen erscheinen nach außen oft hart gesotten oder
sogar als besonders mutig. Doch das sind sie eigentlich gar nicht. Auch sie fühlen sich nach schweren Krisen erschöpft, depressiv und wie gelähmt, auch sie stellen danach die Fragen aller Fragen: »Was soll das eigentlich noch alles?« So wie Juliane Koepcke, der auf ihrer Dschungeltour das Aufhören immer wieder leichter erschien als das Weitermachen. Doch sie machte weiter, und das ist eines der wesentlichen Merkmale eines resilienten Menschen: Er durchlebt die Krisen wie andere auch, doch die Ängste, die sie hervorrufen, werden konstruktiv genutzt. »Resiliente Menschen nutzen Angst als einen Hinweis auf das Ausmaß der Bedrohung und um geeignete Strategien dagegen zu entwickeln«, erklärt die amerikanische Psychiaterin Adriana Feder. Das heißt: Die Intensität ihrer Furcht ist ihnen ein Indikator dafür, wie intensiv und mit welcher Strategie sie agieren müssen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nicht-resiliente Menschen hingegen verleugnen ihre Angst, haben nicht den Mut, in den Abgrund zu blicken. Weil ihre innere Unruhe nicht wirklich abgebaut wird, verharren sie auf einem hohen und gesundheitsschädlichen Stressniveau. Ganz zu schweigen davon, dass nicht-resiliente Menschen ihre Ängste oft mit Beruhigungsmitteln, extrem riskantem Verhalten und exzessivem Arbeiten zu betäuben oder kaschieren versuchen – und dies alles trägt bekanntermaßen ebenfalls nicht zur Lebensverlängerung bei.
    Die Fähigkeit zur richtigen Einschätzung des eigenen Unglücks. Resiliente Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht glauben, mehr Pech als andere zu haben. In dieser Einschätzung liegen sie, wie amerikanische Forscher herausfanden, auch objektiv richtig. Demzufolge gibt es im wirklichen Leben weder die »Pechmarie« noch den »Hans im Glück«. »Wenn eine Person viele negative Erfahrungen macht«, erklärt Psychologe und Glücksforscher Ed Diener, »dann hat sie mit großer Wahrscheinlichkeit gleichzeitig auch positive Erlebnisse und umgekehrt.« Dies bedeutet: Gleichgültig, ob wir es mit jemandem zu tun haben, der in einer Automobilfirma Herr
über 1000 Angestellte ist, oder mit jemandem, der unter den Brücken Herr über 1000 Wermutflaschen ist, beide erfahren Glück und Unglück in etwa gleichem Verhältnis. Möglich, dass Qualität und Quantität ihrer Erlebnisse und Handlungen unterschiedlich sind, doch der relative Quotient von Glück und Pech fällt bei ihnen ähnlich aus.
    Nicht-resiliente Menschen neigen also dazu, ihr Leben eher als eine Kette von Schicksalsschlägen zu sehen, obwohl dies objektiv in der Regel nicht der Fall ist. Sie werden dadurch zynisch und misstrauisch, sind also im klassischen Sinn pessimistisch eingestellt – und das verkürzt das Leben. In einer amerikanischen Studie mit etwa 100.000 Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren hatten die Pessimistinnen ein deutlich höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ihre Sterbequote war in dem achtjährigen Beobachtungszeitraum um 16 Prozent höher als der Durchschnitt.
    Ein fester Glaube in die eigene Selbstwirksamkeit. Das Konzept der Selbstwirksamkeit wurde in den 1960ern vom kanadischen Psychologen Albert Bandura entwickelt. Es besagt, dass selbstwirksame Menschen an Herausforderungen und schwierigen Aufgaben mit der Einstellung »Das schaff‘ ich schon« herangehen, anstatt in Hoffnungs- und Hilflosigkeit zu erstarren. Sie sind fest davon überzeugt, dass sie auf die Welt, auf die äußere ebenso wie auf die innere, irgendwie Einfluss nehmen können. Es ist durchaus möglich, dass sie sich in dieser Einschätzung täuschen und oft in Wahrheit keine Einflussmöglichkeiten auf das Geschehen besitzen. Doch darum geht es gar nicht. Es geht vielmehr um das Vertrauen darauf, dass man das Geschehen um uns herum beeinflussen kann. Denn das wirkt wie ein Motor auf unsere Handlungen, sodass ihre Erfolgsaussichten deutlich steigen. Außerdem unterstützt es den Heilungsverlauf von schweren Krankheiten oft wirkungsvoller als Medikamente. »Mehrere Studien legen den Schluss nahe«, erklärt

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