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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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über möglicherweise Folgenschweres wie etwa den Fragen, ob man vor- statt rückwärts in die Parklücke fährt oder bei welcher Partei man sein Wahlkreuz macht, bis zu Entscheidungen von wirklicher Tragweite, wie etwa der Auswahl des Lebenspartners oder des Berufs.
Aber eigentlich haben alle Entscheidungen ein Ziel: Wir wollen hinterher glücklich und zufrieden sein. Theoretisch zumindest. Denn nicht wenige von uns fühlen sich sowohl vorals auch nachher einfach nur im Stress – und das liegt an ihrer grundsätzlichen »Entscheider-Struktur«.
    Der amerikanische Soziologe und Nobelpreisträger Herbert Simon unterscheidet zwei Strategien, denen wir bei unseren Entscheidungsprozessen folgen können: Entweder man gibt sich mit der ersten Option oder zumindest einer der ersten Optionen zufrieden oder man sucht so lange nach Alternativen, bis die vermeintlich beste Lösung gefunden ist. Im ersten Fall spricht man vom Satisficing, im zweiten vom Maximizing. Der Satisficer wirft nur einen kurzen Blick in die Speisekarte, während der Maximizer mehr als zehn Minuten darin stöbert, um dann immer noch den Kellner mit Detailfragen zu den Menüs zu nerven. Dieser Entscheider-Typus, der ja eigentlich eher ein Nicht-Entscheider-Typus ist, verkürzt vermutlich nicht nur die Lebenserwartung des Kellners, sondern auch seine eigene.
    Denn das Problem des Maximizers ist, dass er, wie schon sein Name suggeriert, das Beste rausholen will. Das setzt ihn bereits vor und während der Entscheidung unter Druck, weil er alle Optionen und Möglichkeiten untersucht, ihr Für und Wider abwägt, selbst dann, wenn sie per se nicht für ihn in Frage kommen. Man denke nur an die Restaurantgäste, die nach den Zutaten der »Scholle Müllerin« fragen, obwohl sie eigentlich gar keine Flossentiere auf dem Teller mögen und sie allenfalls als Fischölkapseln in ihrem Speiseplan akzeptieren. Oder an den Autokunden, der sich akribisch die nagelneuen Mercedes-Modelle zeigen lässt, obwohl sein Budget gerade für einen gebrauchten Opel reicht. Das große Problem des Maximizers ist, dass er ständig im konjunktivischen »Es könnte doch noch was Besseres kommen« lebt und dadurch keinen Gewinn und keinen Spaß aus der Realität ziehen kann.
    Aber es kommt noch schlimmer: Der Maximizer hat nämlich
neben seiner Entscheidungs- auch eine Akzeptanzschwäche. Das heißt, selbst wenn er sich endlich irgendwie zum Entschluss durchgerungen hat, fällt es ihm immer noch schwer, das einfach hinzunehmen. Ginge es nach ihm, müsste es für seine Entscheidungen eine Reset-Taste geben, so wie beim Computer: Einfach draufdrücken und man kann sich noch einmal entscheiden. Doch so etwas gibt es im Leben nicht, und deswegen verheddert sich der Maximizer im Hadern. Er geht automatisch davon aus, dass seine Entscheidungen falsch oder zumindest nicht ganz richtig waren und er sich besser anders entschieden hätte. Seine Stimmung kann man am besten mit Ärger bezeichnen, und in der Welt ist er nach seinem Entschluss genauso wenig angekommen wie davor, denn aus dem »Es könnte doch ...« ist lediglich ein »Hätte ich doch ...« geworden. Beides sind Konjunktive, und der letzte ist noch aussichtsloser als der erste, weil er rückwärts gerichtet ist und daher keine Chance hat, jemals zur Realität zu werden.
    Man kann sich leicht ausmalen, dass ein Maximizer niemals glücklich werden kann. Denn prinzipiell pendelt er ja immer zwischen zwei Extremen des Unglücks: der Angst vor dem Entscheiden auf der einen und der Unzufriedenheit mit dem Entschiedenen auf der anderen Seite. Wie genau das bei ihm abläuft, hat ein Forscherteam der Florida State University in einem Versuch herausgefunden.
    In einem ersten Versuch ließ man 86 Studenten verschiedene Fragebögen ausfüllen. Darin wurden sie mit bestimmten Aussagen konfrontiert, wie etwa:
    »Das Beste ist mir gut genug«
    »Egal, wie zufrieden ich mit meinem jetzigen Job bin – es ist immer gut, nach besseren Alternativen zu suchen«
    »Beim Reisen nehme ich immer zu viele Kleidungsstücke mit«
    »Ich ändere oft meine Meinung«
    »Beim Fernsehen zappe ich oft weiter, obwohl ich gerade eine bestimmte Sendung sehen will«

    »Wenn ich im Auto Radio höre, suche ich oft nach neuen Sendern«
    »Beziehungen sind für mich wie Bekleidung: Man muss viel ausprobieren, bevor man das Richtige gefunden hat«
    Die Probanden sollten in einer mehrstufigen Skala zwischen »Stimme voll zu« und »Stimme überhaupt nicht zu« angeben,

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