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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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als auf die abstrakten großen Ziele fokussieren. Dies gilt auch oder sogar erst recht für unseren Wunsch nach einem langen und gesunden Leben. Denn letzten Endes geht es ja dabei ebenso darum, dass wir etwas »in Schuss halten«, nämlich uns selbst. Wer lediglich sagt, er müsse etwas für seine Gesundheit tun, wird am Ende wenig bis gar nichts dafür tun. Wer hingegen ein Paar Joggingschuhe kauft und sich gleichzeitig beim Jogging-Kurs der Volkshochschule anmeldet, vergrößert die Chancen auf ein gesundes Leben enorm. Wer lediglich sagt, dass er mehr auf sein Körpergewicht achten muss, wird am Ende nicht etwa schlank, sondern vermutlich sogar noch dicker sein als vorher. Wer hingegen den Latte Macchiato vom Speiseplan streicht und die drei Etagen zum Büro per Treppe anstatt per Fahrstuhl zurücklegt, vergrößert seine Chancen aufs Abspecken enorm.
    Diesem Fokussieren auf die konkreten Ziele liegt eine grundsätzliche Lebenshaltung zugrunde: der Realismus . Als Tom Hanks beschloss, keinen Latte Macchiato mehr zu trinken, wusste er, dass er diesen Beschluss relativ leicht in die Realität umsetzen konnte. Einfach indem er das fettreiche Milch-Kaffee-Getränk durch herkömmlichen Kaffee ersetzte. Dazu muss man nicht viel Willen aufbringen, und das ist wichtig. Denn wenngleich Tom Hanks sicherlich ein disziplinierter Mensch ist, sind selbst seine Willensressourcen begrenzt. Wer dauernd große Filme dreht, braucht dafür schon so viel Energie, dass kaum genug Willenskraft übrig bleiben
kann, um eine Diät zu beginnen oder ständig ein eisernes Fitnesstraining zu absolvieren. Also besser, man macht das Naheliegende, das nur wenig Kraftaufwand bedeutet – und streicht den Latte vom Speiseplan.
    In unzähligen Wohnungen und Häusern stehen ungenutzte Hometrainer und Hantelbänke herum, weil ihre Käufer sich selbst überschätzt haben und nicht realistisch genug an ihre Pläne herangegangen sind. Sie dachten, dass sie die Geräte nur kaufen müssten und dann automatisch fast täglich an ihnen trainieren würden. Ein wirklich naiver Gedanke! Gleiches passiert beim Anmelden in einem Fitnessstudio. Die meisten Fitnessstudios finanzieren sich von passiven Mitgliedern, die langfristige Verträge geschlossen haben und dann nach den ersten Trainingseinheiten nie wieder erschienen sind, weil auch sie ihre Willensressourcen überschätzt haben.
    Wer wirklich etwas für seine Gesundheit tun will, sollte sich selbst ehrlich analysieren. Dazu gehört vor allem, dass er sein Willensbudget realistisch einschätzt, denn bei den meisten von uns dürfte es kleiner sein als bei Tom Hanks oder Friedrich Hebbel, und selbst deren Willen ist – oder war – begrenzt. Schaffen wir es nach einem harten Arbeitstag tatsächlich noch, uns ins Fitnessstudio zu schleppen oder die Hanteln aus dem Schrank zu holen? Oder reicht es gerade noch für einen entspannten Spaziergang mit dem Hund? Beides ist per se weder schlechter noch besser für die Gesundheit – doch in jedem Fall gesünder ist es, wenn wenigstens eines davon in die Realität umgesetzt wird.
    Wohlgemerkt: Hier ist nicht von einem resignierenden Fatalismus die Rede, sondern von einem ambitionierten Realismus. Wer jeden Abend vor der Glotze abhängt, hat resigniert und sich fatalistisch damit abgefunden, dass er dem Sofa nicht mehr entkommt. Wer sich hingegen jeden Mittwochabend zum Bocciaspielen mit seinen Freunden trifft, ist ambitioniert genug, an seinem Sofaschicksal etwas zu ändern, und realistisch genug, sich nicht stattdessen zum Rafting-Kurs anzumelden.
Er wird nicht unbedingt viele Kalorien bei seinem Hobby verbrauchen, doch immer noch mehr als beim Fernsehgucken  – ganz zu schweigen davon, dass beim Boccia auch soziale Kontakte gepflegt werden.
    Dass ein ambitionierter Realismus anders als der unrealistische Optimismus zu einem langen Leben beiträgt, ergibt sich schon aus den psychologischen Unterschieden dieser beiden Lebensstile. Wer sich selbst ständig mehr zutraut, als er eigentlich kann, wird öfter enttäuscht und entsprechend öfter unter Stress gesetzt. »Menschen mit einer sehr positiven Lebenseinstellung werfen sich auch dann ins Gefecht, wenn sie gar nicht gewinnen können«, erklärt Psychologin Suzanne Segerstrom von der University of Kentucky. Dies führe zu einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen, die wiederum längerfristig das Immunsystem und die Blutgefäßfunktionen schwächen. Demgegenüber wird derjenige, der sich realistische Ziele

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