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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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hochauflösenden Breitwandfernseher gekauft hat? Das verlängerte Wochenende mit dem Liebsten oder der Urlaub mit Freunden hingegen steigen immer wieder angenehm in der Erinnerung hoch. Nicht zuletzt, weil man Erlebnisse mit anderen teilen kann – und sie nicht Wohnung, Garage oder Keller zumüllen.
    Auch Investitionen in soziale Projekte machen glücklich. Amerikanische Forscher gaben zufällig ausgewählten Passanten einen Dollarschein und entschieden dann, ob die Beschenkten den unerwarteten Geldsegen für sich ausgeben oder an andere weiter verschenken sollten. Am Ende des Tages wurden die Probanden nach ihrem Befinden gefragt, und dabei zeigte sich, dass diejenigen, die mit ihrem Geld andere beglückt hatten, glücklicher waren als diejenigen, die ihr Geldglück für sich behalten hatten. Der Grund: Wer etwas verschenkt oder spendet, weiß um die prestigeträchtige Wertung dieser Aktion. Er weiß also, dass er danach in den Augen anderer besser dasteht – und das steigert sein Selbstwertgefühl. Außerdem verschaffen uns soziale Aktionen ein Erlebnis, das uns mit anderen Menschen verbindet, und auch das bringt ja, wie schon weiter oben gesagt wurde, glücksmäßig größere Fortschritte als der einsame Verzehr eines gekauften Gegenstands.
    Besser also, man investiert sein Geld in Freizeit und soziale Aktionen. Womit freilich nicht gesagt ist, dass wir nichts mehr für Kleidung und Ernährung ausgeben sollten, denn die bleiben lebensnotwendig und unverzichtbar. Es geht
vielmehr darum, Prioritäten zu setzen, wenn wir über das Notwendige hinausgehen. An einem Paar Schuhe sowie der Scheibe Brot und ihrem Aufstrich kommen wir kaum vorbei, doch zu der Luxuskarosse mit 300 PS gibt es sehr wohl preiswertere Alternativen, die genauso wenig glücklich machen. Man kann natürlich fragen, wie in dieser Hinsicht ein Menü im Vier-Sterne-Restaurant zu bewerten ist, zu dem wir unsere Freunde einladen. Die Antwort: So etwas gehört in die Kategorie der Freizeit und stärkt die sozialen Bindungen, und demnach ist es eine lohnende Investition in unser persönliches Wohlbefinden. Es steht ja nirgendwo geschrieben, dass – sofern man es sich leisten kann – gesellige Freizeiterlebnisse und ein teurer Hedonismus sich gegenseitig ausschließen müssen.
    Befreien Sie sich von der Tyrannei des Glücks!
    Das Investieren in Erlebnisse trägt also mehr zum Glück bei als das Investieren in Dinge. Wer sich überlegt, wie er – zwecks Verlängerung seines Lebens – sein Konsumverhalten herunterschrauben kann, kann sich an dieser wissenschaftlich belegten Tatsache orientieren. Er sollte jedoch im Hinterkopf behalten, dass es für seine Lebenserwartung nicht unbedingt förderlich ist, wenn er überhaupt nach Glück strebt. Es darf nämlich nur derjenige mit einem gesegneten Alter rechnen, der seine Bedürfnisse und damit den auf sich lastenden Konsumdruck insgesamt herunterschraubt. Wer hingegen mit aller Kraft – treu der Maxime »Jeder ist seines Glückes Schmied« – nach dem Optimum in seinem Leben strebt, wird eher früher als später sterben.
    Bereits in dem Kapitel Langeweiler leben länger – und haben Spaß wurde beschrieben, wie der Mensch im Hamsterrad der Wünsche und Bedürfnisbefriedigungen letztlich zwischen
Langeweile und Wieder-etwas-Neues-Wollen zerrieben wird, und dass es daher am besten ist, wenn er seinen Bedürfnispegel so weit wie möglich herunterschraubt. Unsere heutige Epoche hat aber noch ein weiteres Problem geschaffen: Es wird nämlich nicht nur suggeriert, dass man mit dem Kauf von Konsumgütern glücklich werden kann. Vielmehr wird das Glück selbst als Konsumgut inszeniert, das sich jeder in irgendeiner Weise zulegen kann.
    Wer beim Internet-Händler Amazon den Begriff »Glück« eingibt, kommt im Bereich der Sachbücher auf über 20.000 Treffer und bei den Ratgebern auf beinahe 5.000 Werke, in denen man mehr über die Kunst des Glücklich-Werdens erfahren kann. Egal ob Psychologen, Soziologen, Mediziner, Pädagogen, Theologen oder Ökonomen – noch nie gab es so viele »Experten« in Sachen »Glücksberatung«. Ihre Tipps reichen von regelmäßigem Sport und frühem Zubettgehen über Meditation und Yoga bis hin zu praktizierter Demut und Dankbarkeit. Doch nur die wenigsten schaffen es auf diesem Wege, wirklich glücklich zu werden. Die meisten enden vielmehr so, wie es der amerikanische Anglistik-Professor Eric Wilson in seinem Buch Unglücklich glücklich beschrieben hat:
    »Auf Geheiß

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