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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Feuers zu spüren.
    »Gut, einverstanden!«, sagte er nach langem Schweigen. »Ich werde das Dokument heute Nacht überbringen. Vater weiß noch nicht, dass ich zurück bin. Ich brauche ihm nur zu sagen, dass die Angelegenheit länger gedauert hat als vorhergesehen.
Mit ein wenig Glück bin ich noch vor dem Morgengrauen wieder im Lager.«
    »Oh, John! Danke …«, murmelte sie und stürzte sich auf ihren Bruder, um ihn zu umarmen.
    »Was wirst du Breadalbane erzählen? Er rechnet damit, dass du das Schloss morgen in aller Frühe verlässt.«
    »Ich weiß, ich habe einen Plan. Der Fuchs hält sich für sehr schlau, doch er weiß nicht, dass ich es ebenfalls bin.«
    »Apropos, warum sollte der Earl of Strathmore dich heiraten wollen?«
    »Weil Breadalbane mir eine ziemlich großzügige Mitgift ausgesetzt hat. Anscheinend gibt es zumindest einen Menschen, der glaubt, dass ich etwas wert bin.«
    Er stieß einen Pfiff aus und deutete ein spöttisches Lächeln an.
    »Ich habe nie behauptet, du wärest nichts wert, liebe Schwester. Ich habe dich nur darauf hingewiesen, dass du einem Ehemann nichts zu bieten hast außer deinem … Du weißt schon, was ich meine, oder?«
    Spöttisch und vielsagend musterte er sie von oben bis unten. Marion lief hochrot an.
    »John!«
    »Glaubst du vielleicht, nur weil du meine Schwester bist, kann ich dich nicht mit den Augen eines Mannes ansehen? Und außerdem habe ich genug lüsterne Bemerkungen über dich gehört …«
    »Was?«
    Marions Miene wirkte so komisch verblüfft, dass John sich vor Lachen bog.
    »Oh! Aber mach dir keine Gedanken, keiner der Männer, die solche Bemerkungen machen, würde es wagen, sich dir zu nähern. Du jagst ihnen höllische Angst ein, wirklich.«
    Die junge Frau stand mit offenem Mund da.
    »Sie sagen, sie würden lieber ein Wildschwein zähmen, als es bei dir zu versuchen.«
    »Das denken sie von mir?«, rief sie schließlich aus und fragte sich mit einem Mal, ob auch Duncan so über sie dachte.

    »Nun ja … Einige von ihnen jedenfalls. Aber ich stelle fest, dass es einen gibt, der den Mumm hat, den Stier bei den Hörnern zu packen.«
    »Und du, was denkst du von mir, John? Bin ich wirklich so, wie die Leute behaupten?«
    Das Lächeln des jungen Mannes wurde breiter.
    »Ich bin dein Bruder, Marion. Mein Urteil gilt nicht.«
    »Ja und? Du musst doch eine Meinung über mich haben?«
    »Eine Meinung? Pah! Die möchtest du nicht wirklich erfahren …«
    »Aber ja!«
    »Was soll ich dir sagen? Dass es stimmt, dass du eine richtige Hexe bist, wenn du dir Mühe gibst? Was noch? Dass du eine Frau bist, aber denkst und redest wie ein Mann? Das schlägt die Leute in die Flucht, Marion. Gut, dass du wenigstens keine Hosen trägst! Wenn du einmal länger als zehn Minuten den Mund halten würdest, würdest du es vielleicht schaffen, so charmant zu wirken, dass sie es wagen würden, sich dir zu nähern und dir den Hof zu machen …«
    »Charmant? Du willst, dass ich schweige, um ›charmant‹ zu sein? Das ist lächerlich! Ich will nicht ›charmant‹ sein! Außerdem wäre es bei meinem Gesicht ja noch schöner, wenn ich dazu noch dumm wäre! Du hast mich immer wie ein hässliches Entlein behandelt, und …«
    »Schaust du dich eigentlich manchmal im Spiegel an, Marion ?«
    »Hör auf, dich über mich lustig zu machen! Ich weiß, dass ich alles andere als hübsch bin, du brauchst nicht noch Salz in die Wunde zu streuen…«
    »Du kannst manchmal ja so stur sein!«, stieß John verzweifelt hervor und verdrehte die Augen zum Himmel. Dann bemächtigte er sich des Spiegels, der auf der Kommode lag, und drückte ihn seiner Schwester energisch in die Hand.
    »Sieh dich genau an, und sag mir, was du siehst! Ich sehe jedes Mal Mama, wenn ich dich anschaue.«
    »Mama war schön, John«, stieß Marion hervor und unterdrückte ein Schluchzen.

    Sie mochte sich nicht weiter ansehen und schickte sich an, den Spiegel wieder auf das Möbel zu legen, doch ihr Bruder hielt ihn ihr erneut vors Gesicht.
    »Schau dich an, Marion! Die Farbe deiner Augen, der Umriss deines Mundes, deine feinen Wangenknochen … Ich mache mich nicht über dich lustig. Das kleine hässliche Entlein hat sich verwandelt. Du bist … also … Du bist schön, Marion. Schön und intelligent. Der listige Geist der Campbells in einer wunderschönen Verpackung«, setzte er hinzu, wobei er einen sarkastischen Unterton nicht unterdrücken konnte.
    Marion hielt den Spiegel in beiden Händen und betrachtete sich

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