Lanze und Rose
Angus; Calum und Robin, die beiden Macdonnell-Brüder; Ronald und Donald MacEanruigs; dann Colin. Insgesamt waren es mehr als hundert Männer, die mit Musketen, Dolchen und Schwertern bewaffnet waren, deren korbförmige Handschutze aus Eisen oder Messing in der Sonne glitzerten. Auf dem Rücken trugen sie ihren mit Leder bezogenen, genagelten targe 9 .
Alasdair Og, der Bruder des Chiefs und Captain, würde sie in der Schlacht führen, unter dem Oberbefehl von General Gordon, der den Auftrag erhalten hatte, aus den Clans der westlichen Highlands ein Regiment aufzustellen. Der Abmarsch stand unmittelbar bevor. Die Kolonne der jakobitischen Soldaten war nur wenige Meilen von Inchree entfernt gesichtet worden. In Gruppen kamen sie aus dem Tal von Glen Moor heruntergestiegen. Die Camerons, die Macdonalds von Keppoch und von Glengarry, die Macleans und viele andere bildeten eine beeindruckende Armee von ungefähr dreitausendfünfhundert Mann. Das Heer hielt auf die Ländereien von Appin zu und würde anschließend nach Argyle weiterziehen, wo sich ihnen die Stuarts und einige Campbells, die sich gegen den Herzog gestellt hatten, anschließen sollten.
Das durchdringende Jaulen eines Dudelsacks ließ mich zusammenfahren. Alexander Henderson, der offizielle Dudelsackspieler
oder »Piper« des Clans, intonierte Mort Ghlinne Comhann , den pibroch 10 der Macdonalds, der das Signal zum Aufbruch gab. Das Weinen und Schluchzen der Frauen und Kinder wurde lauter. Ich biss mir auf die Lippen, bis Blut kam, doch vergeblich; die Tränen rannen mir über die Wangen.
Ich nahm meine Söhne zur Seite, um mich zu verabschieden, und wünschte mir inständig, es würde wirklich ein Wiedersehen geben. Mein Mutterherz zerbrach beinahe; ich hatte das seltsame Gefühl, sie auf die Schlachtbank zu schicken. Es war nicht recht, dass wir Kinder in die Welt setzten und sie dann fortschickten, damit sie sich massakrieren ließen … Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Was hätten wir denn wirklich davon, wenn ein Stuart auf dem schottischen Thron saß? Mehr und mehr zweifelte ich am Sinn dieser ganzen Bewegung. Meiner Meinung nach wurde sie langsam zur Besessenheit. Aber natürlich musste ich mich hüten, solche Gedanken laut auszusprechen. Wahrscheinlich war meine patriotische Ader mit den Jahren verdorrt. Duncan, der vergeblich versuchte, seinen inneren Aufruhr zu verbergen, drückte mich so fest an sein Herz, dass mir die Luft wegblieb. Er war fast so groß und kräftig wie sein Vater.
»Es wird schon alles gut ausgehen, Mutter«, beruhigte er mich, als er sich von mir löste.
»Kümmere dich um deinen Bruder…«
»Ja, Vater und ich werden schon auf ihn aufpassen, das verspreche ich dir, mach dir keine Sorgen.«
Ich schlug meine feuchten Augen zu ihm auf. Er lächelte schwach, doch sein Blick verriet, dass ihm keineswegs froh zumute war.
»Ihr zieht in den Krieg, und du verlangst von mir, dass ich mir keine Sorgen mache?«
Sein Lächeln verschwand und machte einer betrübten Miene Platz.
»Du hast ja recht … Aber ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte.«
Ich küsste ihn auf die frisch rasierte Wange.
»Verabschiede dich von deiner Schwester … Und von Elspeth, bevor sie mit ihren Tränen noch für eine Überschwemmung sorgt«, murmelte ich und trat widerwillig von ihm fort.
Dann sprach ich Ranald an.
»Und du deckst dich nachts gut zu, hast du verstanden? Dein Rücken …«
»Mutter!«, seufzte er und verdrehte verzweifelt die Augen gen Himmel. »Herrgott! Ich bin jetzt ein Mann …«
»Und ich bin trotzdem noch deine Mutter«, unterbrach ich ihn und runzelte vorwurfsvoll die Stirn. »Ein Mann, der Rückenschmerzen hat, kann nicht richtig kämpfen.«
Ich ergriff seine Hand und legte sie an meine Wange. Ranald war derjenige, der mir äußerlich am ähnlichsten sah. Seine Züge waren feiner als die Duncans, und seine Schultern weniger breit. Er war auch annähernd zwei Zoll kleiner als sein Bruder. Doch sein Ungestüm und sein Mut glichen den kleinen Nachteil mehr als aus. Er drückte meine eiskalte Hand fest und umarmte mich liebevoll .
»Wir werden siegreich zurückkehren, Mutter … Mit Gottes Gnade.«
»Ich werde für euch beten, mein Sohn.«
»Danke, Mutter.«
Liam hielt sich ein wenig abseits und beobachtete mich schweigend. Er hatte sich in sein bestes Hemd und sein neues Plaid gekleidet. Ich ging zu ihm und schmiegte mich in seine Arme. Lange presste er mich an sich, bevor er sich ein wenig von mir
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