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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Dann machte sie sich mit frischem Eifer wieder ans Werk.
    »Zu meinem allergrößten Unglück ließ diese Gans sich einfallen, schwanger zu werden. Daniel war vor Freude außer sich. Nicht dass er sie geliebt hätte! Aber mehr als alles andere wünschte er sich Kinder…«
    »Sie war immerhin seine Ehefrau«, bemerkte ich.
    »Ich weiß … Aber er hat mir gesagt, dass er…«
    Sie brach ab, sichtlich aufgewühlt von ihren Erinnerungen.
    »Ich war naiv, seinen Versprechungen zu glauben. Sie bekam einen Sohn, eine Frühgeburt. Das Kind war so schwach, und Daniel so erschüttert von der Vorstellung, es zu verlieren, dass ich beschlossen habe, es zu versuchen. Das war der größte Fehler meines Lebens. Dieses Kind war nicht mehr zu retten. Ich wusste, dass Amanda – so hieß Daniels Frau – mich beobachtete. Aber ich war nicht vorsichtig genug, und sie hat mich ertappt, als ich mich über die Wiege beugte. Der Kleine ist zwei Tage später gestorben. Da ohnehin diese Gerüchte über mich im Umlauf waren, dauerte es nicht lange, bis man mit dem Finger auf mich wies. Man warf mir vor, den Säugling getötet zu haben.«
    »Und Daniel?
    Sie hatte das Fleisch zerteilt, warf die Stücke in den Topf und wischte sich dann die vom Blut klebrigen Hände an ihrer Schürze ab.
    »Er hat aufgehört, mich in meiner Kammer aufzusuchen. Ich habe nie erfahren, ob er den üblen Gerüchten Glauben schenkte, oder ob er sich ebenfalls beobachtet fühlte. Seine Frau hätte sicherlich nicht gezögert, ihn der Mittäterschaft anzuklagen… An einem grauen, regnerischen Sonntag kamen sie mich in aller Frühe holen. Ich war noch im Nachthemd, meine Haare ungekämmt. Da ich noch schläfrig war, hatte ich ihnen meine Zimmertür geöffnet und nicht daran gedacht, mich zu bedecken oder ein wenig herzurichten. Und das haben sie dann als Beweis benutzt: Angeblich hatte ich in der Nacht Unzucht mit dem Teufel getrieben. Ich glaube, dass sie genau zu diesem Zwecke so früh am Morgen gekommen sind.«

    »Das ist ja vollkommen lächerlich!«, rief ich betroffen aus.
    Beatrix raffte die gehackten Zwiebeln zusammen und beförderte sie in den Topf. Dann gab sie drei Zweige Thymian und eine Prise Salz hinzu und goss dann das Ganze mit Bier und ein wenig Wasser auf.
    »So, fertig! Dr. Mansholt kann den Topf an den Haken hängen, wenn er zurückkehrt.«
    Sie wusch sich die Hände und trat an einen Schrank, aus dem sie eine Flasche alten Portweins nahm.
    »Hier, bitte«, sagte sie und goss mir einen Schluck ein. »Ich bewahre ihn für besondere Gelegenheiten auf. Wie Ihr vielleicht erraten könnt, sind diese eher selten. Ich schlage vor, dass wir auf die Gesundheit Eures Gatten trinken.«
    »Ja, auf Liams Gesundheit«, sagte ich, und es gab mir einen kleinen Stich ins Herz.
    Die Gläser erklangen. Sie nahm wieder Platz und sah mich fragend an.
    »Habt Ihr schon einmal einem Hexenprozess beigewohnt?«
    »Nein. Hier in den Highlands kommt so etwas nicht oft vor.«
    »Woher seid Ihr?«
    »Aus Glencoe, in der Grafschaft Argyle.«
    »Ach ja… Ich habe davon gehört…«
    »Hmmm…«
    Sie nippte an dem rubinroten Wein in ihrem Glas und zog die Augen zusammen. Nach kurzem Schweigen setzte sie ihre Erzählung fort.
    »Versteht Ihr, wenn die Leute beschließen, Euch der Hexerei anzuklagen, dann schert es sie wenig, ob Ihr schuldig seid oder nicht. Die Menschen wünschen sich einfach das befriedigende Gefühl, die Welt von einem kleinen Teil des Bösen, das in ihr wohnt, befreit zu haben. Sie glaubten, dass sie am Tag des Jüngsten Gerichts dafür belohnt werden, eine Ketzerin und Buhle des Satans verbrannt zu haben. All die armen Mädchen, die den Flammen des Scheiterhaufens nicht entkommen konnten, waren nur Sündenböcke. Die Menschen werfen alle Sünden der Welt, auch ihre eigenen, auf sie. Eine merkwürdige Art, sich seiner Sünden zu entledigen … Was sie wollen, ist ein Schauspiel.
Man hat mir den Kopf rasiert und mich vor aller Augen ausgezogen. Dann hat man mir einen einfachen Kittel aus grobem Stoff übergezogen, der in Weihwasser und Salz gewaschen war. Offensichtlich hat sich niemand darüber Gedanken gemacht, dass der geweihte Stoff mir nicht die Haut verbrannt hat. Die Leute haben einfach behauptet, ich hätte meine Magie eingesetzt, um mich dagegen zu schützen. Dann hat man mich gefragt, ob ich an die Existenz des Teufels glaube.«
    Verächtlich verzog sie ihren hübschen Mund, und ihre Finger trommelten nervös auf den Tisch.
    »Eine Fangfrage. Was

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