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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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sich an meinem Arm fest, »ich wollte sterben, verstehst du das?«
    Ich sagte nichts, sondern lächelte nur, um ihr zu zeigen, dass ich mit ihr fühlte. Ein Weilchen schwiegen wir, dann lächelte auch sie schwach.
    »Danke, Mutter …«
    Meine Gefühle schnürten mir die Kehle zu, und ich konnte keine Worte fassen. Ja, sie würde darüber hinwegkommen.

30
Die Falle Februar 1716
    Eine dünne Eisschicht überzog die Bäume. Wie zarte, funkelnde Eisskulpturen standen sie in dem blassen Sonnenlicht, das schüchtern durch die Wolken drang. Hinter dem Nebel konnte ich das kalte, turbulente Wasser der Caron Waters erahnen, die sich anschickten, in die Bucht von Stonehaven zu münden.
    Mein Blick fiel auf einen kleinen, schillernden Wassertropfen an der Spitze eines Eiszapfens, der an einer Dachpfanne hing. Der Tropfen zog sich langsam in die Länge und bebte, als versuche er verzweifelt, sich festzuhalten und gegen die unerschütterlichen Gesetze der Natur anzukämpfen. Doch vergeblich. Schließlich löste er sich und fiel in die Wasserpfütze, die sich auf den moosbewachsenen Steinfliesen ausbreitete. Der Balkon, auf dem ich stand, gehörte zu dem bescheidenen Landsitz von Lord Dunn in Fetteresso, in der Nähe von Stonehaven.
    Ich spürte, dass Liam hinter mich getreten war, aber fühlte mich zu träge, um mich umzudrehen, sondern betrachtete weiter die Landschaft, die in der Nacht von einem Eisregen überzogen worden war. Erschöpft und ausgehungert waren wir vor fünf Tagen durch das Gittertor von Patricks kleinem Gut geritten. Man hatte uns einen herzlichen Empfang bereitet, und das Wiedersehen hatte uns alle aufgewühlt. Liam hatte seine Schwester seit einem Jahr nicht gesehen; und ich hatte darauf gebrannt, mich nach Patrick und seiner Gesundheit zu erkundigen.
    Seinem Bein ging es besser. Doch ich erriet, dass er noch Schmerzen hatte, denn mehrmals ertappte ich ihn dabei, wie er das Gesicht verzog und sich das Schienbein rieb, wenn er sich
unbeobachtet glaubte. Außerdem gebrauchte er zum Gehen noch einen Stock.
    Liam musste Sàra die schreckliche Nachricht von Colins Tod überbringen. Er wartete damit bis zum Morgen nach unserer Ankunft. Obwohl er mich gebeten hatte, ihn zu begleiten, zog ich es vor, die beiden allein miteinander reden zu lassen; ich hatte das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben, um irgendwen zu trösten. Das wenige an Energie, das mir geblieben war, wollte ich auf die Rückkehr in unser Tal verwenden. Und so verließ Liam mit gekränkter Miene unser Zimmer, um zu seiner Schwester zu gehen.
    Frances schlief noch. Um die Wahrheit zu sagen schlief sie seit unserer Ankunft fast achtzehn Stunden täglich und stand nur auf, um etwas zu essen, eine kurze Katzenwäsche abzuhalten und ein wenig umherzugehen. Doch sie schien sich einigermaßen gut zu erholen.
    Mein Bruder hatte taktvoll bis zum dritten Tag unseres Besuchs gewartet und uns erst dann mitgeteilt, dass Prinz James Edward ihn geadelt hatte. Mein Bruder war jetzt ein Ritter. Lord Patrick Dunn… Mein Vater wäre stolz auf ihn gewesen. Die Zeremonie des Ritterschlags hatte am 27. Dezember im Schloss von Fetteresso stattgefunden, als der Prätendent dort nach seiner Landung Station gemacht hatte. Der Earl of Marischal hatte zahlreiche Adlige auf dem Schloss, das heute der Sitz der Keith-Familie war, versammelt, und der zukünftige König hatte Kraft seines Amtes denjenigen, die der Krone der Stuarts ihre Loyalität bewiesen hatten, Titel verliehen. So war der Earl of Mar mit der Würde eines Duke, eines Herzogs, belohnt worden. Ich bezweifelte allerdings, dass er sich sehr lange daran würde erfreuen können…
    Der Prätendent war nur einige Tage in Fetteresso geblieben. Er hatte unter einem Fieberanfall gelitten; aber immerhin war er kräftig genug gewesen, um den episkopalischen Klerus von Aberdeen, die Richter und den Stadtrat und die Jakobiten aus Aberdeenshire zu empfangen. Anschließend war er am 2. Januar nach Perth abgereist.
    Patrick hatte nicht an Lobeshymnen auf James’ Person gespart.
Wir alle hatten ihn wortlos angehört. Er hatte eben nicht miterlebt, wie niedergeschlagen die Soldaten in Perth waren. Sein Bein hatte ihn daheim festgehalten. Nur sein Kurier, der zwischen Perth und Fetteresso pendelte, unterrichtete ihn über die neuesten Entwicklungen. Doch dieser hatte sich merkwürdigerweise seit drei Wochen nicht sehen lassen, so dass Patrick von allen Nachrichten abgeschnitten war.
    Gestern war schließlich ein Bote, den Mar

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