Lanze und Rose
Ranald und seinem Vater stand, beobachtete die beiden und amüsierte sich sichtlich angesichts dieses Spielchens.
»Duncan hat mir berichtet, dass Ihr mit Nachrichten für Breadalbane unterwegs seid?«
»Das stimmt genau«, gab sie brüsk zurück und kreuzte die Arme vor der Brust.
»Ich nehme an, dass es bei diesen geheimen Bestrebungen darum geht, bei Argyle für die Jakobiten zu spionieren?«
»Für einen Mann aus Glencoe seid Ihr ziemlich scharfsinnig«, stieß sie mutig hervor und hielt seinem Blick stand, der sich plötzlich verhärtet hatte.
Ein Murmeln erhob sich in der Gruppe, die sie umgab. Alasdair blieb vor ihr stehen und befeuchtete seine Lippen. Er wirkte nachdenklich.
»Ja … Duncan hatte mich schon vor Eurer scharfen Zunge gewarnt. Da müsst Ihr Euch ja wunderbar mit Breadalbane verstehen«, gab er kalt zurück. »Ich würde zu gern erfahren, warum dieser schmutzige Fuchs das Lager wechselt. Sollte er etwa Gewissensbisse haben? Bereut er vielleicht mit einem Mal, dass er all diese Jahre Verrat an den Highlands geübt hat?«
»Seine Beweggründe gehen mich nichts an, und Euch im Übrigen auch nicht. Das Wichtigste ist doch, dass er sich für den Prätendenten einsetzt, oder?«
Alasdair lachte laut und sarkastisch auf, und die anderen Männer taten es ihm nach.
»Für den Prätendenten? Das werden wir noch sehen. Was habt Ihr ihm denn so Wichtiges mitzuteilen?«
Er trat auf sie zu und bedachte sie mit einem finsteren Blick. Angesichts der subtilen Drohung, die sie in den Zügen dieses geschworenen Feindes ihres Clans las, wich sie zurück und stieß gegen Duncan. Zwei große Hände hielten sie fest und verhinderten, dass sie hintenüberfiel. Sie wand sich, um sich aus seinem eisernen Griff zu befreien. Spöttisches Gelächter drang an ihre Ohren.
»Dieses Mal ist es mein Vater, dem ich eine Nachricht bringen muss«, flüsterte sie widerstrebend.
Sie gelangte zu dem Schluss, dass sie dieses verfluchte Lager nicht lebend verlassen würde, wenn sie weiter nichts als Verachtung an den Tag legte, und entschied sich, die Taktik zu ändern. Wahrscheinlich würde sie mit der Wahrheit weiterkommen. Sie setzte eine bedrückte Miene auf.
»Mein Vater wird bald aufbrechen, um zu der Armee von Mar zu stoßen; ich rechne damit, dass es täglich so weit ist. Aber er hat vor, über… Lorn zu gehen.«
»Über Lorn? Ebenso gut könnte er über die Orkney-Inseln gehen, meiner Treu. Warum? Hat er etwa die Absicht, zu marodieren und sich eine Herde zusammenzustehlen?«
Marion ging nicht auf die abschätzige Bemerkung ein. Aber wie sollte sie diesen Männern die Lage erklären, ohne das Gesicht zu verlieren? Ihr Vater hatte tatsächlich vor, einen Raubzug auf die Ländereien des Duke of Argyle zu unternehmen. Er würde sich so weit erniedrigen, dass er dieselben Verbrechen beging wie diese Bande von Räubern, die seit Generationen stolz darauf waren, Viehdiebe zu sein! Gewiss, die Campbells gaben ihnen oft mit gleicher Münze heraus. Aber dass nun der Laird von Glenlyon wie sie auf Raubzug ging …
»Wenn man so will, ja. Aber ich muss ihn aufhalten. Ich beschwöre Euch, lasst mich gehen.«
Alasdair legte den Kopf leicht zur Seite und verzog spöttisch einen Mundwinkel.
»Warum?«
»Ich habe erfahren, dass der Earl of Islay über die Pläne meines
Vaters Bescheid weiß und sich anschickt, eine Truppe von siebenhundert Männern unter dem Kommando von Colonel Campbell Fanab auszusenden, die ihn abfangen soll …«
Der Captain von Glencoe wirkte verblüfft. Er runzelte die schwarzen Brauen, rieb sich die Augen und sah sie dann fragend an.
»Dürfte ich wissen, wie Ihr das erfahren habt? Es kommt mir ziemlich unwahrscheinlich vor, dass eine … Frau an solche Informationen kommt, ohne sich fangen zu lassen.«
Zutiefst beleidigt strafte sie ihn mit einem zornigen Blick.
»Meine Cousine Sarah hat wirklich einen arroganten groben Klotz geheiratet!«
Alasdair lächelte und überging die unangemessene Bemerkung. Marion presste die Lippen zusammen. Sein Gleichmut brachte sie zur Verzweiflung, und sie spürte Zorn in sich aufsteigen.
»Wenn Fanab meinen Vater und seine Männer massakriert, Alasdair Macdonald, dann mache ich Euch persönlich dafür verantwortlich. Und Ihr könnt dann Mar erklären, warum er fünfhundert Mann verloren hat …«
»Wenn sie sich von den eigenen Leuten niedermachen lassen wie die Hasen, dann haben sie es nicht besser verdient. Und ich kann Euch versichern, Mistress, dass ich
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