Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
zu Feuer und Schwert verurteilten Macdonalds. Marion hatte sich davon zutiefst abgestoßen gefühlt.
    »Was tut dir leid: dass du diese Last tragen musst, oder dass unschuldige Menschen kaltblütig ermordet worden sind?«
    Sie bedachte ihn mit einem zornigen Blick.
    »Waren sie denn wirklich alle unschuldig? Ihr habt unsere Herden gestohlen, unsere Häuser ausgeräumt und Familien zurückgelassen, die nichts mehr hatten, um die harten Wintermonate zu überstehen, habt sie zum Betteln gezwungen. Die Kinder sind krank geworden und gestorben, weil sie nichts zu essen hatten. Und heute begeht ihr immer noch dieselben Verbrechen wie damals.«
    »Wir nehmen nur das Vieh«, stellte Duncan richtig und warf ihr einen Seitenblick zu. »Wir stehlen nur noch Rinder, aber was bleibt uns anderes übrig? Du weißt ganz genau, dass das in den Highlands nun einmal unsere Lebensweise ist. Und außerdem kennen die Campbells unsere Berge, und gelegentlich kommen sie in unsere Hügel, um sich unsere Kühe zu holen. Glaubt ihr, dass ihr so verschieden von uns seid?«
    »Wir holen uns nur zurück, was ihr uns gestohlen habt.«
    Duncan verzog die Lippen zu einem ironischen Lächeln.
    »Ich vergebe dir deine Naivität, Weib.«
    Sie tadelte ihn ohne Worte, indem sie ihm einen strengen Blick zuwarf. Doch er ließ sich nicht aus der Fassung bringen und fuhr fort.
    »Außerdem, haben wir jemals einen einzigen Tropfen eures Blutes vergossen?«
    Empört wandte Marion sich ab. Hugh war tot. Gewiss, sein Blut hatte nicht die Klinge eines Macdonalds befleckt, aber trotzdem gab sie dem Clan eindeutig die Schuld an seinem Tod, Unfall oder nicht. Der Verlust ihres Cousins hatte sie zutiefst erschüttert, denn Hugh war der Einzige gewesen, der sie verstanden hatte. Damals war sie erst acht gewesen und hatte hilflos zwischen zwei Brüdern gestanden, die sie ohne Unterlass tyrannisierten. So hatte sie sehr früh gelernt, sich mit ihrem Mundwerk zu verteidigen, da sie sich dazu ihrer Fäuste nicht bedienen konnte.

    Sein Vater, der viel zu sehr mit dem Versuch beschäftigt war, sein gestohlenes Erbe zurückzuholen, hatte sich selten auf Chesthill blicken lassen. Daher war es Hugh gewesen, der ihr zu Hilfe kam, wenn sich der Streit so zuspitzte, dass es zwischen ihr und ihren beiden oberschlauen Brüdern, John und David, zu Handgreiflichkeiten kam.
    John Campbell war ein eher schweigsamer Junge gewesen, der praktisch nie lächelte und Gefallen daran fand, seine Umgebung schamlos zu manipulieren und zu beherrschen. Marion, die nicht von unterwürfiger Natur war, ließ sich jedoch von ihrem herrschsüchtigen Bruder nichts sagen. Die beiden waren wie Feuer und Wasser. Aber er war nun einmal der Älteste, daher war es ausgemachte Sache, dass er in naher Zukunft der siebte Laird von Glenlyon werden würde. David war erst dreizehn gewesen und von unbekümmertem, munterem Naturell. Wenn John nicht in der Nähe war, verstand sie sich recht gut mit ihm. Doch wenn Letzterer sich blicken ließ, unterlag David seinem Einfluss, und die beiden verbündeten sich gegen Marion. Sie machten sich einen Spaß daraus, sie zur Weißglut zu treiben, bis sie vor Wut völlig außer sich geriet und den erstbesten Gegenstand, der ihr in die Hand fiel, nach ihnen warf. Anschließend schlichen die beiden Strolche ihr nach und wohnten zufrieden der Strafe bei, die sie für ihre Missetat unvermeidlich bekam.
    Plötzlich stand Duncan auf. Sie folgte seinem Blick. Alasdair kam auf sie zu. Schimpfend sprang sie ebenfalls hoch und bemerkte, dass Duncan verstohlen ihre langen, schlanken Beine ansah, die sich in den abgetragenen Flanellhosen deutlich abzeichneten; sie errötete heftig und zog das Plaid um sich. Alasdair baute sich vor den beiden auf und musterte Marion einen Moment lang, bevor er das Wort ergriff.
    »Ihr könnt gehen. General Gordon ist so großzügig, Euch sein Vertrauen zu schenken. Enttäuscht ihn nicht, Mistress Campbell.«
    Sein Blick war drohend. Dann wandte er sich an Duncan.
    »Du wirst sie begleiten. Wir lassen eine Frau nicht allein reiten. Sie könnte glauben, dass die Männer von Glencoe keine Manieren besitzen.«

    »Ich kann mich sehr gut allein durchschlagen«, gab sie glühenden Blickes zurück.
    Ein leises, spöttisches Lachen stieg aus der Kehle des Highlander-Captains auf, begleitet von einem höhnischen Blick.
    »Ja, das bezweifle ich nicht. Deshalb befindet Ihr Euch auch heute Morgen in unserem Lager, nicht wahr?«
    Marion setzte zu einer weiteren

Weitere Kostenlose Bücher