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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Blick stand. Den jungen Mann hatte ihre Bemerkung in Verlegenheit gestürzt. Unter diesem Blickwinkel hatte er ihre Lage nicht gesehen und dachte noch einmal darüber nach. Bedächtig untersuchte er den Sgian dhu , den er in der Hand hielt, und ließ die Schneide über die Schwielen auf seiner Handfläche gleiten, wie um ihre Schärfe zu prüfen. Dann ergriff er mit einem Mal die Klinge und hielt der jungen Frau ihre Waffe mit dem Griff voran hin.
    »Ich werde dir nichts zuleide tun, Marion; aber du würdest mir ohnehin nicht glauben, selbst wenn ich es dir schwören würde.«

    »Das stimmt«, gestand sie und nahm den Dolch. Er erschauerte, als ihre Finger dabei die seinen streiften, und schloss sie unwillkürlich fester. Die Klinge schnitt ihm leicht in die Finger. Der Schmerz ließ in für kurze Zeit den Aufruhr vergessen, der sich in seinem Körper auszubreiten begann.
    »Und? Du würdest mir auch nicht glauben, wenn ich sagen würde, dass ich nicht darauf lauere, dir meinen Dolch in den Rücken zu stoßen, kaum dass du dich umgedreht hast.«
    »Allerdings«, gab er mit aufgesetzter Sanftheit zurück.
    Langsam ließ er die Klinge los. Einige Sekunden lang musterten die beiden einander schweigend. Dann spürte Marion, dass er das Messer lockerer hielt, und riss es mit einem Ruck an sich.
    »Autsch!«, schrie Duncan auf und hob die Finger an den Mund.
    »Tut mir leid … Das wollte ich nicht …«
    Sie nahm seine Hand und untersuchte den Schnitt.
    »Die Wunde ist nicht tief.«
    Sie sah suchend an sich herunter. Dann ließ sie seine Hand los, zerrte an ihrem Hemd, um es aus der Hose zu ziehen, und riss ein Stück vom Saum ab. Durch seine langen Wimpern beobachtete er verstohlen, wie sie ihm einen provisorischen Verband anlegte.
    »Schon erledigt!«, rief sie aus und verknotete die Enden fest.
    Kurz trafen sich ihre Blicke, dann wandte sie sich peinlich berührt ab. Duncan legte behutsam die verbundenen Finger um ihr Kinn und zwang sie, ihn erneut anzuschauen.
    »Wenn ich es recht überlege«, erklärte er und verzog die Mundwinkel, »würde ich dir vielleicht doch glauben.«

    Die Rotröcke waren auf der Heide in Angriffsposition gegangen. Marion spürte, wie eine entsetzliche Furcht ihren ganzen Körper ergriff. Die Konfrontation schien unmittelbar bevorzustehen. Mit leichenblassem Gesicht betrachtete sie die Reihen in den dunklen Tartan-Farben der Campbells. John Campbell, der sechste Laird von Glenlyon, saß mit dem Schwert in der Hand kerzengerade auf seinem Pferd, bereit, den Befehl zur Attacke zu geben.

    Sie befanden sich in der Nähe von Loch Nell, der hinter den Bäumen am Horizont zu erkennen war.
    »Ich kann das nicht zulassen, Duncan. Sie werden angreifen… Ich muss etwas unternehmen.«
    Sie kroch unter dem Busch hervor, unter dem sie lagen. Der junge Mann hielt sie gerade noch fest und zwang sie, sich erneut hinzukauern
    »Bist du jetzt vollständig verrückt geworden? Willst du, dass sie auf dich schießen?«
    »Lass mich los«, schrie sie und wehrte sich heftig. »Das ist einfach zu schrecklich. Ich muss zu meinem Vater, ihn überzeugen, ihn zur Vernunft bringen. Sie werden sich gegenseitig töten! Das ist ja, als ob … als ob …«
    Sichtlich nach dem richtigen Vergleich suchend, schüttelte sie hektisch den Kopf.
    »Ja, das ist, als würdet ihr die Waffen gegen die Männer von Keppoch erheben!«
    Von Verzweiflung angetrieben, versuchte sie in einer letzten Kraftanstrengung, sich von neuem aufzurichten. Aber sie fand sich fest auf den Boden geheftet. Duncan hatte sich mit seinem ganzen Gewicht über sie geworfen und hielt sie an den Schultern fest.
    »Du arme Närrin, wenn du versuchst, zu deinem Vater zu laufen, dann werden deine eigenen Leute dich eins, zwei, drei über den Haufen schießen, das schwöre ich dir.«
    Sie sah ihn aus schreckgeweiteten Augen an.
    »Die Männer meines Vaters würden es niemals wagen, auf mich zu feuern!«
    Duncan wandte den Blick von Marions ungläubiger Miene ab, um den mit vergoldeten Knöpfen besetzten roten Rock zu betrachten, und bemerkte plötzlich, dass sie die Jacke eines Offiziers gestohlen hatte. Aber ob Offizier oder einfacher Soldat, es war trotzdem die Uniform eines Hannoveraners.
    »Dann sag mir doch einmal, ob die Tochter ihres Laird für gewöhnlich als Sassanach -Soldat verkleidet vor ihnen herumspaziert?«
    Sie stöhnte verzweifelt auf.

    »Aber etwas anderes habe ich nicht! Ich könnte den Rock ausziehen …«
    »Auf diese Entfernung würden sie

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