Lanze und Rose
Entgegnung an, doch dann hielt sie kurz inne und schluckte ihre Bemerkung herunter. Sie durfte ihrer Wege gehen. Dies war nicht der richtige Moment, um zu disputieren. Dennoch warf sie ihm einen feindseligen Blick zu.
»Sobald du sie in Sicherheit weißt, Duncan, schließt du dich uns wieder an. Wir brechen in Richtung Glasgow auf. Anschließend nehmen wir die Straße nach Drummond Castle. Hier können wir nichts mehr ausrichten.«
Duncan nickte verblüfft und schaute dann in das mürrische Gesicht der Rothaarigen. Ganz offensichtlich gefiel es ihr nicht, sich von einem Macdonald begleiten zu lassen. Er selbst hätte eigentlich auch verärgert sein müssen. Doch merkwürdigerweise empfand er bei dem Gedanken eine verstohlene Freude.
Als Duncan in den Sattel steigen wollte, fasste Liam ihn am Arm und hielt ihn zurück. Marion saß bereits einige Schritte entfernt wartend auf ihrem Pferd und hielt ihr von einem Flammenkranz umgebene Gesicht in die warme Brise, die vom Loch Fyne heranwehte.
»Sei auf der Hut, mein Sohn. Ich habe bemerkt, wie du sie ansiehst. Elspeth … Du hast ihr doch vor unserem Abmarsch Treue geschworen, oder?«
Einen Moment lang schloss der junge Mann die Augen, dann folgte er dem Blick seines Vaters.
»Herrgott, das weiß ich doch! Vater … Wo denkst du hin? Das ist unvorstellbar, sie ist Glenlyons Tochter.«
Liam gab seinen Arm frei und trat einen Schritt zurück. Dann warf er einen Blick über die Schulter und betrachtete die schlanke Gestalt des Mädchens. Sie trug immer noch das Plaid der Macdonalds, das sich im Wind blähte und hinter ihr flatterte.
»Noch ein Grund, dich in Acht zu nehmen«, fuhr er, wieder an seinen Sohn gerichtet, fort. »Eine Campbell, das ist…«
»Was willst du damit sagen?«, verlangte Duncan zu wissen und runzelte die dunklen Brauen. In seinem Blick stand Unverständnis. »Glaubst du wirklich, dass ich so dumm bin, mein Leben für ein … Abenteuer aufs Spiel zu setzen? Gar nicht zu reden davon, dass sie gewiss nicht besonders zugänglich wäre, wenn ich jemals dergleichen … Ich habe noch nie eine Frau mit Gewalt genommen, Vater.«
»Das weiß ich doch!«, rief Liam aus und legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. »Es geht auch nicht um Rache … sondern um etwas anderes: Dein Herz könnte leiden.«
Wie vom Donner gerührt sah der junge Mann seinen Vater ungläubig an.
»Mein Herz? Wovon redest du überhaupt? Glaubst du, ich würde mich in diese Frau verlieben?«
Mit erschrockener Miene schluckte er und wandte seinen Blick erneut der jungen Frau zu, die auf der Stute zu schweben schien. Wie konnte sein Vater sich nur so etwas Dummes vorstellen? Die Tochter des Laird von Glenlyon? Nie im Leben! Er hatte doch Elspeth, die schöne und sinnliche Elspeth, die geduldig auf seine Rückkehr wartete. Zugestanden, er konnte nicht leugnen, dass er eine gewisse Anziehung gegenüber dieser Furie empfunden hatte, aber war er schließlich nicht ein Mann? Seit wie vielen Nächten musste er sich nun schon damit bescheiden, im Traum den Körper einer Frau zu umarmen? Nein, wirklich …
»Hmmm … Glaube mir, Duncan, ich weiß dieses Leuchten im Blick eines Mannes zu deuten. Diese Frau lässt dich nicht gleichgültig. Ich weiß, wovon ich spreche. Selbst Alasdair ist das aufgefallen. Was glaubst du denn, warum er dich beauftragt hat, sie an einen sicheren Ort zu führen? Jeder andere als du hätte es eilig, sie zu demütigen, über sie herzufallen. Aber du … Ich weiß, dass du so etwas nicht tun würdest. Und Alasdair hat es ebenfalls erraten. Die Ehre der Campbells ist also sicher, aber was dich angeht …«
»Das ist lächerlich!«, widersprach Duncan, den die Enthüllung seines Vaters in Aufruhr gestürzt hatte.
»Wir sprechen später noch einmal darüber, mein Sohn. Im Moment möchte ich dich nur warnen. Sie ist nicht für dich bestimmt, also zerfleische dich nicht ihretwegen. Elspeth ist ein nettes Mädchen und wird sicher eine gute Ehefrau werden… Ich meine, wenn es das ist, was du willst. Ich weiß, dass das Herz und die Vernunft nicht immer mit einer Stimme sprechen.«
»Ja, das hat Mutter mir auch einmal gesagt.«
Neugierig geworden, sah Liam seinen Sohn fragend an.
»Eines Tages traf ich sie am Flussufer an, wo sie vor sich hin träumte. Sie hat mir erzählt, wie ihr euch kennen gelernt habt. Da hätte ja wirklich nicht viel gefehlt, und ich hätte nie das Licht der Welt erblickt! Du hast dir ganz schön Zeit gelassen, bis du ihr deine Liebe
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