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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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verreckt, bringt uns das auch nicht weiter.«
    »Willst du mich absichtlich aufhalten? Mein Vater ist in großer Gefahr, und … Du willst mich doch wohl nicht daran hindern, ihn vor den Truppen von Fanab zu erreichen, oder?«
    Fassungslos sah er sie an und schüttelte dann den Kopf.
    »Sie können nicht mehr sehr weit sein. Mit seinen siebenhundert Soldaten kann Fanab auf keinen Fall schneller sein als wir!«
    Sie brummte ungeduldig und warf ihm einen verächtlichen Blick zu. Aber sie musste sich eingestehen, dass er recht hatte. Ihr Pferd war schweißnass und brauchte ein wenig Ruhe. Es ärgerte sie nur schrecklich, ihm recht zu geben.
    Der Wind, der aus Nordost wehte, hatte beträchtlich abgekühlt, und Marion begann zu zittern. Das Plaid schützte sie recht gut vor Wind und Kälte, wenn sie sich am Boden befand, doch auf einem Pferd, das mit verhängtem Zügel dahingaloppierte,
nutzte es nicht allzu viel. Duncan stieg ab und führte sein Reittier zum Bach, um es zu tränken. Dann setzte er sich auf einen der dicken Steine, die aus dem von vertrocknetem Farnkraut rot überhauchten Unterholz ragten.
    »Lass dein Pferd ein paar Minuten ausruhen«, schlug er vor und tauchte die Hand in das kristallklare Wasser, das mit ohrenbetäubendem Rauschen herabsprang.
    Mit der hohlen Hand schöpfte er Wasser und führte es an die Lippen, bevor er Marion, die ebenfalls vom Pferd stieg, erneut einen Blick zuwarf. Der Wind ließ das Plaid, das sie mit einer Hand festhielt, flattern. Der Himmel hatte ein beunruhigendes Bleigrau angenommen, und in der Ferne grollte ein Gewitter. Sie würden bestimmt noch nass werden, ehe der Tag vorüber war. Dabei fiel ihm plötzlich ein, dass er in einer der Satteltaschen noch immer den scharlachroten Rock mit sich führte. Daran hätte er schon früher denken sollen. Er ging zu der Satteltasche und zog den Rock heraus. Als das Kleidungsstück sich entfaltete, fiel ein kleiner Sgian dhu heraus, klirrte auf die Steine und verschwand dann im Farnkraut. Einen Moment lang musterte er die braunen, vertrockneten Wedel, dann sah er die Klinge aufblitzen und hob sie langsam auf. Nachdem er den Dolch in den Gürtel gesteckt hatte, reichte er Marion den Rock.
    »Es wird regnen. Hiermit kannst du dich besser schützen.«
    Ohne ein Wort schlüpfte sie rasch in das Kleidungsstück, dann wies sie auf den Dolch.
    »Gib ihn mir zurück.«
    »Nein«, antwortete Duncan gelassen. »Ich weiß noch nicht, ob ich dir trauen kann.«
    Marions Haar umwehte ihr vor Anstrengung gerötetes, angespanntes Antlitz. Einige Momente lang verzog sie unsicher das Gesicht, als würde sie überlegen. Dann entspannten sich ihre Züge. Ihre veränderte Haltung machte Duncan argwöhnisch.
    »Hast du etwa Angst vor mir?«
    Der junge Mann zögerte mit seiner Antwort. Er betrachtete das entschlossene Gesicht, auf dem sich jetzt ein charmantes Lächeln malte, das durch einen Beiklang von Ironie noch breiter wirkte. Am liebsten hätte er gelacht, aber noch zügelte er sich.
Doch dann hielt er es nicht mehr aus und prustete laut los, während er das Plaid, das sie auf den Boden hatte fallen lassen, aufhob. Er richtete sich auf und schüttelte seine rabenschwarze Mähne.
    »Ist das der Trick, mit dem du bekommst, was du willst?«
    Sie stieß ein paar halblaute Flüche aus, drehte sich auf dem Absatz um und schickte sich an, zu ihrem Pferd zurückzugehen. Mit drei langen Schritten hatte er sie eingeholt, packte sie am Handgelenk und drehte sie zu sich herum. Sie lächelte jetzt nicht mehr, sondern hatte die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Zorn stieg in ihm auf.
    »Wenn du glaubst, einen Macdonald so leicht hinters Licht führen zu können, dann irrst du dich gewaltig, Weib.«
    Marions Gesicht befand sich nur einige Zoll von seinem entfernt, und er sah unter der weißen, durchscheinenden Haut eine kleine Vene pochen.
    »Du musst dir mein Vertrauen erst noch verdienen, Marion«, sagte er leise. Ihr Atem strich über seinen Mund.
    Er vermochte den Blick nicht von ihren Augen abzuwenden. Vater hat recht. Das werde ich niemals durchhalten!, hielt er sich innerlich vor. Sie versuchte, sich loszumachen, und er ließ ihr Handgelenk so abrupt los, als wäre es ein Stück glühende Kohle. Sie öffnete den Mund, und ein Anflug von Panik huschte über ihr Gesicht.
    »Und ich, wie soll ich dir vertrauen? Woher soll ich denn wissen, dass du nicht versuchen wirst, über mich herzufallen?«
    Hochmütig reckte sie das Kinn und hielt Duncans

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