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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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raubst ihr die Ehre, so ist es doch?«
    Er begriff überhaupt nichts mehr. Sie redete, als hätte er versucht, ihr Gewalt anzutun. Das kleine Luder! Sie hatte ihn gewähren lassen und sogar zum Weitermachen angestachelt, indem sie auf seine Zärtlichkeiten reagiert hatte. Und jetzt machte sie ihm Vorwürfe!
    »Bist du noch bei Verstand? Soweit ich weiß, habe ich dich zu nichts gezwungen! Es schien dir ganz ausgezeichnet zu gefallen. Aber vielleicht hast du ja Theater gespielt, um mich …«
    Abrupt unterbrach er sich. Er wollte sie nicht kränken, aber …
    »Was versuchst du mir zu sagen? Dass ich nur eine Hure bin
und die Männer aufreize, um sie dann fallenzulassen? Dass ich das große Spiel gespielt habe?«
    Einen Moment lang sah er sie an. Ihre Augen schleuderten Blitze. Mit fast übermenschlicher Willenskraft hielt er sich davon ab, sich auf sie zu stürzen, ihr den hübschen Hals umzudrehen und sie … Er schluckte.
    »Hast du denn nicht genau das getan?«, warf er ihr bitter vor. »Ich bin ein Mann, Marion, und du hast mich glauben gemacht, dass du Interesse an mir hast. Was hast du denn geglaubt, wie ich reagieren würde?«
    Zusammengekauert unter dem Plaid, hielt sie seinem Blick stand und biss sich auf die Lippen.
    »Du wirfst mir also vor, ich hätte dir Gewalt antun wollen?«
    Duncans Herz klopfte so heftig, dass er beinahe meinte, er müsse es durch das Zimmer hallen hören. Es wandte ihr den Rücken zu. In der Ferne grollte immer noch der Donner, und über ihnen trommelte der Regen auf die schiefen Dachpfannen.
    »Wenn ich wollte, könnte ich dich mit Gewalt nehmen, und das weißt du ganz genau, Marion Campbell«, sprach er weiter und drehte sich wieder zu ihr um. »Ich hätte dich letzte Nacht nehmen können, und in der Nacht davor ebenfalls. Gott weiß, dass es mir nicht an Begierde gemangelt hat. Ein Mann hat gelegentlich Bedürfnisse … Aber ich habe es nicht getan.«
    Er schnaubte und bedachte sie mit einem mörderischen Blick. Doch sie zuckte nicht mit der Wimper, was seinen Zorn noch verstärkte.
    »Ich bin in Versuchung, dich beim Wort zu nehmen!« Er stürzte sich auf sie, riss ihr das Plaid herunter und presste sie gegen die Wand. Marion wehrte sich mit aller Kraft und stieß unter dem Mund, der sich ihrer Lippen bemächtigte, erstickte Schreie aus. Dann biss sie kräftig zu. Ebenso heftig, wie er sie attackiert hatte, zog er sich zurück, stieß einen schrecklichen Fluch aus und hob die Hand an seine blutige Lippe. Sein wütender Blick durchbohrte sie. Sie war vollständig eingeschüchtert, und er schenkte ihr ein gemeines Lächeln.
    »Du bist nur ein dreckiger Bastard, Macdonald.«
    Duncan nahm sich einige Augenblicke Zeit, um sich zu fassen,
bevor er ihr antwortete. Seine Stimme klang heiser, aber beherrscht.
    »Ich wollte dir keine Gewalt antun, Marion Campbell, denn eines Tages werde ich dich nehmen, weil du mich darum anflehst.«
    »Nicht in diesem Leben, niemals!«
    Er legte eine Hand auf die Türklinke und lächelte ironisch.
    »Dann eben in einem anderen. Morgen führe ich dich zu Breadalbane, diesem schleimigen Aal. Jetzt verstehe ich auch, warum er sich deiner bedient. Ihr sprecht beide dieselbe Sprache. Gute Nacht, und schöne Träume.«
    Mit diesen Worten stürmte er hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.

    Noch lange starrte Marion auf die Tür. Zutiefst beschämt über ihr schändliches Verhalten vergrub sie dann das Gesicht im Kopfkissen, um das Schluchzen, das ihr die Kehle zudrückte, zu ersticken. Wie hatte sie nur so dumm sein können! Sie hatte sich bei einem Mann aus Glencoe aufgeführt wie die letzte aller Schlampen. Ihr Körper hatte ihren Geist verraten. Doch zum Glück war sie zur Besinnung gekommen, kurz bevor etwas geschah, das unwiderruflich gewesen wäre.
    Es war meine eigene Schuld. Ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen.
    Sie zog die Nase hoch und errötete heftig. Die Erinnerung an seine feuchten, warmen Lippen auf den ihrigen, an seine großen Hände auf ihrer Haut, an diese stoppligen Wangen, die über ihr Gesicht strichen, brannte in ihr wie eine Todsünde. Ein Schauer überlief ihren Körper. Sie schloss die Augen und legte die Finger dorthin, wo sein Mund sie berührt hatte. Sein starker, moschusartiger männlicher Körpergeruch, in den sich subtilere Untertöne von Whisky, feuchter Wolle und Holzrauch mischten, haftete noch an ihrem Hemd und im Bett.
    Ihre Hand glitt zu ihrer Brust, dann zu ihrem Bauch, und schob sich zwischen ihre

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