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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Schenkel. Sie seufzte vor Wohlbehagen. All die Empfindungen, die er in ihr erweckt hatte! Neue Gefühle, berauschend und so wunderbar köstlich, dass es beinahe
schmerzte. Heftig zog sie ihre Hand zurück. War es immer so zwischen Mann und Frau?
    Sie wusste noch nichts von der Liebe. Sie war erst sechs gewesen, als ihre Mutter ertrunken war. Ihr Vater … Über solche Dinge sprach ein Vater nicht mit seiner Tochter. Und was hätte ihr schon die gute, alte Amelia sagen können, die überall nur Schlechtes sah? Natürlich hatte sie schon beobachtet, wie sich Tiere paarten, aber konnte man einen Mann mit einem Deckhengst oder einem Hund vergleichen?
    Voller Wonne und willig hatte sie sich Duncans unendlich zärtlichen Händen überlassen. In diesem Punkt hatte er recht gehabt; und es tat ihr leid, ihm ungerechtfertigte Vorwürfe gemacht zu haben. Doch als sie seine Hände auf ihrer nackten Haut gespürt hatte, da war ihr klar geworden, dass alle Barrieren gefallen waren. Die Ereignisse hatten sich zu schnell entwickelt. Und dabei hasste sie es, wenn sie eine Situation nicht in der Hand hatte. Doch genau das war geschehen. Da war sie in Panik geraten und hatte ihn zurückgestoßen. Ihr Verstand hatte die Kontrolle übernommen, so, als hätte sie eine winzige Stimme, die aus dem Nebel auftauchte, aus der süßen Benommenheit gerissen, in die sie sich hatte fallen lassen.
    Jetzt würde er sie gewiss verachten. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wahrscheinlich war das auch besser so. Sie konnte sich die Torheit nicht erlauben, sich einem Mann hinzugeben, den ihr Clan für den schlimmsten Abschaum der Highlands hielt. Oh! Und dabei hatte sie es sich so sehr gewünscht! Sie war bereit gewesen, ihm ihre Unschuld zu schenken, doch was hätte sie dafür bekommen? Eine leidenschaftliche Liebesnacht, nur um neben einem Mann zu erwachen, der sie verachtete und nichts Eiligeres zu tun haben würde, als jedem, der es hören wollte, zu erzählen, dass er Glenlyons Tochter um ihre Ehre gebracht hatte? Nein, sie würde sich nur jemandem hingeben, der sie wirklich liebte.
    Ein ersticktes Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. Sie besaß wirklich die gespaltene Zunge einer Schlange. Auch damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Sicherlich hätte sie ihm auch auf andere Weise verständlich machen können, dass zwischen
ihnen niemals etwas sein würde! Aber der Drang war stärker gewesen als sie selbst. Ihre Brüder hatten sie gelehrt, sich mit gehässigen Worten zu verteidigen.
    Mit einer energischen Bewegung verscheuchte sie den letzten Gedanken. Sie musste sich auf die Mission konzentrieren, die Breadalbane ihr aufgetragen hatte. Nur noch dem Earl die Informationen, die sie erhalten hatte, von Angesicht zu Angesicht überbringen; und dann konnte sie endlich nach Hause zurückkehren und sich in ihr weich gepolstertes Schneckenhaus flüchten, während die Männer ihre Kriegsspiele betrieben.
    Erneut sah sie die Bilder ihrer Vision vor sich, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Ein leiser Schrei kam über ihre zitternden Lippen, und sie schlug eine eiskalte Hand vor den Mund. Die Schlacht … Sie hatte sie gesehen! Sie hatte alles erlebt, als wäre sie dort gewesen! Der Gestank nach Blut und Schießpulver, die Schreie, das Zischen, mit dem die Klingen durch die Luft fuhren, bevor sie … Duncan, nein! Aber was konnte sie tun, außer für ihn zu beten? Das Schwert der Sassanachs würde grausam zuschlagen, sie hatte es gesehen. All das Blut, das den Tartan von Glencoe dunkel färbte …
    »Ach, Duncan …«, seufzte sie.

Das Leben ist wie ein Festspiel,
bei dem die Menschen die Zuschauer sind.
    Pythagoras zugeschrieben

7
Im Vorzimmer einer Kurtisane
    Schwer ließ ich mich auf den Sack mit gemahlener Gerste fallen. Eine kleine Staubwolke stieg auf, hüllte mich ein und reizte mich zum Husten. Ich war völlig erschöpft. Die Arbeit in der Brauerei beanspruchte einen großen Teil meiner Zeit, und vor dem Winter war noch so viel zu tun. Nachdem die Männer vor inzwischen drei Wochen das Tal verlassen hatten, standen wir Frauen vor einem Übermaß an Arbeit. Die Ernte, das Salzen und Einlegen des Fleisches, und außerdem mussten die Herden ins Tal zurückgetrieben werden…
    Ich hatte sogar mehrfach versucht zu jagen, doch ohne großen Erfolg. Das Rotwild schien zu wissen, dass die Jäger fortgerufen worden waren, um ganz andere Beute zu hetzen; und die Hirsche kamen sogar bis an den Rand unserer Dörfer, um uns zu narren. Daher gaben

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