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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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sagt, dass es dringend ist!«
    Ich hängte die Schöpfkelle an das Fass und legte den Deckel auf. Nachdem ich meinen Kittel ausgezogen und mich ein wenig frisch gemacht hatte, folgte ich Frances ins Haus. Der Mann, der wartend vor dem Kamin stand, wandte sich um, schenkte mir ein höfliches Lächeln und neigte leicht das Haupt.
    »Madam«, sagte er und richtete sich wieder auf.
    Der Unbekannte trug einen langen, braunen Wollmantel von altmodischem Schnitt, der durchnässt und mit Schlamm bespritzt war. Seinen Dreispitz hatte er auf dem Tisch abgelegt, wo
er sich zu einer Reitgerte und einer abgeschabten Ledertasche gesellte.
    »Ihr wolltet mich sprechen?«
    »Ihr seid Mrs. Caitlin Macdonald von Glencoe?«
    »Ja, das bin ich.«
    Er trat zu der Tasche, wühlte darin herum und zog einen versiegelten Brief hervor.
    »Ich habe Anweisung, auf eine Antwort von Euch zu warten«, erklärte er und reichte mir das zerknitterte Schreiben.
    Zögernd nahm ich den Brief entgegen und drehte ihn um. Er trug das Siegel des Hauses Keith, der Earls of Marischal. Also stammte er nicht von Liam, sondern von meinem Bruder Patrick. Von neuem wurde mir flau im Magen. Ich wandte mich an Frances, die mich beunruhigt musterte.
    »Biete dem Boten etwas zu trinken an, Frances. Und auch zu essen. Gewiss ist er hungrig.«
    Dann kehrte mein Blick wieder zu dem Mann zurück, der sich nicht gerührt hatte.
    »Und Ihr seid Mr. …?«
    »Malcolm Marshall, Madam.«
    »Setzt Euch doch bitte, Mr. Marshall.«
    Ich drehte den Brief zwischen meinen Fingern, um ihn von neuem zu untersuchen.
    »Wann hat dieser Brief Edinburgh verlassen?«
    »Ich bin gestern in aller Frühe aufgebrochen, Madam. Ich bin so rasch wie möglich geritten, aber so, wie die Lage nun einmal ist, musste ich mehrmals einen Umweg einschlagen, um mich nicht Auge in Auge mit den royalistischen Truppen wiederzufinden.«
    »Zwei Tage … Bei dem Hundewetter, das wir haben, ist das sogar ziemlich schnell.«
    Er lächelte, dann nahm er vor dem großen Bierkrug Platz, den Frances auf den Tisch gestellt hatte. Zuvor hatte sie ihm seinen Umhang abgenommen und ihn aufgehängt.
    »In der Tat, Madam.«
    Nervös tippte ich mit dem Finger auf den Umschlag.
    »Ich brauche ein paar Minuten, um den Brief zu lesen, dann
komme ich zu Euch zurück.« Ich schickte mich an, den Raum zu verlassen, um auf mein Zimmer zu gehen, doch im letzten Moment drehte ich mich noch einmal zu dem Boten um, der bereits in ein Stück kalten Schinken biss.
    »Sagt mir, Mr. Marshall, wisst Ihr, wo derzeit die Highlander-Armee von General Gordon steht?«
    Der Mann zog die buschigen Brauen hoch, unter denen vor Müdigkeit gerötete Augen lagen, und legte das Stück Schinken, das er sich hatte einverleiben wollen, auf den Teller zurück.
    »General Gordon? Ähem … tut mir leid, Madam, das kann ich Euch nicht sagen. Eines jedenfalls ist sicher; er ist noch nicht zu den Truppen des Prätendenten in Perth gestoßen. Dem Earl of Mar ist es gelungen, die Stadt vor dem Earl of Rothes einzunehmen, mit nur zweihundert Männern unter dem Befehl von Colonel John Hay.«
    »Ich nehme an, das ist eine gute Nachricht für uns.«
    Mr. Marshall strahlte, wobei er eine Zahnlücke sowie einige weitere Zähne enthüllte, die angesichts ihres Zustandes sicherlich bald ebenfalls verschwinden würden.
    »Das ist eine äußerst wichtige strategische Stellung, Mrs. Macdonald! Durch die Einnahme von Perth kontrollieren wir die gesamte Grafschaft Fife, zusätzlich zu dem Gebiet im Norden des Tay.«
    Ich schenkte ihm ein Lächeln, obwohl ich seine Begeisterung nicht teilte. Ganz offensichtlich würde der Aufstand das Land mit Feuer und Blut überziehen, und ich sah wahrhaftig keinen Grund, mich darüber zu freuen. Denn das Blut, um das es ging, war das meiner Männer.
    »Guten Appetit, Sir. Wenn Ihr noch etwas benötigt, braucht Ihr Euch nur an Frances zu wenden.«
    »Danke, Madam.«
    Ich ging davon und schloss mich im Schlafzimmer ein. Langsam faltete ich den Brief auf meinen Knien auseinander. Die Schrift war ungleichmäßig, und an einigen Stellen machten Tintenflecken die Buchstaben unleserlich. Er war ganz offensichtlich in Eile verfasst worden. Dennoch erkannte ich die Schrift meiner Schwägerin Sàra.

    Edinburgh, den 29. September 1715
    Meine teure Caitlin,
    das Schicksal hat mich schwer getroffen. In dem Moment, in dem ich dir diese wenigen Zeilen schreibe, bin ich verzweifelt, und das Herz blutet mir. Vor drei Wochen hat man Patrick in den Kerker

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