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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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unsichtbar. Nur der Hund bellte in seine Richtung und zerrte an der Leine.
    Der Weg führte zum Campo Santo Stefano, vorbei an Cesares Restaurant zu einer schmalen Seitengasse, die in Richtung Markusplatz führte.
    Donno schlüpfte in die Gasse und blieb vor einer Wand neben einem Schaufenster stehen. Still und gespenstisch stand er nur da und wartete, bis sie endlich zu ihm aufgeholt hatten.
    Luca ließ Pippa runter und sah sich um. »Calle del Spezier«, las er auf dem Straßenschild. »Das ist die alte Apothekerstraße.«
    »Früher war das ja auch eine Apotheke«, raunte Donno ihm zu. »Hier wurde Himmelsarznei hergestellt. Ich habe immer zugeschaut. Es war ein richtiges Schauspiel. Drei Tage wurden die Zutaten auf dem Campo ausgestellt, riesige Gefäße mit Gewürzen! Und überall standen Käfige mit lebenden Schlangen herum.«
    Kristina blickte mit Unbehagen zum leeren Platz.
    Irgendwo schlug eine Kirchenglocke. Ein Uhr morgens.
    »Dreizehnte Stunde«, sagte Donno geheimnisvoll. »Kommt mir einfach nach.«
    Er nahm Anlauf, rannte auf die Wand zu – stieß sich mit aller Kraft ab und verschwand, als hätte ihn ein Zauberer weggeschnippt.
    »Wir sollen durch die Wand gehen?«, rief Jan entsetzt aus. »Was, wenn es bei uns gar nicht funktioniert?«
    Und was, wenn er doch lügt und uns dahinter ein Abgrund erwartet?, schoss es Kristina durch den Kopf.
    Pippa machte sich weniger Gedanken. Sie hielt sich die Hände vor die Augen und rannte mit gesenktem Kopf los wie ein kleiner rosa Stier auf ein steinernes Tuch. »Halt!«, rief Luca. Kristina kniff unwillkürlich die Augen zusammen in Erwartung eines Schmerzensschreies, aber als sie sie wieder öffnete, war die Kleine fort.
    »Wir dürfen sie nicht allein lassen!« Luca schnappte sich Kristinas und Jans Hände. »Alle zusammen. Eins, zwei, drei, los!«

Haus aus Gold

    ES WAR VIEL EINFACHER , wenn man sich an zwei Händen festhalten konnte. Luca und Jan zogen sie einfach mit. Wieder glitt sie durch eine Wand, aber diesmal landete Kristina sanft, in einem Echo von Schritten, in kühler Luft und blieb stehen. Wasser plätscherte in der Nähe. Lagunenwellen schwappten verschlafen gegen Stein.
    »Wow«, sagte Luca neben ihr atemlos. »Ich hätte schwören können, wir stürzen in irgendeinen Keller.«
    Na wunderbar, das sagte er jetzt?
    Luca ließ ihre Hand los und knipste die Taschenlampe an. Kristina staunte nicht schlecht. Sie standen auf einem kostbaren Mosaik, das im Mondlicht schimmerte. Kreise, Rauten und verschlungene Bögen erstreckten sich bis zu einer Wand, die ebenfalls mit Mosaiksteinen bedeckt war – aus polierten Steinen gesetzte geometrische Muster. Golden, zartbraun, blau und rosa. Der Kegel der Taschenlampe wanderte weiter und erhellte Säulen und einen prächtigen länglichen Raum, der sich bis zu vergitterten Giebelfenstern erstreckte. Dahinter waren Bogengänge zu sehen und eine Anlegestelle für Boote: Ein Rechteck aus Treppen umfasste Wasser. Und draußen floss der Canal Grande vorbei.
    »Wir sind in der Ca’ d’Oro gelandet«, sagte Luca ehrfurchtsvoll. »Das goldene Haus, der schönste Palast in ganz Venedig. Er ist heute ein Museum und …«
    Er verstummte, als etwas an ihnen vorbeiwirbelte. Wie eine Wolke bauschte sich ein Kleid, ein unhörbares Lachen hallte nur in ihren Köpfen wider. Kristina blinzelte und glaubte, Gestalten zu sehen, eine Festgesellschaft, die tanzte. Masken. Fetzen von ferner Musik schienen von den Wänden widerzuhallen.
    »Seht ihr das auch?«, flüsterte Jan fasziniert.
    Seine Stimme vertrieb den Spuk. Kristina sah ihren Bruder von der Seite an. Im Mondlicht starrte er sehnsüchtig auf die Stelle, an der die Tanzenden eben noch gewesen waren.
    »Die toten Tage sind die magische Zeit der Spiegelbilder«, raunte Donno hinter ihnen. »Sie sind die Abbilder von Menschen aus der Vergangenheit, die sich in den Kanälen gespiegelt haben und seitdem auf alle Zeit in Venedig gegenwärtig sind. Fast jeder kann sie in den Nächten wahrnehmen, wenn er daran glaubt und aufmerksam ist. Sie sind immer in Venedig unterwegs, so wie die Spiegelungen des Wassers überall sind. Ihr müsst keine Angst vor ihnen haben. Nehmt euch nur vor den Schlickleuten in Acht.«
    »Sind sie hier?« Pippa bekam es jetzt doch mit der Angst zu tun. Sie umklammerte Kristinas Bein und Kristina legte ihr beruhigend die Hand auf den zerzausten Haarschopf. Donno warf einen prüfenden Blick zu den Fenstern und schüttelte den Kopf. »Nein. Aber die anderen

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