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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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ist das Auge des Makaro!«, japste sie. »Lila mit Silbereinschlüssen, dasselbe Glas wie das Guckloch bei Nummer dreizehn. Die Möwe, die Nonna angriff, hat versucht, sich die Brosche zu schnappen. Hätte sie sie bekommen, dann wären wir verloren gewesen. Schau!«
    Sie hob die Blüte direkt vor die Fensterscheibe und schob die Schlangenkarte unter die Brosche. Die Schlangen erwachten zum Leben. Fast sah es aus, als würden sie auf der Stelle tanzen. Auf jedem Schlangenkopf stand eine Zahl, die ohne das Glas nicht sichtbar war. Außerdem schien die Stelle sich zu vergrößern, man sah ganz deutlich, auf welche Mauer, welche Treppenstufe, welche Wand die Schlangen zeigten. Luca pfiff anerkennend durch die Zähne. »Die Karte kann also nur durch das Auge des Makaro gelesen werden«, sagte er fasziniert. »Was die Zahlen wohl bedeuten?«
    »Weiß ich noch nicht, aber sieh dir die Schlangen an. Bei dieser hier zeigt die Schwanzspitze nach San Polo in die kleine Gasse hinter der Eislaufbahn und der Kopf reicht genau bis in den Ratssaal im Palazzo Ducale. Und diese hier: Campo Santo Stefano, Apothekerstraße – bis zur Ca’ d’Oro. Es sind die geheimen Wege!«
    Luca klappte die Kinnlade nach unten. »Die Schlangen stehen für die magischen Abkürzungen! Aber dann gibt es ja noch viel mehr von ihnen.«
    Kristina nickte heftig. »Vielleicht hat Violetta die Wege geschaffen. Wenn man alle nutzt, kann man fast überallhin. Und um unser Hotel herum ist ein richtiger Schlangenkranz, hier, ihre Schwanzspitzen berühren sich, sie sehen aus wie eine Sonne. Der Palazzo muss also das Zentrum gewesen sein oder eine Art Portal. Von hier aus konnte man in jeden Stadtteil gelangen. Hier, zwei Schlangen führen sogar mitten aus dem Canal Grande aufs Land. Eine reicht bis in den Innenhof des Dogenpalastes, genau zwischen die zwei Zisternen. Und der zweite Weg führt aus dem Wasser ins Hotel Dandolo. Und zwar an die Stelle, an der heute der Hinterhof ist. Auf dieser alten Zeichnung ist allerdings ein Dach zu sehen, der Hinterhof war also früher Teil des Palazzos, wahrscheinlich ein Zimmer.«
    Luca schluckte. »Deshalb will der Doge also das Auge haben. Er kann das Wasser ja nicht verlassen, sondern muss in den Kanälen bleiben, wie ein Hund, der hinter einem Zaun entlangläuft und nicht angreifen kann. Er hofft, auf diesen Wegen zurück an Land zu gelangen. Aber was nützt ihm das magische Glas ohne die Karte?«
    Kristina nahm Luca die Brosche aus der Hand und hielt sie sich vor das Auge. »Vielleicht braucht er die Karte gar nicht. Man sieht möglicherweise die Geheimgänge direkt durch das Glas.«
    Wie immer musste sie sich mit einer Hand am Fenster festhalten, damit ihr beim Blick nach unten nicht sofort schwindelig wurde. Der helle Platz vor dem Krankenhaus färbte sich durch das Glas zartviolett. Ein klirrend kalter Wind fegte über die Piazza. Die Tauben, die auf dem Reiterdenkmal saßen, verwandelten sich in windzerzauste, aufgeplusterte Federkugeln, aber etwas Magisches konnte Kristina nicht entdecken. Nicht einmal Möwen saßen irgendwo herum. Auch San Zanipolo war von hier aus gesehen nur eine gewöhnliche Kirche.
    »Zeig mir die Stelle, von der aus Donno Pippa ins Gefängnis mitgenommen hat. Vielleicht sehen wir durch das Glas den Eingang zum Geheimgang.«
    Sie zuckten beide zusammen, als das Handy klingelte. Luca war so fahrig, dass es ihm fast aus der Hand fiel. Jan am anderen Ende schrie so laut ins Telefon, dass Luca es ein wenig vom Ohr weghielt. Kristina konnte die aufgeregte Stimme ebenso laut hören wie ihr eigenes Herz, das plötzlich immer schneller pochte.
    »Hol erst mal Luft«, rief Luca. »Was ist los? Sind die Ratten im Haus?«
    »Sara ist nicht mehr da!«, hörte Kristina ihren Bruder wie aus weiter Ferne rufen. »Ich habe aufgepasst, aber sie ist weggegangen, als ich gerade im Keller war. Cesare ist beim Einkaufen. Sara hat einen Zettel dagelassen – sie geht zum Krankenhaus!«
    Kristina wirbelte herum und blickte auf den Platz. Die Spaziergänger hatten ihre Mützen tief ins Gesicht gezogen und hasteten mit gesenktem Kopf in Richtung Café. Und als sei alles, was sich am Kanal abspielte, für alle anderen Spaziergänger unsichtbar, bemerkte niemand, dass eine dunkle Gestalt aus dem Nebel im Wasser aufragte. »Sara!«, flüsterte Kristina.
    Sara stand direkt am Kanal, bis zu den Knöcheln im Wasser. Möwen tauchten aus dem Nichts auf und umschwirrten sie wie eine unheilvolle Wolke. Wie eine Schlafwandlerin

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