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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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ihrem elften Geburtstag. Nach dem Unfalltod ihrer Eltern lebte sie eine Weile bei mir. Beinahe wäre noch ein Unglück passiert, weil ich ihr nicht geglaubt habe.« Sie seufzte schwer. »Dabei wusste ich, dass es um das Hotel spukte. Meine Großmutter hatte mir die Geschichte von Violetta und den Pestkindern erzählt und sie hatte diese alte Familienlegende von ihrer Großmutter gehört. Seit Generationen schützen wir unser Haus aus Tradition mit Silberbändern. Und an den toten Tagen sind wir besonders wachsam. Hotelgäste beschwerten sich oft über Flüstern oder Klopfen an den Fenstern, aber ich sagte ihnen stets, sie würden die Geräusche des alten Hauses und der Stadt einfach nicht kennen. Dabei ächzt und stöhnt das alte Haus tatsächlich, als würde es unter der Last eines Fluches leiden. Viele Gäste kamen deswegen nicht wieder. Aber nie war etwas geschehen und ich wurde leichtsinnig. Als Sara etwas von einem Garten im Hotel erzählte, hielt ich es für eine ihrer kindlichen Spinnereien. Wir haben keinen Garten. Aber dann, eines Nachts, als ich noch bis spät in der Rezeption gearbeitet hatte, hörte ich plötzlich seltsame Kinderstimmen. Und zwischen ihnen Saras Stimme. Sie begann zu weinen, dass es einem das Herz brach. Ich sprang auf und lief diesem Weinen hinterher. Am kalten Luftzug merkte ich, dass eine Tür offen stand. Sara hatte den Schlüssel zur Tür des Brunnenhofes aus meiner Schublade stibitzt und war mitten in der Nacht hinausgegangen. Und dort rauschte Wasser auf der falschen Seite des Hotels!« Nonna hob den Blick von ihren Händen und sah Kristina direkt in die Augen. »Es drückte von unten aus der Zisterne nach oben und hatte den ganzen Hof überflutet. Es hatte eine solche Wucht, dass zwei Bodenplatten zerbrachen – genau dort, wo Sara in ihrem Nachthemd stand. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel, und ich sprang ins kalte Wasser und watete zu ihr, riss sie im letzten Augenblick aus den Fluten und brachte sie in Sicherheit. Sonst wäre sie ertrunken.« Nonna seufzte. »Sie fieberte drei Tage lang und jammerte, dass sie in den Garten wolle. Ich begriff, dass die Geister ihr etwas vorgegaukelt hatten, um das arme Kind nach draußen zu locken. Hinein konnten sie ja nicht. Sofort ließ ich den Hof zumauern, verschloss die Tür für immer und warf den Schlüssel fort. Ich schickte Sara zu Flavio und seiner jungen Frau nach Deutschland, damit sie dort in Sicherheit aufwachsen kann. Das hat sie mir nie verziehen, denn nach dem schlimmen Fieber konnte sie sich an nichts mehr erinnern, und ich fand, das sei auch besser so. Deshalb ist sie Venedig so viele Jahre lang ferngeblieben, und ich wollte ja auch nicht, dass meine Enkel mich im Winter besuchen kommen. Ich schließe sogar das Hotel jedes Jahr in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr auch für die Touristen. Sicher ist sicher. In dieser Zeit bin ich besonders wachsam. Sie sind nie wieder aufgetaucht – bis zu diesem Weihnachtstag.«
    »Du glaubst wirklich, die Kinder wollten Sara damals umbringen?«
    Nonna sank zurück in ihre Kissen, die Augen fielen ihr zu. »Ich weiß, was ich gesehen habe. Das war keine gewöhnliche Überschwemmung, denn es gab kein Hochwasser in der Stadt – es war ein böser Zauber.«

Die Gondel trieb lautlos durch den Nebel. Unter der kleinen Rundbrücke brachte der Dunkle das Gefährt zum Stehen und ließ den Blick über den Platz schweifen. Und tatsächlich: Da war SIE ! Er hatte gewusst, dass sie früher oder später zu dem Klostergebäude kommen würde, das die Menschen in dieser Zeit »Krankenhaus« nannten. Mit langen Schritten überquerte sie die kleine Piazza. Der Wind ließ ihre dunklen Locken, die unter einer roten Mütze hervorschauten, tanzen und zerrte an ihrem Schal. Er wartete, bis sie nahe genug an den Kanal herangekommen war. »Komm zum Wasser«, raunte er dann. Er legte die Worte in den Wind und dieser trug sie wie feine Spinnenfäden davon – zu ihr. Sie wurde tatsächlich langsamer, so als hätte sie für einen Moment vergessen, wohin sie eigentlich wollte. Der Dunkle lächelte. Noch ein Wort von ihm, und sie würde stehen bleiben und sich zu ihm umwenden, ohne ihn zu sehen, ohne zu ahnen, dass sie längst ihm gehörte.
    Doch wieder durchkreuzte jemand seinen Plan. Diesmal waren es nicht die Kinder, sondern ein junger Mann am Steuer eines Bootes. Dunkelhaarig war er und lächelte breit. Er drosselte das Tempo seines röhrenden Gefährts. Es kam in einem Strudel von Wellen zum Stehen und

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