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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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Verzweifelt sah Kristina sich um, aber die Donnole hatten sie eingekesselt. Sie konnten weder vor noch zurück. »Ich habe dir doch gesagt, sie helfen uns nicht«, zischte Luca zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    »Haltet sie fest«, befahl die grässliche Stimme.
    Die Donnole zuckten unter dem Befehl zusammen.
    »Verratet uns nicht«, sagte Kristina flehend. »Denkt an Violetta!«
    »Mit wem redet ihr?«, fragte Sara.
    »Lasst uns durch und kommt mit uns! Im Palazzo seid ihr sicher! Wir können euch beschützen.«
    Kristina nahm den Mund ganz schön voll, aber in ihrer Verzweiflung wusste sie keinen anderen Weg.
    Die Donnole standen wie Statuen, die kleinen Hände zu Fäusten geballt, angespannt wie kurz vor dem Sprung an ihre Kehlen. Kristina sank der Mut. Schon spürte auch sie den Sog des Dunklen, fühlte ihre Beine schwer werden, ihren Kopf schläfrig. Dann flüsterte das Mädchen, das auf den Namen Maria hörte: »Lauft!«
    Kristina wusste nicht mehr, wann sie wieder losgerannt waren. Die schnellen Schritte der Donnole trappelten neben und vor ihr, kleine weiße Sohlen blitzten im Halbdunkel auf. Und hinter ihnen schwoll ein grollender Schrei an, so zornig und drohend, dass sich ihr Herz zusammenzog. »Verräter! Dafür sterbt ihr.« Der Schrei wurde zu einem Donnerschlag, ein Gewitter brach über sie herein.
    Sie sparten sich den längeren Weg zur Hintertür und hetzten zum vorderen Eingang des Hotels. Jan stand schon dort und drückte sich die Nase an der Scheibe der Tür platt. Er wich zurück, als die Donnole auf ihn zusprangen. »Mach auf!«, kreischte Kristina gegen den Sturm an. »Lass sie rein!«
    In diesem Augenblick liebte sie Jan einfach nur dafür, dass er gehorchte. Sie konnte nur ahnen, wie viel Mut es ihren kleinen Bruder kostete, die Glastür aufzustemmen, während draußen die Welt unterging.
    Nur aus dem Augenwinkel sah Kristina einen Gondelkamm aufblitzen. Der Doge war neben ihnen auf dem Canal Grande! Die Krokodilmäuler schienen höhnisch zu grinsen. Und das ganze Wasser war voller Ratten. Sie paddelten auf das Hotel zu, die schwarzen Nasen über Wasser, die Augen wie kleine glühende Lampen im Licht der Blitze. Luca stieß ein überraschtes Keuchen aus und strauchelte über den Riemen, den der Dunkle ihm zwischen die Füße gestoßen hatte. Diesmal war es Sara, die ihn um die Hüfte packte und verhinderte, dass er in den Kanal fiel. Das Wasser schäumte und bäumte sich auf wie ein lebendiger Körper. Sara holte Luft. Ein Schrei ertönte, wie Kristina ihn noch nie aus Saras Mund gehört hatte – voller Wut und Empörung, kämpferisch und gebieterisch.
    »Zurück!«, brüllte sie dem Dogen zu. Eine Welle türmte sich so schnell auf, als wäre etwas unter Wasser explodiert. Ein gieriger Strudel tat sich vor dem Hotel auf, riss zwei angebundene Boote mit sich und zermalmte sie. Sturm fegte eine Welle über den Anlegeplatz herauf und die ergriff die Gruppe, riss sie von den Beinen und spülte sie durch die Tür ins Foyer. Luca rappelte sich sofort wieder hoch. Im Laufen half er Jan auf die Beine und die beiden stürzten todesmutig zurück zur Tür und stemmten sich mit der Schulter dagegen. Ächzend drückten sie sie zu. Das Schloss schnappte ein, während schwarze Ratten mit ihren kleinen Pfoten am Glas kratzten. Draußen stieg das Wasser. Es war, als würde man zusehen, wie eine gläserne Badewanne sich rasend schnell füllte. Die Ratten begannen zu schwimmen, Algen und Schiffstrümmer trieben vorbei.
    Die Donnole hatten sich schon nach hinten geflüchtet, jetzt stolperte auch die Gruppe von der Tür weg, ein Stück die Treppe hinauf.
    Schon reichte das Wasser bis zur Türklinke. Und es stieg weiter.
    Mit einem Kometenschweif aus Luftbläschen und paddelnden Ratten wirbelte die Gondel jenseits der Glastür vorbei. Der Doge klammerte sich an sein in den Fluten versinkendes Gefährt, der schwarze Umhang wallte im Wasser wie die Flügel eines riesigen Raben. Ein Blitz ließ das Wasser grün aufglühen. Rinnsale suchten ihren Weg durch die Ritzen an den Seiten der Tür. Lange würde sie dem Ansturm des Wassers nicht mehr standhalten können.
    »Wir werden ertrinken«, flüsterte Luca. »Gleich bricht das Glas.«
    Kristina tastete nach der Karte und dem Auge des Makaro. Ihre Finger bebten so sehr, dass die Schlangen wie Zitteraale auf der Karte hüpften. Der Mittelpunkt der Schlangensonne, dachte sie. Es ist die Treppe.
    Dann fiel ihr Blick auf ihre Hand. Sie war voller Kreidestaub.

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