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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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Plastikhülle, in der das halb zerrissene Blatt mit dem codierten Rezept steckte, und drehte sie um. »Hier, die Zeichnung beweist es!«
    »Ein Unglücksrabe, na und?«, sagte Kristina. »Was hat das mit Fortunato zu tun?«
    Luca lächelte bitter. »Schau dir den Vogel mal ganz genau an.« Er knipste das Nachttischlicht an und hielt das Blatt so davor, dass das Licht hindurchschimmerte. Kristina kniff die Augen zusammen. Jetzt, im Gegenlicht, fiel ihr tatsächlich etwas auf. Unter den dunkelgrauen Kohlestrichen zeichneten sich die dunklen Umrisslinien des Vogels ab, sozusagen die Vorzeichnung. Erst erkannte sie nur komische Striche und Bögen, aber ganz plötzlich bekamen sie einen Sinn. »Der Kopf ist ja ein Buchstabe!«
    »Und zwar ein P «, bestätigte Luca. »Der Körper besteht aus einem kleinen e , die Beine des Vogels sind zwei z und der Schwanz ein i . Pezzi! Und das Ganze übermalt mit zwei Flügeln, auf denen Spinturnicium! steht. Verstehst du jetzt?« Er stieß ein verzweifeltes Lachen aus. »Violetta war so mächtig, dass sie den Dogen ins Wasser bannen und die Kinder von der Pest heilen konnte. Aber sie hat ihre Fähigkeiten auch zum Bösen genutzt und meinen Vorfahren verflucht!«
    »Aber Fortunato hatte doch Glück.«
    »Anfangs ja. Aber dann, innerhalb eines Jahres, verlor er alles, was er hatte. Sein Geschäft ging pleite, weil die Fische seine Netze plötzlich mieden wie Vampire das Kreuz. Er bekam Ärger mit Geschäftspartnern, ein Lagerraum wurde überschwemmt und die Ware verdarb, Geld wurde ihm gestohlen, Handelspartner hauten ihn übers Ohr. Er musste seine Insel verkaufen, das Haus aufgeben und er endete als bitterarmer Mann. Auch seine Söhne hielten sich mehr schlecht als recht über Wasser und so ist es seitdem geblieben. Nach ihm hatte kein Pezzi jemals wieder Glück.«
    Kristina ließ die Plastikhülle in die Schublade zurückfallen, als hätte sie sich daran verbrannt. Ihr fiel ein, was Cesare über die Familie gesagt hatte: Sie sind anständige Leute, aber sie haben einfach kein Glück . Und man musste nur in ihre Wohnung schauen, um zu wissen, dass das stimmte. Trotzdem sträubte sich alles in ihr dagegen zu glauben, dass Violetta so etwas Schreckliches getan haben sollte.
    »Seit Generationen rinnt das Glück uns durch die Finger«, fuhr Luca fort. »Ziehen wir in ein Haus, stürzt es zusammen oder brennt ab ohne jede Schuld. Kaufen wir ein Boot, nimmt der Sturm es mit. Eröffnen wir ein Geschäft, geht es sofort pleite. Schmuck geht verloren, neue Kleidung bekommt durch die dümmsten Zufälle Flecken oder Risse. In keiner Wohnung bleiben wir länger als ein halbes Jahr, weil irgendetwas Blödes passiert. Neulich wurde uns die Wohnung wieder mal gekündigt, weil das Haus plötzlich einen Wasserschaden hat. Und es dauert nicht mehr lange, bis meine Eltern sich schon wieder überlegen müssen, woher das Geld kommen soll. Mein Vater und meine Mutter haben durch unglückliche Zufälle, für die sie nichts konnten, mehr Arbeitsstellen verloren, als ein ganzer Bus voller Leute im ganzen Leben haben wird. Das Unglück der Pezzis ist so legendär, dass uns kaum noch jemand eine Wohnung vermietet oder Arbeit gibt.« Er seufzte. »Mein Vater träumte immer davon, ein Wissenschaftler zu sein. Aber unsere Träume scheitern am Pech der Pezzis. Wir werden immer bitterarm sein und das Glück läuft vor uns weg.«
    Erschüttert betrachtete Kristina den Unglücksraben. Langsam dämmerte ihr, was Donno damit gemeint hatte, als er Luca einen Erwachsenen nannte. Er konnte nie so unbeschwert sein wie andere Zwölfjährige. Er arbeitete, um seine Familie zu unterstützen, und musste stets das nächste Unglück fürchten. Und komischerweise fühlte Kristina sich schuldig, obwohl sie gar nichts dafür konnte. Aber wenn es tatsächlich Violetta gewesen war, die dieses Unglück herbeigerufen hatte …
    »Wir müssen herausfinden, wie man diesen Fluch aufheben kann!«, rief sie.
    »Was glaubst du, was ich die ganze Zeit versuche?«, murmelte Luca.
    Er wirkte mutlos, aber Kristina fasste ihn an den Schultern und sah ihm in die Augen. »Wir helfen dir und die Donnole sind auch noch da. Sie kannten Violetta. Wir werden alle geheimen Wege erforschen und Hinweise suchen. Irgendwo finden wir etwas.«
    Luca fragte verwundert: »Warum ist es dir so wichtig? Das ist doch nicht mehr euer Problem. Der Doge ist besiegt, ihr seid außer Gefahr.«
    »Warum?«, rief Kristina empört. »Weil wir Freunde sind!«
    Und endlich

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