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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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glitt ein Lächeln über Lucas Gesicht. »Freunde, ja, das stimmt.« Es klang fast ein wenig erstaunt. Sein Blick schweifte zu der kleinen goldenen Uhr. »Oje, ich muss nach Hause, das gibt sonst richtig Ärger. Mein Vater ist ohnehin nicht gut auf mich zu sprechen, weil ich in seinem Bücherschrank herumgeschnüffelt habe. Und er wundert sich schon, wo ich die ganze Zeit bin.« An der Tür drehte er sich noch einmal zu Kristina um und schenkte ihr ein schiefes Grinsen. »Bis morgen, pazzarella – verrückte Vianello!« Kurz darauf hörte sie seine Schritte auf der Treppe poltern.
    Nachdenklich ging sie hinunter zu den anderen.
    Sara hatte sich auf dem Bett ausgestreckt, Jan lag an sie gekuschelt, und die Donnole waren um sie herum eingeschlafen, aneinandergeschmiegt wie Kätzchen. Sara lächelte und klopfte auf die Bettdecke. Kristina kroch zu ihr und lehnte den Kopf an Saras Schulter. Nach all dem Schrecken tat es gut, sich zu ihrer Tante flüchten zu können. Lucas Entdeckung hatte ihr das Herz schwer werden lassen. War Violetta wirklich so grausam gewesen? Sie musste wieder an das Märchen über die Aquana denken. Hatte die Aquana nicht einen Fischer geliebt?
    »Ich erinnere mich wieder«, flüsterte Sara ihr da plötzlich lächelnd zu. »Ich habe mit ihnen gespielt, als ich in deinem Alter war. Ich träumte oft von einem Garten, von Statuen, die aus weißem Stein gemeißelt waren, von Rosen und Palmen und einem Granatapfelbaum mit goldenen Früchten.« Sie gähnte so wohlig, als würde sie sich immer noch an diesem wunderschönen Traum erfreuen. »Die Donnole versprachen mir, den Garten zu suchen, und ich folgte ihnen in den Hof, aber da waren keine Palmen. Ich war so enttäuscht, dass sie ihn nicht gefunden hatten, dass ich anfing zu weinen.« Ihre letzten Worte waren nur schläfriges Gemurmel.
    »Sara?«, flüsterte Kristina. »Glaubst du, dass du das Wasser …«
    Aber ihre Tante war nun ebenso tief eingeschlafen wie Jan. Kristina strich Sara vorsichtig über die Wange und zog ihr die rote Mütze vom Kopf. Etwas war seltsam: Saras dunkles Haar ringelte sich um ihr Gesicht. Nur an der Schläfe war eine Strähne plötzlich ganz weiß.

Makaro

    ALS KRISTINA AM NÄCHSTEN MORGEN ERWACHTE , schien ihr die Sonne ins Gesicht. Sara war fort, ihr Bruder war nachts auf ihre Seite gerobbt und lag leise schnarchend neben ihr. Und oben auf dem Kristalllüster hockte Donno und baumelte mit den Beinen.
    »Guten Morgen!«, rief er fröhlich. »Na endlich wacht ihr auf.« Mit einem lautlosen Satz landete er wie eine Katze auf allen vieren.
    »Wir sind eingesperrt.« Ungeduldig deutete er auf das Silberband am Fenster.
    Jetzt gähn te auch Jan und setzte sich auf. Kristina sprang aus dem Bett, wickelte eilig das Perlenband ab und öffnete das Fenster. Als sie sich umwandte, zuckte sie vor Schreck zusammen: Die anderen Donnole krabbelten wieselflink über die Decke, saßen über der Tür und auf den Schränken und hangelten sich am Bettbaldachin entlang. Jetzt kletterten sie nach unten und aus dem Fenster. Nur Donno blieb noch. »Danke!«, sagte er schlicht.
    Jan grinste glücklich über das ganze Gesicht. Aber Kristina, die immer noch an Fortunatos Geschichte dachte, hatte noch etwas auf dem Herzen.
    »Donno?«, fragte sie, bevor der Junge aus dem Fenster gleiten konnte. »Hat Violetta … hat sie einen Fischer gekannt?«
    Donno runzelte angestrengt die Stirn. »So einige. Mit einem hat sie auch mal getanzt. An Karneval. Das war ein halbes Jahr, nachdem ihr alter Mann gestorben war, der Doge Dandolo.«
    »Wie hieß der Fischer?«
    Donno hob ratlos die Schultern. »Jedenfalls war er ziemlich groß und hatte grüne Augen.« Er lächelte, in Erinnerungen versunken. »An diesem Tag waren meine Eltern mit mir beim Karneval. Im Innenhof des Dogenpalastes gab es am letzten Sonntag des Festes immer eine Stierhatz. An diesem Tag wurden auf vielen Plätzen der Stadt Stiere freigelassen. Metzger fingen sie dann mit Hunden ein und das Fleisch der Stiere wurde an die Armen verteilt – an die Waisen und die Kranken in den Hospitälern und auch an die Büßer im Gefängnis. An diesem Tag sollte es allen gut gehen.«
    »Nur den Stieren nicht«, bemerkte Jan.
    Kristina schüttelte sich. Was für ein barbarischer Brauch. Sie stellte sich lieber nicht vor, was die Tierschützerin Sara dazu sagen würde.
    »Ich habe noch eine Weile den Leuten beim Feiern zugesehen«, erzählte Donno weiter. »Und da hat Violetta mit dem Fischer getanzt. Er war

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