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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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den Strahl der Taschenlampe im Raum herumwandern. »Irgendeinen Hinweis, was Violetta hier zu suchen hatte. Der Geheimgang muss doch aus einem bestimmten Grund genau auf diese Insel geführt haben.«
    Aber im Kirchenraum fanden sie nicht den kleinsten Anhaltspunkt. Schließlich gingen sie nach draußen und umrundeten die kleine Insel. Es platschte verdächtig im Wasser und Kristina schielte ständig nervös ans Ufer. Aus irgendeinem Grund spielten sich in ihrem Kopf ständig Filmszenen wie in einem Horrorfilm ab – dunkle, schlammige Gestalten, die ihnen den Rückweg zum Tor abschnitten, zum Beispiel. Oder die Szene, wie das Wasser sich aufbäumte und plötzlich Zähne bekam.
    Luca hatte ihre Gedanken wohl erraten. »Hast du das Ungeheuer schon gesichtet?«
    »Hör auf, mir Angst einzujagen!«, zischte Kristina. Aber ihr Freund lachte nur leise.
    »Stadtkind«, sagte er spöttisch. Kristina wurde erst jetzt richtig bewusst, dass Luca einer sehr alten Fischerfamilie entstammte. Wahrscheinlich fühlte er sich auf solchen Inseln am Wasser so sehr zu Hause wie sie sich in einer Wohnung. Jedenfalls hatte er deutlich weniger Bammel beim Anblick von unergründlichen schwarzen Wassern.
    »Luca?«
    »Hm?«
    »Hast du schon mal was von den Aquanen gehört?«
    »Logisch. Glaubst du, wir sehen heute welche? An diesen magischen geheimen Plätzen scheint ja alles möglich zu sein.«
    Kristina leckte sich nervös über die Lippen. »Vielleicht sehen wir sie schon jeden Tag, ohne es zu wissen.«
    »Hm, lass mich raten: unsere nette Nachbarin, die jeden Tag am Fenster hängt und den Leuten das Ohr abkaut?«
    »Mach dich nicht darüber lustig! Könnte es sein, dass Violetta eine Aquana war? Immerhin kannte sie einen Fischer – deinen Vorfahren.«
    Luca lachte. »Na, wenn das reicht, um eine Wasserfrau zu sein, dann ist Venedig voll von ihnen.«
    »Ich meine Sara!«, platzte Kristina heraus.
    Endlich verging Luca das Feixen. »Was? Wie kommst du denn darauf?«
    »Immer wenn eine Aquana weint, überschwemmt das Hochwasser die Stadt. Das hat mein Vater mir erzählt. Ich weiß, es ist nur ein Märchen, aber überleg doch mal: Als das Wasser vor zwölf Jahren den Innenhof überschwemmte, hatte Sara zuvor geweint. Und vor ein paar Tagen stand sie am Kanal und weinte auch, aus Liebeskummer. Ich habe selbst gesehen, wie schnell das Wasser gestiegen ist. Gestern hat sie geschrien und eine Riesenwelle hat den Dogen erfasst. Es sah fast so aus, als … hätte sie das Wasser zu Hilfe gerufen.«
    Luca war stehen geblieben. Das Mondlicht hatte alle Farbe aus seinem Gesicht gestohlen, nur die Augäpfel glänzten bläulich, als sei er ebenfalls ein Geist. »Hm, wir haben uns ja noch über die Welle gewundert.«
    Kristina nickte eifrig. »Eben. Und seit gestern hat sie eine weiße Strähne im Haar. Violettas Haar ist in der Nacht, als sie starb, weiß geworden, fast so, als würde es ihr die Kraft rauben, wenn sie ihre Magie einsetzt.«
    »Dann hätte es sie damals sehr viel Kraft gekostet, den Dogen ins Wasser zu bannen.«
    Zu viel?, dachte Kristina. Sie räusperte sich und fuhr fort: »Im Märchen lernt die Wasserfrau den Fischer kennen und macht ihn reich. Und Violetta hat Fortunato gekannt und sogar mit ihm getanzt.«
    »Violetta hat Fortunato aber arm gemacht, nicht reich«, erwiderte Luca verärgert. »Und uns dazu. Wir werden ewig unglücklich sein, wenn ich nicht herausfinde, wie ich Violettas Fluch aufheben kann.«
    Es klang fast wie ein Vorwurf an Kristina. Und sie wusste nicht, warum, aber diesmal regte sich in ihr Widerspruch.
    »Ihr habt kein Glück – aber ihr seid nicht unglücklich«, sagte sie. »Das ist etwas völlig anderes.«
    »Du erzählst mir, was Unglück ist?«, fuhr Luca sie an. »Du bist eine Vianello und lebst in einem Palazzo – du hast doch keine Ahnung, wie es ist, arm zu sein!«
    »Erstens haben wir in Deutschland keinen Palazzo – wir sind vielleicht nicht arm, aber unser Vater reist sogar bis nach Afrika, um Arbeit zu haben. Und wenn einer herumheulen könnte, dass er unglücklich ist, dann wäre das Jan. Du kannst dich nämlich glücklich schätzen, und zwar, weil du deine Familie hast! Niemand ist gestorben, niemand ist krank, und ihr haltet immer zusammen. Meine Mutter ist tot, mein Vater hat seitdem kaum mehr gelacht und Jan gibt sich die Schuld daran.« Sie musste Luft holen, so sehr hatte sie sich in Rage geredet. »Vielleicht hat Violetta euch tatsächlich verflucht und euch Pech beschert – aber alles

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